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26.10.2023

Andrea Nahles: Warum Friseur kein Mangelberuf ist!

Die Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Andrea Nahles sprach vor den Delegierten der Mitgliedsinnungen des LIV Rheinland und lies mit spannenden Einblicken über arbeitslose Friseurinnen und Förderungen aufhorchen.

Das Präsidium des Landesverbandes mit Frau Nahles v. l.: Ingo Schmidt, Matthias Herkenrath, Andrea Nahles, Bernd Kiefer, Guido Wirtz, Dirk Kleis

Für das Friseurhandwerk einstehen heißt auch, mit den richtigen Menschen am Tisch zu sitzen, so die Devise des Landesverbandes Friseure & Kosmetik Rheinland, der Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, zu Gast bei seiner Herbsttagung in Mainz hatte.

Guido Wirtz, Landesinnungsmeister des Landesverbandes Friseure & Kosmetik Rheinland, zeigt sich sehr erfreut und berichtet von einem sehr regen Austausch zum Thema "Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung im Friseurhandwerk".

„Wir waren begeistert, wie top informiert Frau Nahles zur Friseurbranche ist“, so Guido Wirtz und ergänzt, „Wir konnten über viele Probleme, wie wir sie im Rheinland, aber eben auch auf Bundesebene haben, sprechen.“ Für imSalon hat Guido Wirtz die wichtigsten Statements von Frau Nahles zusammengefasst:

Friseur Gehälter 

Der Median aller Gehälter liegt laut Bundesagentur für Arbeit in Deutschland bei 3.300 €. Im Friseurhandwerk deutschlandweit bei 1.900 €. 
Aufgrund des höheren, allgemeinverbindlichen Friseurstundenlohns liegt der Median im Rheinland höher (Mehr dazu: höherer Tariflohn LIV Rheinland). 

Arbeitslose Friseure | Mangelberuf

Die Arbeitslosenquote liegt im deutschen Friseurhandwerk bei 6,5 %. 
Die Anzahl arbeitslos gemeldeter Friseure ist höher als die der gemeldeten offenen Stellen. Aus diesem Grund wird der Friseur nicht als Mangelberuf gelistet und damit von vielen Förderungen ausgeschlossen. 

Ist ein Beruf als Mangelberuf gelistet, gibt es spezielle Förderungen. Das Gleiche gilt für die Ausbildung. 
Konkret stehen in Rheinland-Pfalz 440 Ausbildungsbewerber nur 230 gemeldete Friseurausbildungsplätze gegenüber. Solange es dieses Verhältnis gibt, zählt ein Beruf nicht zum Mangelberuf, welches zu Extraförderungsmaßnahmen berechtigen würde. 

„Wir haben das nicht gewusst, denn es gibt sehr viele Friseurkollegen, die ihre offenen Stellen nicht melden, mir ging das zum Teil auch so“, berichtet Guido Wirtz und sieht das auch als Appell an alle Kolleginnen und Kollegen offene Stellen beim Arbeitsamt zu melden. 

Anmerkung der Redaktion: In Österreich ist der Friseurberuf bereits in 5 Bundesländern als ► Mangelberuf gelistet.

Besondere Fördermaßnahmen

Einige Förderungen gibt es vor allem im Bereich Praktika und Sprachförderung.
Das Friseurhandwerk hat im Vergleich zu anderen Branchen einen überproportional hohen Anteil an Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund. Dafür gibt es besondere Fördermaßnahmen wie Sprachkurse etc. Das gilt auch für Praktika. 

Frau Nahles betonte auch die große Anzahl berufsbegleitender Qualifikationsmaßnahmen und nimmt mit, dass es hierzu noch viel stärkerer Informationen und Aufklärung bedarf.
 
„Wir haben in den kommenden Wochen eine weitere Schaltung mit den Leitern der Landesdirektion für Rheinland-Pfalz und das Saarland," berichtet Guido Wirtz und erklärt, „An diesem Tag werden wir konkrete Maßnahmen besprechen, die dann im Salon umgesetzt werden können. Vor allem aber benötigen wir detaillierte Informationen, wie Friseurunternehmer konkrete Förderungen für Mitarbeiter und Auszubildende erhalten können."

Ausbildung

Ebenso spricht sich Andrea Nahles für Ausbildungsumlagen aus. Beim Baugewerbe scheint dies bereits üblich, auch im Gesamthandwerk in Rheinhessen sei dies der Fall. „Das überlegen wir nun auch fürs Rheinland“, so Guido Wirtz.

„Für mich war der Tag wahnsinnig inspirierend“, berichtet Guido Wirtz und freut sich viele Grundsätzlichkeiten besprochen zu haben, um weitere Schritte in eine erfolgreiche Friseurzukunft zu gehen.