Dieter Bonk, Geschäftsführer Friseur Klinck | Credit: Alois Müller

16.09.2020

Dieter Bonk: Corona-Symptome? Hier geht es um Eigenverantwortung der Mitarbeiter!

Wir sollten als Branche viel mehr damit werben: „Beim Friseurbesuch bist Du sicher.“ fordert Dieter Bonk und appelliert an Mitarbeiter zur Eigenverantwortung im Umgang mit der eigenen Gesundheit, der Chef sollte diese Verantwortung nicht übernehmen…

Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Dieter Bonk  , Geschäftsführer Friseur Klinck  GmbH

Wie ist die aktuelle Stimmung bei Klinck?
Dieter Bonk: Der Situation angemessene, jedoch gute Stimmung. Wir erwirtschaften keine Verluste. Wir schaffen es, uns ohne Zuschüsse selbst zu tragen. Wir haben keine Schulden und auch durch die Pandemie keine Offenstände bei Vermietern. Das kann uns jetzt nicht mehr einholen.

Was kann Sie nicht einholen?
DB: Als Firma, die aus der Insolvenz kommt, gibt es keine Zuschüsse. Jegliche Förderungsmittel der EU sind daran gekoppelt, dass das Unternehmen vor Ende 2019 nicht in Schwierigkeit war. Wir waren zu diesem Zeitpunkt aber in der Insolvenz, also haben wir keine Fördermittel und keine geförderten Kredite erhalten. Wir mussten komplett mit eigenen Mitteln klarkommen. Die Kurzarbeit war und ist das einzige Mittel, das wir nutzen können.

In welchem Ausmaß nutzen Sie aktuell Kurzarbeit?
DB: Unsere Mitarbeiter machen einen Mega-Job. Aktuell sind sie im Durchschnitt noch auf ca. 25% Kurzarbeit gemeldet.  

„Mitarbeitern muss man ein Zuhause geben…“

Ihre Devise in der Krise?
Dieter Bonk: Mitarbeitern muss man ein Zuhause geben, für das es sich lohnt zu helfen. Gerade in der Corona-Zeit brauchen Mitarbeiter etwas, woran sie sich orientieren können. Als Chef muss ich Sicherheit versprühen, die Leute müssen mir vertrauen dürfen, so dass sie sagen können, der wird es schon richten. 

Was tun Sie dafür?
DB: Ich sende regelmäßig Botschaften aus. Im Lockdown habe ich meine Handynummer an alle Mitarbeiter  rausgegeben, die Menschen hatten zu Recht viele Fragen, die mussten beantwortet werden. Wir kommunizieren transparent und ehrlich, sind rund um die Uhr erreichbar. Das ist unser Erfolg.

Was kommunizieren Sie da so?
DB: Am Anfang waren es viele Fragen zur eigenen Sicherheit, zur Pandemie und zur Kurzarbeit. Heute kommunizieren wir mit meinem Außendienst jede Woche die aktuellen Umsätze und entscheiden gemeinsam mit den Salonleitern die Besetzung für die Folgewoche. Man darf nicht vergessen, wir waren gerade bereinigt aus der Insolvenz gekommen und trotz Pandemie ist eine der Situation angepasste aber gute Stimmung. Wir als Klinck Unternehmen sind mit Recht Stolz auf unsere tollen und loyalen Mitarbeiter.

Ist die Umsatzentwicklung aktuell vorhersehbar?
DB: Im Moment läuft es wie gesagt sehr linear mit weniger Schwankungen von Tag zu Tag und Woche zu Woche. Lediglich die Hitzewelle hat zu weiteren Einbrüchen geführt. Trotzdem ist die aktuelle Situation nicht berechenbar und muß von Woche zu Woche neu bewertet werden.

