Credit: fpe

18.12.2023

Der Wegfall von Davines war der Anfang vom Ende für die fpe

Mit 31.3.2024 wird der Betrieb der fpe eingestellt. Wir sprachen mit Helmut Lenzen und Dieter Eser über Hintergründe, nächste Schritte und Mitarbeiter.

Raphaela Kirschnick im Gespräch mit dem Geschäftsführenden Vorstand der fpe, Helmut Lenzen sowie Dieter Eser, Vorsitzender des Aufsichtsrats der fpe Friseur- und Kosmetikbedarf eG

Helmut, du hast am 12.12.2023 den Aufsichtsrat und die Mitglieder in der Generalversammlung über die aktuelle Situation der fpe informiert. Was ist denn die Situation?
Helmut Lenzen:
Der Hintergrund der Einladung zur Generalversammlung war die Betriebsschließung. Das Ganze wurde auch seitens des Genossenschaft-Verbandes begleitet und wir haben den Mitgliedern in der Generalversammlung aufgezeigt, warum es zur Betriebsschließung kommen muss. Das ist das Ergebnis eines langen Prozesses, der sich über Jahre entwickelt hat.

Was hat nun konkret zu dieser Situation geführt?
HL:
Der ausschließliche Grund für die Betriebsschließung ist die Beendigung der Zusammenarbeit mit Davines. Die Entscheidung von Davines war ein für uns existenzvernichtender Eingriff, denn wir haben mit der Marke ungefähr 50% unseres Umsatzes und 60% unseres Rohertrages erwirtschaftet. Das war das Ende für die fpe. In Folge wurden im Markt Ängste geschürt, Mitarbeiter proaktiv abgeworben. Damit war plötzlich nicht nur das Davines Geschäft weggebrochen, sondern auch das klassische Großhandelsgeschäft angegriffen, weil plötzlich wichtige Mitarbeiter gefehlt haben.

Gab es keine anderen Lösungsansätze?
HL:
Natürlich, uns war klar, dass wir zwingend Lösungsansätze suchen müssen. Dazu gehörte es neue Marken aufzunehmen, was wir mit Framesi und Alter Ego getan haben. Beide Marken haben sich sehr gut entwickelt, nur braucht die Etablierung Zeit. Man darf nicht vergessen, für Davines hatten wir 20 Jahre Zeit. Parallel gab es seit Jahresbeginn viele Gespräche und Verhandlungen, die leider allesamt zu keinem Abschluss führten, damit wurde die Betriebsschließung alternativlos.

War die Abstimmung einstimmig?
HL:
Ja, es wurde einstimmig für die Schließung entschieden.
Dieter Eser: Ich möchte als Aufsichtsratsvorsitzender hier betonen, dass Helmut Lenzen hier unser volles Vertrauen hat und wir voll hinter seinen Entscheidungen stehen.

Wieso hat man es denn zugelassen, dass Davines eine so große Bedeutung im Portfolio erlangt?
HL:
Dieses Klumpenrisiko war zu groß gewesen. Am Ende des Tages hatte den Rückzug von Davines niemand erwartet und es waren ja bereits große Projekte in Umsetzung. Es hatte uns vollkommen überrascht, als nach entscheidenden Projekt-Kick-offs, beispielsweise der Digitalisierungsinitiative, Davines den Stecker zog. Wir hätten vieles nicht gemacht, hätten wir das alles früher gewusst.

Was bedeutet Schließung zum 31.3.2024? Wie läuft es bis dahin weiter?
HL:
Der Geschäftsbetrieb läuft völlig regulär weiter, wir werden auch noch Ware weiter einkaufen. Bis zum 31.3. wollen wir einen größtmöglichen Verkauf haben und noch Masse machen. Der Auftrag einer Genossenschaft ist die Förderung der Mitglieder, aber dieser Auftrag ändert sich mit der Liquidation. Dann geht es nur noch darum, was an vorhandenen Assets da ist zu veräußern und abschließend das Vermögen an die Mitglieder auszugeben.

Was geschieht denn mit den Mitarbeitern? Ist eine Zahlung der Gehälter gewährleistet?
HL:
Ja, das ist gewährleistet und wir haben auch Weihnachtsgratifikationen ausschütten können, was in solch einer Situation alles andere als normal ist.

Was geschieht mit dem Exklusivvertrieb Framesi/ Alter Ego? Wurde den Marken bereits der Vertrieb gekündigt?
HL:
Nein, wir führen mit allen Lieferanten Anfang des nächsten Jahres Gespräche. Es werden sich dann zeitnah Lösungen ergeben.

Die fpe ist ein bedeutender Zweig innerhalb der CMC. Welche Auswirkungen hat es auf das Mutterunternehmen?
HL:
Dazu kann ich nicht viel sagen, aber es gibt natürlich auch dort Überlegungen, wie es weitergehen wird.

Abschließend eine persönliche Frage. Wie geht man persönlich mit einer solchen Entwicklung um?
HL:
Ich bin Anfang 2020 zum Unternehmen gekommen und war sehr stolz, für einen solch renommierten Betrieb die Verantwortung zu übernehmen. Dann kam Corona, das haben wir überstanden, dann der Davines Genickschuss. Ich bin unter anderen Voraussetzungen angetreten, aber mein Naturell ist es als Kapitän auf dem sinkenden Schiff zu bleiben, um alles abzuschließen. Meine persönlichen Interessen stelle ich aktuell ganz hinten an.

DE: Wir haben durch den gesamten Prozess hindurch hervorragend gemeinsam gearbeitet und ich werde an Helmut Lenzens Seite den Weg bis zum Ende mitgehen.

Lieber Helmut, lieber Herr Eser, ich danke für das offene Gespräch und wünsche für die bevorstehende harte Zeit viel Ausdauer und Kraft.