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06.02.2024

Britische Friseure fordern eine Senkung der MwSt

Großbritannien: Friseure fordern eine Senkung der MwSt. von 20% auf 10%. Auch das britische Staatsfernsehen berichtet darüber, was die Branche beschäftigt: emotionale sowie finanzielle Überforderung, zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten sowie Schwarzarbeit.

Britische Friseurinnen* verschaffen sich mit ihrer Forderung Gehör: Sie rufen die Regierung dazu auf, die Mehrwertsteuer in ihrer Branche von 20% auf 10% zu senken. Auf GB News (Britain’s News Channel) wurden die Forderungen thematisiert. Laut der Berichterstattung sollten in einer Umfrage die Hälfte der Salon-Unternehmerinnen* in Großbritannien in Erwägung ziehen, ihre Geschäfte zu schließen. Die Mitglieder-Umfrage, die von der Salon Employers Association durchgeführt wurde, offenbart, wie es um den mentalen Zustand der britischen Friseurinnen* steht: Jede 5. betroffene Person gibt an, vor einem emotionalen und mentalen Zusammenbruch zu stehen, da die Lage zu erdrücken erscheint.

Warum ist die Reduktion der MwSt. genau jetzt so ein großes Thema?

Toby Dickers, Mitgründer der Salon Employers Association, beschreibt die Situation im Moment als „zum Verzweifeln“, da die Lage seit vielen Jahren an das Wirtschaftsministerium herangetragen wurde. Aber, die Friseurlobby sei zu klein, die Branche wurde kaum bis schlecht vertreten und somit auch nicht ernst genommen. Außerdem beschreibt er die Friseur-Industrie als sehr stolz. Den Ernst der Lage wollten viele lange nicht zugeben.

Weitere Probleme: Billig-Barber und keine Friseur-Ausbildungsplätze

Nun aber kommt alles auf einmal:Auszubildende werden entlassen, da sich viele zur Solo-Selbstständigkeit entscheiden und nicht mehr ausbilden wollen. Immer mehr Barber eröffnen ihre Läden, aber weniger traditionelle Salons bleiben bestehen. Viele dieser Billig-Betriebe akzeptieren ausschließlich Barzahlung. Wie man das interpretieren kann, ließ Toby Dicker offen, denn als Vertreter der „Hair & Barber Industry“ will er nicht alle Barber über einen Kamm scheren, weil es auch herausragende Läden gäbe. Er möchte niemanden in der Gruppe anschwärzen, aber wer das Richtige tue, zahle 20 % mehr Steuern als die anderen.

Sind 10% MwSt. die Problemlösung für die Friseure Großbritanniens?

Friseursalons waren laut Toby Dicker viele Jahre das Rückgrat der britischen Einkaufsstraßen, die aber trotzdem mehr Steuern als die anderen Geschäfte zahlen müssen. Denn Shops, die physische Güter verkaufen, bekommen ihre Steuern zu einem Großteil für das Rohmaterial zurück. Wenn es aber um die Friseurdienstleistung geht, können kaum Steuern zurückgeholt werden. Die Mitarbeiterkosten seien zu hoch und das was übrigbleibt, sind 1/3 des eingenommenen Preises.

Jedes Unternehmen, das mehr als 85.000 Pfund im Jahr einnimmt, muss 20 % davon an die Regierung abgeben. Die Initiative Hair and Barber Council ist davon überzeugt, dass eine Reduzierung des MwSt. Satzes von 20 auf 10 % helfen würde, um dieses Geld zu sparen und anderweitig zu investieren, z. B. in Ausbildung. Denn aktuell hat nur jeder 30. Jungstylist eine Job-Möglichkeit. Aufgrund der Einsparungen wird auf Ausbildung verzichtet. Ein weiteres Argument ist, die Preise für Kundinnen* attraktiv zu halten.

Auch Friseure in Deutschland fordern eine MwSt. Anpassung

Im Zuge des ersten Zukunftskongresses für Friseure wurde an das Wirtschaftsministerium ein 4-Punkte-Forderungspapier überreicht. U. a. werden 7 % MwSt.-Reduktion, steuerliche Absetzbarkeit von Friseurdienstleistung in der Steuererklärung, die Unterstützung der Ausbildungsleistung sowie eine konsequente Verfolgung von Schwarzarbeit verlangt, um die Friseurbranche zu unterstützen.

Hier geht’s zur ► Argumentation, warum die Reduzierung der Umsatzsteuer wichtig ist.

Auch Glynts Geschäftsführer Michael Conzen steht hinter dieser Forderung und schreibt einen ► Brief an Herrn Staatssekretär Michael Kellner.