Bodo Hillers | Credit: Stopperka

22.08.2023

Bodo Hillers: Leuchttürme sind gefragt

Die aktuelle Stimmung im Markt zeichnen sich beim Fachgroßhandel besonders deutlich ab, ob Einrichtung oder hochwertiges Handwerkszeug, in vielen Bereichen stagniert die Ausgabebereitschaft. Um so mehr sind Führungspersönlichkeiten mit Werten gefragt, vor allem im Mittelstand.

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Es geht ins zweite Halbjahr, der Sommer ist bald vorbei, wie ist die Stimmung beim Fachhandel?
Bodo Hillers:
Ich glaube, dass wir vor ganz großen Herausforderungen stehen. Mit Wir meine ich, wir Menschen, wir Arbeitgeber, wir Kunden, wir Mitarbeiter. Wir befinden uns in einer Rezession mit großer Inflation, das hinterlässt Spuren.

Was beobachtest Du im Friseurhandwerk?
BH:
In unserer Branche spiegelt sich so noch nicht so wider, weil wir nicht die entsprechenden Preiserhöhungen haben, auch nicht die Umsatzsteigerungen.
Aber viele unserer Kunden berichten von Mitarbeitererwartungen und Forderungen, die nicht zu stemmen sind. In Funk und Fernsehen hört man von gewaltigen Lohnerhöhungen bei Post, Bahn oder Lufthansa und Mitarbeiterinnen*Mitarbeiter fragen sich, warum nicht bei uns.

Lohn in der Friseurbranche sowie Mindestlohn sind insgesamt viel diskutierte Themen. Wie siehst Du die Entwicklung?
BH:
Unsere Umsätze werden durch Leistung gezahlt und steigen nicht entsprechend. Friseurunternehmer müssen schauen, wie sie bei gesteigerten Kosten und teilweise rückläufigen Umsätzen als Unternehmer ihr Geschäft aufrechterhalten. Hier beobachte ich sehr stark, wie wichtig Führungspersönlichkeit geworden ist. Wir brauchen mehr denn je Führungspersönlichkeiten und Werte wie Menschlichkeit, Anstand und Respekt. Leuchttürme sind gefragt!

Wie willst du das fördern?
BH:
Die Arbeitsmoral ist für unsere Generation ein Graus und wenn die guten alten Leistungsträger in Rente gegangen sind, dann weiß ich nicht, wie es weitergeht. Die Expansion von Stopperka ruht aktuell. Ich akzeptiere raue Zeiten, meine Pflicht als mittelständischer Unternehmer ist es jedoch, mit Höflichkeit, kühlem Kopf und ruhiger Hand sicher durch dieses Fahrwasser zu kommen.
Und dabei liegt der Fokus auf „One Team, one Dream“.

Du sprichst über dich und den Markt.  Wie schlägt sich das im Einkaufsverhalten nieder?
BH:
Der Einrichtungsbereich ist bis zu 30% rückläufig, es wird weniger investiert, zugleich fehlt es an Innovationen.  Durchschnittsbestellungen werden aktuell kleiner, Friseure brauchen einen Partner an ihrer Seite, der schnell und zuverlässig kleine Mengen liefern kann. Dafür greifen viele Salons auf 24h Lieferservice zurück, dieser wird immer stärker genutzt.

Und im restlichen Geschäft?
BH:
Es ist nicht die Zeit verrückte Eskapaden zu machen, wir konzentrieren uns voll auf unser Basisgeschäft. Wer jetzt nicht aufpasst, ist bald weg.
Zurückhaltung herrscht auch bei hochwertigen Haarschneidescheren oder sehr teurem Handwerkszeug. Friseure kaufen das Nötigste.
Auch der Seminarkonsum hat sich verändert. Friseure zu Seminaren und Veranstaltungen jeglicher Art zu bewegen, ist schwierig geworden. Wir haben unser Seminarangebot massiv zusammengestrichen und setzen jetzt weniger auf Masse, aber dafür auf eine extrem hohe Trainerqualität mit starkem Bekanntheitsgrad. Glücklicherweise sind unsere Events aktuell ausverkauft und voll ausgebucht.

In diesem Jahr gibt es keine Hausmesse, wie kompensiert ihr das?
BH:
Dafür haben wir bei Stopperka vom 11.9. bis 30.11. Einrichtungswochen. Da warten extrem interessante Angebote explizit für Friseur*innen, die eine Neueröffnung planen oder renovieren wollen.

Was ist besonders?
BH:
Wir haben attraktive Qualitätseinrichtungsprodukte von 15 Lieferanten im Angebot. Vom VW bis zum Bentley, decken wir das gesamte Einrichtungsspektrum ab, für jeden Geldbeutel ist etwas dabei.

Du sprachst von einem Einbruch von 30% auf dem Einrichtungssektor, bist du optimistisch für das zweite Halbjahr?
BH:
Früher oder später muss dieser Renovierungsstau beendet sein, dafür geben wir besondere Einrichtungsimpulse. Individuelle Beratung und Finanzierungsmöglichkeiten sollen bei der Entscheidung helfen.

Aber 2024 kommt eure Hausmesse wieder?
BH:
Ja, am 14. und 15. September 2024 laden wir wieder zu unserer Hausmesse ein. Dafür konnten wir bereits für beide Tage den superbeliebten Daniel Golz verbindlich für uns gewinnen.

Welche positiven Entwicklungen beobachtest Du?
BH:
Ich stelle fest, dass besondere Salon-Konzepte wirklich gut funktionieren. Salons mit spannendem Narrativ im hochpreisigen Sektor und Konzepten werden stärker. Leider wächst auch das andere Ende, Billigfriseure sprießen überall aus dem Boden.

Aber das ist auch eure Kundschaft, oder?
BH:
Wenig! Viele dieser Salons sind in Händen von Unternehmern mit Migrationshintergrund. Wir beobachten, dass diese lieber bei ihren eigenen Landsleuten einkaufen und darauf müssen wir uns einstellen. Wir haben jetzt zum Beispiel Auszubildende, die deutsch und arabisch sprechen und bereiten diese auf den Außendienst und den Kontakt mit Kunden vor, denn auch wir müssen uns hier öffnen. Überhaupt müssen wir hier einfach offen und klar die Entwicklung beobachten und uns entsprechend ein- und aufstellen.

Eine Chance?
BH:
Natürlich. Der Markt wird sich bereinigen und das müssen wir als Chance sehen, denn mit einem tollen Konzept kann man gerade jetzt so unglaublich erfolgreich sein. Der Markt schrumpft sich gesund und das stimmt mich positiv, denn das kommt auch beim Endkunden an und damit wird die Branche eine bessere Position innehaben.

Danke Bodo für das Gespräch und einen erfolgreichen Herbst wünsche ich euch.

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