17.11.2022
Can Avci: Vom Barbershop ins Nationalelf-Team
Can Avci ist Barber der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und war bei EM- und WM-Großevents mit dabei. Was man dafür einpackt, wo geschnitten wird und was ihn überrascht hat, erzählt er im Interview.
Im Interview mit Juliane Krammer
Hi Can, am 20. November startet die WM. Du selbst warst bei der EM 2016 und WM 2018 als Kader-Friseur mit dabei. Wie kam es dazu?
CA: Das hat sich so ergeben … Ich führe drei Salons und seit Jahren kommen zu mir Fußballer, Musiker und auch andere Promis – und wenn man einen guten Eindruck hinterlässt, dann wird man weiterempfohlen. Da der ein oder andere Kunde von mir in großen Clubs spielt, wurde ich davor schon zu Auswärtsspielen „einberufen“. Dann kam eins zum anderen und ich war als Teil des Nationalelf Teams in Frankreich und Russland dabei.
"Davor habe ich jede einzelne Maschine gecheckt und für den Einsatz startklar gemacht."
Was wird alles eingepackt, wenn man zur EM oder WM gerufen wird?
AC: Das erste Mal wusste ich selbst noch nicht, was ich alles einpacken soll. Man ist natürlich aufgeregt. Tatsächlich habe ich dann alles mitgenommen, was ich sonst täglich in meinem Salon brauche. Das ganze Equipment musste mit. Davor habe ich jede einzelne Maschine gecheckt und für den Einsatz startklar gemacht.
Du hast drei Läden, wie handhabt man das während eines solchen Einsatzes?
AC: Ich bin nicht die ganze Zeit vor Ort geblieben, wegen meines Daily Business und auch meiner Familie. Somit bin ich für die Termine hingeflogen.
Nutzten alle Spieler dein Service?
AC: Ich habe fast den ganzen Kader geschnitten und natürlich war auch der ein oder andere Trainer mit dabei. Das war alles super strikt geplant: Training, Interviews, … und dann eben auch der Haarschnitt von mir.
Wo wird gearbeitet? Im Hotelzimmer?
AC: Das deutsche Camp war wirklich gut eingerichtet, um optimal arbeiten zu können. Es gab auch Hoteleinrichtungen mit Salons, die ich nutzen durfte. Aber ich habe die Spieler auch schon in Hotelzimmern frisch gemacht.
Frisurentrends passieren auch oft am Rasen, was zeichnet sich denn für diese WM ab?
AC: Es gab immer Jahre, in denen bestimmte Stilrichtungen geprägt wurden. Vor 10 Jahren sah man viele Irokesen und Mohawk-Looks, Under-Cuts ohne Übergänge, … Jetzt merkt man, dass wieder natürliche Looks auf dem Rasen zurückkommen. Aber einheitliche Trendfrisuren gibt es bei den Spielern meist gar nicht mehr, die wissen schon was sie wollen und haben ihre Signature-Looks.
"Es kommt dann schon mal vor, dass meine Freunde sagen: Jetzt schau dir mal das Spiel an und nicht die Haare der Spieler ..."
Wie siehst du dir ein Spiel an? Liegt der Fokus beim Spiel oder bei den Looks?
AC: Ich habe jahrelang selbst Fußball gespielt. Für mich ist es unglaublich, Kindheitslegenden dank meines jetzigen Berufs zu begegnen. Die Spiele sehe ich mir aufgrund der technischen Leistung an und weil ich eine Leidenschaft für die Nationalelf entwickelt habe … aber ja, sehr oft analysiere ich meine eigene Arbeit, die am Rasen zu sehen ist, oder die von Kolleg*innen. Es kommt dann schon mal vor, dass meine Freunde sagen: Jetzt schau dir mal das Spiel an und nicht die Haare der Spieler (lacht).
Hast du zum Abschluss eine Anekdote für uns?
AC: Ich bin ein Typ, der lässt Geschichten gerne da, wo sie passiert sind. Das ist auch ein Grund, warum viele meiner prominenten Kunden wieder zu mir kommen. Eines kann ich sagen: Sie sind zwar Superstars, machen viel für die Fußballwelt und Deutschland, sind Idole, … aber genauso ganz normale Jungs, die behandelt werden wollen wie du und ich. Ich war selbst überrascht, wie bodenständig alle sind, wenn man über Familie, Freunde, … Alltägliches spricht.
Danke Can für das Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!
Fußballprofis bei Can Avci
Schnappschüsse aus dem Salon (Credit: Can Avci)
Über Can Avci
Barber Can Avci ist Barbier und BaByliss-Ambassador. 2010 gründete der gebürtige Berliner in Kreuzberg seinen ersten Barbershop „Cutbusser“. Mittlerweile führt er mit seinem „Fade Club“ drei Barbershops. Zu seinen Kunden gehören bekannte Wirtschaftsleute, prominente Musiker, Schauspieler und auch Sportler, wie auch die Spieler der deutschen Nationalmannschaft.