18.07.2011

Kinderpreise beim Friseur - Kolumne Dieter Schneider

Im Schaufenster eines bekannten Friseurs in der Fußgängerzone einer mittelgroßen Stadt stand: "Kinder zahlen den gleichen Preis wie Erwachsene!" Da hätte er auch gleich schreiben können: "Kinder unerwünscht!" So geht es auf jeden Fall nicht.

Die Preisgestaltung für Friseurdienstleistungen für Kinder ist ein typisches Beispiel für unternehmensgerechte Preisgestaltung auf der einen Seite und marktgerechte Preisgestaltung auf der anderen Seite.

Unternehmensgerecht = Kostengerecht

Ein Kinderhaarschnitt kostet das Unternehmen das gleiche, wie ein Haarschnitt für Erwachsenen - vom gleichen Mitarbeiter, mit dem gleichen Zeitaufwand. Es kann sogar sein, dass der Zeitaufwand für einen „Zappelphillipp“ größer ist und eine „Erschwerniszulage“ fällig wäre. Das ist aber sicher nicht marktgerecht.

Bei vielen Dienstleistungen gibt es niedrigere Preise für Kinder, wobei es immer ein Problem ist, festzulegen bis zu welchem Alter ein junger Mensch noch Kind ist. Viele Verbraucher erwarten deshalb für ihre Kinder auch beim Friseur niedrigere Preise. Deshalb ist es wichtig, dass diesbezüglich gegenüber dem Kunden kompetent und einheitlich argumentiert werden muss, völlig unabhängig davon, ob und wie die Dienstleitungspreise speziell für Kinder festgelegt werden.

Wenn es keine günstigeren Kinderpreise gibt, ist eine entsprechende Argumentation besonders wichtig, weil die Gefahr besteht, nicht nur die Kinder als Kunden zu verlieren, sondern die Mütter gleich mit.

Da muss die Grundaussage – nicht in der Werbung, sondern im persönlichen Gespräch – sein: Gleicher Preis für gleiche Leistung. Das empfiehlt sicher aber nur, wenn Kinder als Kunden nicht besonders erwünscht sind. In der Regel sollten glaubwürdige Wege gesucht werden, Kinder preisgünstiger bedienen zu können, z.B. als Modellkunden für die Nachwuchskräfte. Das ist dann ein anderer Preis für eine andere Leistung, vergleichbar mit Kindertellern in der Gastronomie.

Ein Friseur hat recht gute Erfahrungen damit gemacht, dass Kindern, die auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter nicht von Nachwuchskräften bedient werden sollen, den vollen Preis bezahlen.

Modellpreise sollten jedoch nicht auf Kinder beschränkt sein, denn dann kann leicht der Eindruck entstehen, dass Kinder als „Versuchskarnickel“ gesehen werden.