Credit: Martin Steiger für imSalon

26.05.2022

Freibrief zur Schwarzarbeit?

Über 26.000 arbeitslos/ arbeitssuchend gemeldete Friseur*innen kosten monatlich über 10. Mio €. Nun sieht ein Regierungs-Entwurf vor, dass Arbeitssuchende bei Pflichtverletzungen grundsätzlich keine Sanktionen mehr befürchten müssen. Was das heißen kann - ein Kommentar von Rene Krombholz …

Kommentar von Rene Krombholz

Einfach krass! Das drängendste Problem in nahezu allen Branchen ist im Moment der Mitarbeitermangel. Von ausgebildeten Fachkräften ganz zu schweigen! Händeringend suchen Chefs neue Mitarbeiter, unterbreiten tollste Angebote und haben schlaflose Nächte. Im Friseurhandwerk und in der Gastronomie müssen die ersten Salons wegen Personalmangel schließen. Dabei zahlt der Steuerzahler jeden Monat über 10 Mio. € für arbeitslose Friseur*innen….
 

Unglaublich aber wahr

Während die Salons verzweifelt Mitarbeiter suchen, sogar Wechselprämien in 4-stelliger Höhe benennen, tummeln sich bei der Agentur für Arbeit die gesuchten Fachkräfte:

Aktuelle Daten aus April 2022 (Bundesweit)

- Arbeitslos gemeldete Friseur*innen: 8.606
- Arbeitsuchend gemeldete Friseur*innen: 17.696
- Gesamtzahl arbeitslos/ suchend gemeldeter Friseur*innen : 26.302

Quelle: Bundesagentur für Arbeit


Übereinstimmend berichten die Unternehmer, auch wenn offene Stellen gemeldet sind, Bewerbungen kommen keine. Das bestätigen auch Mitarbeiter der Arbeitsagentur: zwar werden Aufforderungen zur Bewerbung verschickt, dem kommen die Arbeitslosen aber kaum nach.
 

Die Ursache ist offensichtlich:

Mit bezahlter Miete plus Regelsatz von 424,- € im Monat, plus ein bis zwei Haarschnitte täglich (Schwarzarbeit) lässt es sich leichter und lohnender leben. Unter Hartz IV gab es die sogenannte Mitwirkungspflicht, wer dieser bei der Arbeitssuche nicht nachkam, musste mit Sanktionen rechnen – so zumindest der Entwurf.

Um die Rechtmäßigkeit solcher Maßnahmen gibt es seit Jahren eine politische Diskussion, deshalb unterblieben die hier notwendigen Sanktionierungen.
 

Laut Ampelkoalition sollen solche Sanktionen jetzt abgeschafft werden.

Der Entwurf sieht vor, dass Arbeitssuchende, die sich in der Grundsicherung befinden, bei Pflichtverletzungen grundsätzlich keine Sanktionen mehr befürchten müssen. Eine Ausnahme ist für das Nichterscheinen zu vereinbarten Terminen im Jobcenter ohne wichtigen Grund vorgesehen. 

Diese Entscheidung soll bis zur Einführung des sogenannten Bürgergeldes Gültigkeit besitzen. Laut Koalitionsvertrag will die jetzige Regierung Hartz IV abschaffen, die unter der Leitung von Peter Hartz erarbeiteten Hartz-Reformen haben der SPD letztlich einiges an Kritik gebracht und letztlich viele Wählerstimmen gekostet.
 

Ein Freibrief der dem Steuerzahler viel Geld kostet

Von der im Mai gemeldeten Zahl ausgehend, erhalten 8.606 Friseur*innen Hartz IV. 424,- € pro Monat – sind bei 8.606 Empfängern immerhin 3.67 Mio. €. 

Die Miete wird in diesen Fällen ebenfalls übernommen. Angenommen nur bei 50% der Hartz IV Empfänger wären das jeweils 400,- €uro – dann kämen 3.5 Mio. € hinzu Krankenversicherung (140,- €) Rentenversicherung (180,- €uro) Pflegeversicherung (28,-€) werden ebenfalls übernommen und summieren sich auf rund 3 Mio. € 

Zu dieser Summe von 10.1 Mio. € pro Monat für Arbeitslose im Friseurhandwerk, kommen die Kosten für Betreuung durch das Jobcenter und sonstige Zuschüsse hinzu. 

Im Rentenalter folgen dann staatliche Leistungen zur Aufstockung der Rente / Altersbezüge, die ebenfalls vom Allgemeinwohl bedient werden müssen.

Und: wir haben in der BRD auch andere Branchen, in denen es ähnlich aussieht!
 

Fazit:

Wer jetzt nicht mehr arbeiten will, hat auch vom Jobcenter nichts mehr zu befürchten?

Die Mitarbeiter der Arbeitsagentur verwalten dann künftig nur noch Langzeiturlauber?

Die Steuerzahler bezahlen die Verwaltung und finanzieren den Urlaub der Arbeitslosen....?
 

Forderung:

Als Friseurmeister, als Friseur Unternehmer aber auch Initiator der Wertegemeinschaft für das Friseurhandwerk „Der faire Salon“, welche sich für fairen Wettbewerb und klare, gesetzeskonforme Rahmenbedingungen einsetzt, fordere ich die verantwortlichen Entscheidungsträger dazu auf: 

„Verankern Sie bei der Einführung des Bürgergeldes eine Mitwirkungspflicht der Arbeitslosen, schließlich werden diese vom Allgemeinwohl finanziert.“

Das ist ein nicht beträchtlicher Anteil der im Friseurhandwerk als arbeitslos Gemeldeten, die ihr Arbeitslosengeld mit Schwarzarbeit aufbessern, das ist allgemein und auch der Arbeitsagentur bekannt. 

In der Zeit der Lockdowns haben sich diese Missstände weiter und deutlich verstärkt. Hier Freiräume zu schaffen, wäre kontraproduktiv gegen die Bemühungen, Schwarzarbeit zu unterbinden. Schwarzarbeit ist eine Straftat, wer diese ermöglicht oder beauftragt, begibt sich auf die Seite der Straftäter. Wir brauchen im Markt klare Rahmenbedingungen, die von allen Marktteilnehmern eingehalten und kontrolliert werden müssen.

Dieses liegt in der Verantwortung der Politik!

 

Rene Krombholz

Betreiber friseur-news.de

Als Initiator der Wertegemeinschaft „DER FAIRE SALON“ mit über 200 Mitgliedsbetrieben im Friseurhandwerk plädiert René Krombholz für Fairness und Ehrlichkeit.

Zu Rene Krombholz

Rene Krombholz ist Salonunternehmer, Vorstand Friseur-Innung Düsseldorf, Fachautor und Betreiber friseur-news.de  und Initiator der Wertegemeinschaft „Der faire Salon“  www.der-faire-salon.de