Credit: Matthias Merz imSalon

03.11.2023

„Ich verlange 2 Euro pro Minute fürs Zuspätkommen.“

Felix Hohleich ist einer der coolsten Barber und neuerdings auch der Beste in Köln. Warum Zuspätkommende gern 2 Euro pro Minute zahlen und er Toupets als gewinnbringende Alternative sieht …

Im Gespräch mit Katja Ottiger 

Bei dir hat sich einiges verändert, du hast einen neuen Salon, den du mit einem Angestellten betreibst. Mit interessanter Namenswahl, wie ich finde ...
FH:
Ja (lacht), der heißt „BESTN“. Ich wollte wenig Geld für Google ausgeben und habe mich gefragt, wie ich heißen könnte, damit ich gut gefunden werde. Wenn die Leute „bester Barbershop Köln“ eingeben, dann bin ich die Nummer eins und das bringt tatsächlich sehr viele Neukunden (lacht).  

„Toupets können eine gute Alternative zur OP sein.“

Deiner Live-Performance beim gfh Zweithaar Event mit ►Contact Skin habe ich entnommen, dass Toupets bei deinen Kunden bisher kein Thema waren?
Felix Hohleich:
Auch bei mir waren Toupets kein Thema. Ich kenne Toupets eher von TikTok-Videos aus dem asiatischen Raum und hatte bisher überhaupt keine Berührungspunkte damit. Ich war immer für Transplantationen, ich selbst habe super Ergebnisse von Transplantationen gesehen und auch meine eigene ist sehr, sehr gut geworden. Aber ich muss sagen: Toupets könnten eine gute Alternative zu einer OP sein.

Wird es künftig Toupets bei dir geben?  
FH:
Wir sind auf Männer spezialisiert und wenn man zukünftig mehr Umsatz machen möchte, sollte man das Thema auf jeden Fall ins Auge fassen.

Bei dir zahlt man für Schnitt, Bart und Augenbrauen 80 Euro. Wie ist das mit den Männern und Eyebrow-Service?
FH:
Auch die Männer sind eitel geworden. Überall sind Handys, überall sind Kameras, überall ist Social Media, man kommt nicht dran vorbei. Wenn ich in den Drogeriemarkt gehe und sehe, wie viel Shampoos und Deos es für Männer gibt, die geben richtig viel Geld aus. Da wäre ich auch wieder an dem Punkt, an dem ich meinem Ausbilder widersprechen muss, der meinte: Nur mit Herrenhaarschnitten wirst du niemals Geld verdienen!

„Nicht gegen Frauen, sondern für Männer.“

Du schneidest keine Frauen, in deinem Laden sind wir gar unerwünscht …
FH:
Ich mache nur Männer, bin 2 bis 3 Monate im Voraus ausgebucht. Mein Laden ist nicht gegen Frauen, sondern für Männer! Aber tatsächlich hatte ich im Damenfach eine Eins im Zeugnis, habe aber damals schon gesagt: Nach meinem Prüfungshaarschnitt werde ich nie wieder eine Dame bedienen!

Du bildest nicht aus. Warum nicht?
FH:
Da müssten erst einmal die Ausbildungsverordnungen geändert werden, sodass man eine Barbierausbildung mit dem gesamten Treatment für den Mann wie Schnitt, Bart, Farbe und ja, vielleicht auch Toupet, machen kann. Und daneben explizit eine Damenfachausbildung. Solche Techniken, wie beispielsweise Balayage im Damenfach, benötigen heutzutage mehr Spotlight.

Wenn ich einem 16-Jährigen erzähle, dass er, bevor er in meinem coolen Laden arbeiten kann, erst einmal Dauerwelle wickeln lernen und drei Jahre lang auch Damenfrisuren machen soll – das bekomme ich bei dem doch niemals verkauft. Die Jungen sehen bei Instagram die coolen Männerfrisuren und das wollen sie machen - und sorry, nicht einer Oma die Haare aufdrehen.

In deinem ersten Salon waren die Spielregeln: Kommst du zu spät, machst du Liegestütze. Heute verlangst du Geld fürs zu Spätkommen?
FH:
Genau! 2 Euro pro Minute.

„2 Euro pro Minute fürs Zuspätkommen.“

Pro Minute?
FH:
Ja, und die Kunden zahlen das gern, weil sie das Projekt gut finden. Wir spenden alles an den Fußballverein Germania Zündorf Inklusion, dessen Trainer Gökhan Erdek sogar Sportler des Jahres der Stadt Köln wurde.

Du verbringst täglich 3 - 4 Stunden auf Social Media!? Was schaust du da?
FH:
TikTok, das meiste natürlich Haare und Barber. Viele Asiaten und viele Amerikaner. Z.B. „HD Cutz“ aus England, der macht alle coolen Promis und Fußballer und natürlich „A-Star Barber“. Die sind die Créme de la Créme der Branche, an denen gehts nicht vorbei. Die sind bei Real Madrid, bei Barcelona, Manchester City … da sind die mit auf dem Base und machen den Jungs noch die Haare vor dem Spiel - das ist schon sehr interessant.

Und wie oft postest du selbst?
FH:
Einmal am Tag. Das musst auch, sonst gerätst du in Vergessenheit und das ist da schlimmste, was uns in unserem Beruf passieren kann.
 

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