25.11.2022
Hannes Steinmetz: Schließen andere, ist ein guter Moment neu zu eröffnen
Hannes und Vanessa Steinmetz siedeln seit 5 Jahren im Hochpreissegment á la Boutique-Hotel, nun eröffnen sie in Wien einen neuen Salon und setzen der Teuerung entgegen.
Der Privatsalon als krisenfestes Konzept, „nachwachsende“ Mitarbeiter*innen aus eigener Ausbildung und der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten auch für Jugendliche.
Ein Gespräch mit Katja Ottiger
Hannes, ihr habt in gerade feierlich euren zweiten Salon eröffnet. Warum jetzt, während alle von Krise sprechen, die Teuerung in aller Munde ist?
Hannes Steinmetz: Weil wir erlebt haben, dass unser Konzept des Privatsalons einen Sicherheitsaspekt ausströmt, der gut wahr- und angenommen wird. Wir haben deutliches Wachstum bei Kunden und Umsatz und mit diesem Erfolg entwickeln sich auch unsere Lehrlinge positiv. Wir nutzen die Gunst der Stunde, um auf der einen Seite den nachwachsenden Talenten Möglichkeiten und Karrierechancen zu bieten und auf der anderen unseren kommerziellen Erfolg zu steigern. Oder einfach unternehmerisch denkend gesagt: Wenn andere sich überlegen, einen Salon zu schließen, ist ein guter Moment, einen Salon zu eröffnen.
Der Standort ist abseits der Innenstadt – was spricht dafür?
HS: Weil das eine der schönsten Wohngegenden Wiens ist und wir hier die Kundschaft finden, die unser Konzept schätzen wird. Wir haben lange gesucht und verschiedene Objekte geprüft. Den Expansionswunsch gab es schon vor der Pandemie, aber kein konkretes Datum und durch die Lockdowns waren wir, ehrlich gesagt, auch happy, dass es sich erst jetzt konkretisiert hat.
Ihr setzt auf das Konzept „Privatsalon“. Was heißt das?
HS: Es ist mir wichtig, Friseurerlebnis auf einem Niveau zu bieten, das der gesamten Branche hilft - als positives Beispiel dafür, was Friseur sein alles kann. Und das zeige ich gern her.
Wie am vergangenen Wochenende bei der ►Wella DACH Partner-Tagung?!
HS: Richtig. Ich habe alle in den Privatsalon Steinmetz-Bundy am Opernring eingeladen, um über unser Konzept zu erzählen. Im Prinzip ist das nichts Neues, aber in der Gesamtheit ist es einfach gut überlegt. Das, was wir als Privatsalon bezeichnen, ist nichts anderes als in der Hotellerie das „Boutique-Hotel“…
„Die Teuerung zieht die Erwartungshaltung an.“
Also exklusiv, stylisch top und mit hohem Service. Macht die Teuerung keine Angst?
HS: Privat mache ich mir natürlich meine Gedanken, aus kaufmännischer Sicht habe ich keine Angst. Im Hochpreissegment, in dem wir tätig sind, ist die Auswirkung für unsere Kunden nicht so schmerzvoll. Wir verwöhnen unsere Gäste, geben unser Bestes, zahlen unsere Mitarbeiter gut, haben die besten Produkte und Geräte, das muss einen höheren Preis haben, alles andere wäre absurd.
Wichtig ist, dass es „preiswert“ bleibt und dafür müssen wir uns sehr anstrengen. Ich glaube schon, dass durch die Teuerung die Erwartungshaltung anziehen wird. Es wird der gewinnen, der die beste Leistung erbringt. Das gilt für alle Branchen, wie beispielsweise in der Gastronomie: Das gute Essen und der gute Wein ist nur die Hälfte, der Service muss genauso gut sein. Dann sind die Leute bereit, den Abend im Lokal, zu verbringen. Das ist beim Friseur genau das gleiche.
Ihr habt in euren beiden Salons nun 16 Mitarbeiter. War es einfach, neue Mitarbeiter zu finden?
HS: Zwei weitere mögliche Teammitglieder sind im Bewerbungsverfahren. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen aus der eigenen Ausbildung nach, sie kennen uns von früher oder haben zum Teil ihre Ausbildung bei Bundy Bundy gemacht. Nach Unterzeichnung des Mietvertrages für den neuen Standort haben wir das Team am Opernring gleich vergrößert, um neue Kollegen für den neuen Salon einzuarbeiten.
Auf welches Arbeitszeitmodell setzt ihr?
HS: Wir setzen schon lange auf individuelle Lösungen, die Menschen- und Mitarbeiterorientiert sind und damit haben wir großen Erfolg. Das würde ich mir übrigens auch für die Ausbildung wünschen.
„Ich wünsche mir Teilzeitmodelle für Jugendliche.“
Teilzeitmodelle für Lehrlinge?
HS: Ja. Ich würde mir wünschen, dass Teilzeitmodelle auch für Jugendliche möglich wären. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Lehrlinge in der Ausbildung 40 Stunden zu beschäftigen. Das kommt dieser Generation nicht mehr entgegen und da muss sich rasch etwas ändern, bundesweit und über alle Branchen hinweg.
Wir brauchen Fachkräfte in allen Bereichen. Der duale Weg ist ein absolutes Erfolgsmodell, aber wenn wir Jugendliche für eine Lehrausbildung gewinnen wollen, müssen die Rahmenbedingungen an die nachwachsende Generation angepasst werden, sonst machen sie die Lehre aus rein ursächlichen Gründen nicht mehr.
Hannes, ich danke dir für deine Zeit, gratuliere zum tollen, zweiten Privatsalon und wünsche euch weiterhin alles Gute!