10.03.2023
Patricia Foletarova: Nur Mundpropaganda und Instagram, trotzdem ausgebucht
Ihre Ausbildung machte sie in Bratislava, dann folgte eine Anstellung in Wien. Nun setzt sie mit ihrem Salon-Konzept „Space“ auf Underground-Vibes in einem Co-Working-Studio, geteilt mit einer Fotografin. Das funktioniert.
Im Interview mit Juliane Krammer
Patricia, du hast dein Handwerk in der Slowakei gelernt. Wie sieht dort die Ausbildung aus?
PF: Mit 14 startete ich in der Berufsschule in Bratislava. Drei Jahre lang lernte ich Theorie und hatte Praxiseinheiten wöchentlich alternierend. Zusätzlich machte ich danach eine 2-jährige Kosmetik-Ausbildung inklusive Matura-Abschluss.
Findet die Praxis in einem Lehrbetrieb statt?
PF: Nein, es gibt einen eigenen Schul-Salon. Kundinnen und Kunden müssen mehr Zeit einberechnen und zahlen dafür weniger.
Wann hast du dich dazu entschieden, in Österreich zu arbeiten?
PF: Nach meiner Ausbildung war ich für drei Jahre in einem Salon in Bratislava angestellt. Ich wollte aber mehr sehen und mich weiterentwickeln, eine neue Sprache lernen.
Wie hat sich die Jobsuche in Österreich gestaltet?
PF: Es hat ein Jahr lang gedauert, bis ich endlich einen passenden Salon gefunden hatte. Dass ich nur Slowakisch und Englisch sprach, war für viele Salons ein Problem. Meine Homebase in Wien war dann bei Franz und Gloria. Dort hat es geklappt. Es war eine tolle Zeit.
Nun schlägst du ein neues Kapitel als Selbstständige auf. Warum?
PF: Ich bin queer und wollte einen genderneutralen Space zum Haareschneiden kreieren und einen Ort schaffen, an dem ich mich selbst wohlfühle. Als queere Person hatte ich oft das Gefühl, es gibt nicht den Salon, in den ich wirklich reinpasse. Normale Salons waren mir oft zu feminin, Barber-Konzepte waren maskulin und es ist nicht so einfach, als Stylstin, den gleichen Respekt zu bekommen, wie Kollegen. Seit August teile ich mir mit einer Fotografin die Räumlichkeiten in Wien Leopoldstadt. Ich habe einen kleinen Raum, aber insgesamt gibt es viel Fläche. Diese soll später für Ausstellungen genutzt werden. Es gibt in meinem Salon keinen Stress, sondern ein Zuhause-Gefühl. Ein Stuhl – und wir schneiden.
Und das Konzept geht auf?
PF: Ja, absolut! Ich bin voll ausgebucht. Mein Salon soll ein Ort der Inklusion sein, ohne Unterschiede. Wir alle sind Menschen mit Haaren. Deswegen führe ich ein genderneutrales Konzept und dementsprechend ist auch die Preispolitik.
Wie viel verlangst du für einen Schnitt?
PF: Ein Schnitt bei mir kostet für alle 46 Euro.
Du hast keine Webseite und betreibst auch kein Marketing. Wie kann das funktionieren?
PF: Ich habe Kundschaft von früher, die seit Jahren loyal ist. Der Rest kommt über Mundpropaganda und Instagram - dort bin ich als scissorzwizard zu finden. Extra Werbung ist nicht notwendig. Irgendwie hat mein Salon Space einen Underground Vibe. Vielleicht ist der Weg länger, aber es funktioniert.
Wie sind deine Öffnungszeiten?
PF: Ich biete von Montag bis Freitag Termine an. Manchmal öffne ich auch an Samstagen. Es gibt aber keine Laufkundschaft.
Willst du zukünftig ausbilden?
PF: Wenn es weiterhin super läuft, möchte ich einen größeren Raum für weitere Stylisten und Stylistinnen schaffen.
Danke für den Einblick, Patricia, und alles Gute für die Zukunft!