26.05.2020

Helmut Lenzen: Gut haushalten und den Sparstrumpf anziehen

Der neue FPE-geschäftsführende Vorstand Helmut Lenzen zieht den Sparstrumpf nach 60% Corona-bedingtem Umsatzverlust an, setzt auf Davines und die neue Marke Sutra Elektrogeräte und freut sich auf eine große Feier…

im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Helmut Lenzen bewegt sich seit 35 Jahren in der Friseurbranche. Als neuer Geschäftsführer der FPE führt er den Friseur-Fachhandel in Post-Corona Zeiten.

Herr Lenzen, Sie sind jetzt seit 1.5.2020 alleiniger Geschäftsführer der FPE. Wie ist es in Corona Zeiten ein Unternehmen zu übernehmen?
Helmut Lenzen:
Zunächst einmal, bin ich schon mit 1. Februar in den Vorstand berufen worden, deshalb hat sich seitdem eigentlich nichts an meinen Funktionen geändert, aber natürlich habe ich jetzt die alleinige Verantwortung. Ich habe den Vorteil, dass ich kein Fremder bin, was die Branche betrifft, ich habe schließlich schon 35 Jahre Erfahrung. FPE ist eine Genossenschaft, da muss man sich erst mal zurechtfinden.

Welche Unterschiede bringt eine Genossenschaft?
HL:
 Ich hatte davor immer mit ganz normalen Kapitalgesellschaften zu tun – eine Genossenschaft ist Neuland für mich. Es herrscht eine andere Unternehmensstruktur, bestehend aus einem Aufsichtsrat und einem Vorstand. Das unternehmerische Agieren und Entscheiden ist allerdings letztendlich dann aber doch das gleiche.

„60% Umsatzverlust in zwei Monaten“

Wie hoch ist der entstandene Verlust bei FPE durch Corona-bedingte Schließung der Salons?
HL: Das kann ich Ihnen sogar ziemlich genau sagen. Der Lockdown hatte am 23. März begonnen, was sich natürlich auch auf die Zahlen auswirkte. Im März verzeichneten wir einen Verlust von 40%, im April sogar von 80%. In der Summe sind das ca. 60% Umsatzverlust in zwei Monaten.

Hatten Sie Mitarbeiter in Kurzarbeit?
HL:
Ja, alle, über alle Bereiche hinweg. Seit 27.04. arbeiten wir aber alle wieder komplett voll.

Mit welchen aktuellen Herausforderungen sehen Sie sich konfrontiert?
HL:
Es ist schwierig alle Nachlieferungen zeitnah zu beschaffen! Einiges dauert, zum Beispiel wieder neue Umhänge geliefert zu bekommen. Und das führt zu Unmut bei den Kunden, allerdings geben wir unser Bestes. Auch die Bereitschaft unserer Mitarbeiter, wieder voll zu arbeiten, ist gegeben. Es herrscht nun einfach eine „neue Normalität“.

„Wir müssen weiterhin gut haushalten und den Sparstrumpf anziehen“

Gibt es denn schon Sparmaßnahmen, die für das zweite Halbjahr geplant sind?
HL:
Natürlich, das geht alles nicht spurlos an uns vorbei. Es gibt noch keine konkreten Sparmaßnahmen, allerdings müssen wir weiterhin gut haushalten und den Sparstrumpf anziehen.

Was haben Sie in der kurzen Zeit von Ulrich Spohn mitgenommen?
HL:
Am wichtigsten war mir zu wissen, wie der Umgang innerhalb einer Genossenschaft vonstatten geht. Das konnte mir Herr Spohn sehr gut näherbringen.  

Was vermissen Sie?
HL:
Meine Einarbeitung hatten wir uns ganz anders vorgestellt, da hat uns Corona wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ulrich Spohn ist einer der letzten Dinos der Branche. Wir hatten ein großes Abschiedsfest für ihn geplant. Wir freuen uns aber darauf, die Verabschiedung 2021 ehrwürdig nachzuholen. 

FPE hat mit Davines eine starke Kultmarke, die zeitgeistiger nicht sein könnte. Wie bewerten Sie das Potential?
HL:
Ich kannte die Marke davor nicht, und ich empfand sie als unbedeutend. Diese Einschätzung muss ich aber natürlich zu 100% revidieren. Die Marke hat viel Potential, 2019 war der Marktanteil bei fast 1,3%. Wir erhoffen uns diesen zu verdoppeln – die Wachstumsrate liegt schließlich im zweistelligen Bereich.

Bleibt der eigene Davines Außendienst bestehen?
HL:
Ja, bleibt er.

„Im CMC Verbund… werden wir eine zentrale Logistik haben.“

Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit im CMC Verbund?
HL:
Sehr gut. Wir sind derzeit dabei ein gemeinsames ERP System einzuführen, die FPE ist bereits live, Bergrath kurz davor, alle anderen folgen bald. Am Ende des Tages werden wir eine zentrale Logistik haben.

 

Welche weiteren Entwicklungen im Markenportfolio sind geplant?
HL:
Es sind keine weiteren Haarkosmetikmarken geplant. Wir wollen in die vorhandenen Marken investieren und diese gezielt ausbauen. Dank meiner Kompetenz und meiner langjährigen Erfahrung haben wir dafür auch die besten Voraussetzungen. Allerdings wollten wir dieses Jahr unsere neue Marke „Sutra Elektrogeräte“ vorstellen, was allerdings Corona-bedingt momentan nicht möglich ist.

„…Tradition von FPE weiterführen“

Was dürfen wir von Ihnen Neues erwarten?
HL:
Nun ja, ich kann das Rad nicht neu erfinden und werde definitiv die Tradition von FPE weiterführen. Ich möchte diese Genossenschaft weiter im Markt etablieren, ausbauen und den Gruppengedanken aufleben lassen und weiter intensivieren. Allerdings will ich auch nicht alles verraten.

Dann freue ich mich darauf bei einem persönlichen Treffen mehr zu erfahren und wünsche weiterhin viel Erfolg!

Zu Helmut Lenzen:

Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei KMS Kramm + Scholten GmbH, später Hair Haus, diverse Vertriebspositionen bei FKB Friseur- und Kosmetikbedarf GmbH, HAIR HAUS und in leitenden Positionen bei  Comair Germany GmbH, Hairforce Germany GmbH, H.N.C. Vertriebs GmbH, Klapp Cosmetics GmbH, McSalon Friseurbedarf GmbH
seit 2020 geschäftsführender Vorstand FPE Friseur- und Kosmetikbedarf eG