Wie ist ihr Kostenmanagement? Gibt es Investitionen?
DB: Wir sind sehr bescheiden geworden und geben kein Geld für Humbug aus. Nach der Insolvenz haben wir auch keine Geldpipeline geöffnet. Meine Devise: Wenn wir etwas reparieren müssen, dann frage ich‚ „Wie viel Umsatz machen wir mit dieser Investition?‘. Wenn wir mit einer Reparatur oder Investition nichts verdienen, dann machen wir das nicht. Es sei denn die Gesundheit oder Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden ist gefährdet.

„Durch die BGW Auflagen haben wir alle die Salons verschandelt.“

Ist im September ein Aufschwung in Sicht?
DB: Ich finde, dass wir durch die BGW Auflagen die Salons verschandelt haben. Überall hängen Verbotsschilder vor den Türen. In den Salons hängen Flatterbänder um Plätze zu markieren die nicht genutzt werden dürfen. Du erhältst keine Zeitung, kein Getränk, das hat doch nichts mehr mit Wohlfühl-Atmosphäre zu tun. Klar, am Anfang war Nachholbedarf, aber jetzt geht man nur zum Friseur, wenn man wirklich muss. Aus Erlebnis ist Bedarfsabdeckung geworden.

Wie kann man das ändern?
DB: Ich kenne keine Fälle, wo Friseure Ausgangspunkt einer Ansteckungswelle waren, also ist das Hygienekonzept aufgegangen. Schade, dass das nicht genügend kommuniziert wird. Wir brauchen hier viel mehr Öffentlichkeitsarbeit der Verbände. Da haben wir eine verschwindend geringe, wenn sogar gar keine Ansteckungsquote, aber man hört und liest nichts.

Wie viele Standorte hat Klinck aktuell?
DB: Insgesamt haben wir 64 Filialen

Gibt es bei euch ein Protokoll für Mitarbeiter bzgl. Krankheitssymptome. Viele fürchten ja den Herbst mit den unterschiedlichen Erkältungserscheinungen. Wie ist das im Filialbetrieb geregelt?
DB: Ich bin weder Arzt noch Virologe und tue mich deshalb schwer dazu eine konkrete Empfehlung auszusprechen. Wir können uns ausschließlich an den Vorgaben der Gesundheitsämter orientieren und an unsere Mitarbeiter appellieren, dass sie die Hygienemaßnahmen einhalten. Gerade im Hinblick auf die Erkältungszeit.
Also hört auf zu knuddeln, trinkt aus eigenen Flaschen, haltet Abstand und haltet euch an die Hygieneauflagen.

„Diese Entscheidung kann kein Chef seinem Mitarbeiter abnehmen, denn da geht es um Eigenverantwortung.“

Ist das herausfordernd?
DB: Absolut!  Wir Friseure sind ja sehr körperlich. Wir betonen nur, dass sie sich selbst schützen sollen, indem sie Distanz bewahren und sich an Hygienerichtlinien halten. Wenn sie Temperatur haben, Geschmacksinnverlust, dann appelliere ich mit diesen Symptomen zum Arzt zu gehen. Diese Entscheidung kann kein Chef seinem Mitarbeiter abnehmen, denn da geht es wie gesagt um die Eigenverantwortung. Diese Verantwortung will und kann ich nicht übernehmen.

Also ein Aufruf an die Eigenverantwortung jedes einzelnen Mitarbeiters?
DB : Ja, natürlich. Wenn sie unsicher sind, sollen sie sich untersuchen lassen. Alles andere ist brandgefährlich und auch anmaßend. Ich will und werde diese Verantwortung nicht übernehmen.

Gab es Corona Fälle bei Klinck?
DB:  Nein, mir ist kein Fall bekannt, sonst wären wir vom Gesundheitsamt informiert worden. Wir hatten einige Verdachtsfälle, aber die gibt es ja schnell und waren Gott sei Dank alle unbegründet.

Dann wünsche ich weiterhin viel Gesundheit, Ihnen und dem gesamten Klinck Team. Vielen Dank Dieter Bonk und weiterhin viel Erfolg.