15.02.2018
ZV gegen übergreifende Mindestausbildungsvergütung
Die Pressemitteilung des ZV im Original und Kommentar von Raphaela Kirschnick
Schade, dabei konnte man endlich darauf hoffen, einen markanten Schritt bei der Ausbildungsvergütung zu setzen. Die Forderung der GROKO: Einheitliche Ausbildungsvergütung im 1. Ausbildungsjahr von mindestens €635. Ja, davon war die Rede, Schnappatmung bei vielen. Eine Herausforderung für so manchen Salon, ohne Zweifel. Einige Salons zahlen das aber auch bereits.
Dennoch, haben alle mehr Kosten, gehen alle Preise nach oben, überall. Ist das nicht eine logische Konsequenz, die ein Gedankenspiel wert wäre?
ZV Kritik Nr. 1
(vollständige Stellungnahme siehe unten)
"Die Realität der Betriebe wird verkannt."
Stimmt. Nur wie schaffen es Gärtner, Hauswirtschafter, Pferdewirte, Elektriker, Tiermedizinische Angestellte, und viele mehr ( -> siehe Tabelle im aktuellen Spiegel) unisono diese Vergütung zu zahlen. Wir stehen mit diesen Gruppen in der Attraktivität als Ausbilder häufig in Konkurrenz. Ist es da nicht Pflicht das Ziel zu verfolgen, schleunigst dahin zu kommen.
ZV Kritik Nr. 2
"Leistungsfähigkeit von Konzernen und Handwerksbetrieben würden in inakzeptabler Art und Weise vermengt"
Auch das stimmt. Dennoch, hört man sich bei Ausbildungsabbrechern um, lautet es häufig, "Ich gehe lieber ins Büro". Wie begegnen wir Vergleichen, die auf anderer Ebene ganz klar gezogen werden?
Ich weiß, der Zentralverband steht vor keiner leichten Aufgabe, dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir schnellstmöglich Einschnitte benötigen. Diese werden wahrscheinlich weh tun. So wie es bereits heute vielen weh tut, keine Lehrlinge zu finden oder diese nach einem Jahr Investition zu verlieren.
Müssen wir nicht eine grundlegende Entscheidung treffen: Wollen wir langfristig eine Branche sein, die faire Preise für ihre Dienstleistung verlangt? Analog eines jeden Technikhandwerkers, der für die Stunde zwischen €80 und €120 verrechnet, plus Anfahrt, plus Werkstoffe. Wenn wir dahin wollen und ich finde, das hat die Branche, ihre Wertigkeit und solides Handwerk verdient, dann sollten Mindestvergütungen gleichauf mit anderen Branchen kein Thema sein. Und wir wären endlich nicht mehr Schlusslicht am Vergütungshimmel.
RK
Die offizielle Stellungsnahme des Zentralverbandes vom 15.02.2018
Pläne von Union, SPD und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), eine Mindestausbildungsvergütung über alle Wirtschaftsbereiche und Branchen hinweg einzuführen, wie der DGB mit Bezug auf den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD am Montag forderte, stoßen auf die klare Ablehnung des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks (ZV). „Die vom DGB für das erste Ausbildungsjahr einheitlich geforderten 635€ verkennen die Realität der Betriebe unseres Handwerks“, kritisiert ZV-Hauptgeschäftsführer Jörg Müller.
Die Leistungsfähigkeit von Konzernen und Handwerksbetrieben würden in inakzeptabler Art und Weise vermengt. In der Konsequenz bedeute dies, die Betriebe zu überfordern und die Ausbildungsleistung des Friseurhandwerks zu gefährden, so Müller in der morgigen Ausgabe der WirtschaftsWoche.
Der ZV betont gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): Die Höhe der Ausbildungsvergütung spiegelt sowohl die Leistungsfähigkeit der Betriebe in den Handwerksberufen als auch die Schritt für Schritt während der Ausbildung ansteigende Produktivität der Auszubildenden wider. Die erheblichen Unterschiede in den Ausbildungsvergütungen der jeweiligen Branchen machen einen branchenspezifischen Ansatz bei der Festsetzung von Mindestausbildungsvergütungen unter Einbezug der Sozialpartner zwingend erforderlich.
Genau dieses Ziel verfolgt der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks in den aktuellen Gesprächen mit ver.di.