Michael Schmitz in seinem Salon ein Jahr nach der Flutkatastrophe | Credit: privat

15.07.2022

1 Jahr Flutkatastrophe - Michael Schmitz: Wir arbeiten noch im Ersatzsalon

Ein Jahr Flutkatastrophe, die die Menschen vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz besonders hart traf. Wir schaut es bei Salon Schmitz heute aus?

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2022 jährt sich die „Jahrhundertflut-Katastrophe“ in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum ersten Mal. Auch Salon Schmitz in Olzheim in der Eifel war vom Hochwasser betroffen, ►imSalon berichtete. Wie sieht es heute, ein Jahr später dort aus?

Michael Schmitz im Gespräch mit imSalon
 

Friseursessel, Regale und Spiegel vor einer Ziegelmauer | Credit: Privat
Salon Schmitz Ersatzsalon in einer alten Werkstatt | Credit: Privat

Herr Schmitz, wie geht es Ihnen ein Jahr nach der Katastrophe?
Michael Schmitz:
Wir arbeiten immer noch im Ersatzsalon, den wir in einer alten Werkstatt eingerichtet haben. Unser Salon ist immer noch im Rohbauzustand und die Arbeiten stehen derzeit mehr oder weniger still. Unser Salon stand zwar „nur“ 10 cm unter Wasser, aber es musste vieles neu gemacht werden. Die Wände, Boden und der Estrich wurden ausgebaut und die komplette Elektroinstallation, die Lüftung sowie die Heizung müssen erneuert werden.

Warum stehen die Arbeiten still?
MS:
Wir warten auf den Elektriker und bis der kommt, kann es August bis September werden.

Wie sieht es mit der Übernahme der Kosten aus? Sprang die Versicherung ein?
MS:
Da hatten wir keine Probleme. Wir sind bei der Signal Iduna mit einer Meisterpolice versichert. Das ist schon eine wirklich gute Sache!

Friseurunternehmer Michael Schmitz im Rohbau seines Salons.
Michael Schmitz im Rohbau | Credit: Privat

Wie geht Ihnen, wenn Sie von Unwettermeldungen, auch andernorts, hören?
MS: Man ist natürlich sensibler geworden und leidet mit, wenn man von Trockenheiten und Fluten in anderen Regionen und Ländern hört.

Gibt es ein Learning aus der ganzen Hochwasser-Situation, was Sie ändern werden?
MS:
Ja, natürlich, viele werden jetzt eine zusätzliche Sicherheit an die Türen bauen, aber letztendlich gibt es keinen Schutz, denn selbst wenn vor der Tür meterhoch das Wasser steht und nicht rein kann, dann drückt es sich durch Zu- und Ableitungen im Gebäude.

Wie blicken Sie rückblickend auf das Unwetter, wie waren Sie vorbereitet?
MS:
Wissen Sie, es wurde ja gewarnt. Es hat jeder mitbekommen, dass gewarnt wurde, aber es hat schlichtweg keiner mit einem solchen Ausmaß gerechnet. Wir hatten hier in den letzten 100 Jahren kein Hochwasser, es nicht damit zu rechnen, dass sich alles so zuspitzt.

Haben Hilfsaktionen Sie erreicht?
MS:
Ja, wir haben in der Hochphase viel Hilfe erhalten. Und finanziell war die Hilfe vom Zentralverband für uns bedeutend, das ging super unbürokratisch und schnell. Auch Hilfen vom Staat kamen sofort und deckten den ersten Verlust ab. Mein besonderer Dank gilt dem Landesverband Friseure Rheinland. Die Innung ist proaktiv auf uns zugekommen. Wir haben eine ganz tolle Innung hier, ich bin da wirklich stolz, denn das war eine große Kraft und Hilfe für uns Friseure. Denen gilt ein großes Lob und Dankeschön!
 

Salon Schmitz in Olzheim am Abend des 15. Juli 2021 | Credit: Privat

Flut und Corona - wie hat sich das auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
MS:
Wir hatten ursprünglich drei Salons, zwei davon sind mittlerweile geschlossen. Die Corona-Hilfen mussten wir zurückzahlen. Aber auch die Personal-Situation hat uns keine andere Wahl gelassen.

Wie ist die Personalsituation?
MS:
Das Personal ist stark geschrumpft, wir waren alles in allem zu lange geschlossen. Vor Corona hatten wir 19 Mitarbeiter, mittlerweile sind es vier. Die Corona-Situation hat einiges dazu beigetragen, aber auch die Schwarzarbeit während Corona hat vieles weggenommen. Leider schneiden sich die Friseure so den eigenen Beruf kaputt.

Sind Sie selbst eigentlich auch in der Handwerkerschaft?
MS
: Ja absolut und ich verstehe Friseure nicht, die das nicht tun! Und ich muss hier ein großes Danke an Guido Wirtz aussprechen, der unser Handwerk vertritt!

Lieber Herr Schmitz, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die baldige Neueröffnung Ihres Salons.