Credit: Grigory Adobestock (Hintergrund) | Nadine Wisser (Portrait)

02.02.2024

Fluch der Sachets

Es ist so viel einfacher sich hinter einer Gratis-Verteilung zu verstecken, als eine ordentliche Beratung durchzuführen, beobachtet Elisabetta Giannattasio ...

Kommentar von Elisabetta Giannattasio

Definition Sachet: Kleinste lieblose Variante designter Produkte, die sich zu Müllbergen summiert. So die Realität.

Warum aber fragen dennoch so viele Friseure danach?

Beratungsversteck

Meiner Beobachtung zur Folge liegt es daran, dass die Verteilung von Sachets einen miesen Verkauf mit „ich hab's ja versucht“ entschuldigen soll und ein prima Versteck für all diejenigen ist, die sich mit Ihren Produkten nicht beschäftigen möchten.

Schließlich ist es einfacher, etwas zu verschenken, als eine ordentliche Beratung durchzuführen.

Mir als Friseurin ist es wichtig, dass meine Kunden auch ohne meine täglichen Eingriffe durch schöne Haare auffallen. Es ist die erfolgreichste Werbung, die ich schalten kann.

Damit meine Kunden das erreichen, liegt es ganz klar an mir, ihnen die richtigen Produkte mit an die Hand zu geben. Das sollte zu Beginn des Besuchs Teil der Beratung sein, dann kann die Kundin klar entscheiden, ob sie die Frisur oder Farbe unter den Gegebenheiten tragen möchte.

Wir sind schließlich in keiner schlechten Vorher/Nachher Show, bei der Kundinnen, die bis dato mit Ihrer täglichen Hygiene maßlos überfordert waren, nun mit Extensions klarkommen müssen.
Da schreit mich der Filzknoten bereits vorurteilsvoll aus dem Fernseher heraus an!

Expertise ist also gefragt, beim Match aus den richtigen Produkten, abgestimmt auf die Bedürfnisse Eurer Kunden.
 

Haare, Hände, Seele

Damit diese Produkte nicht nur funktional sind, sondern auch noch ein „Gesicht“ bekommen, gibt es Designer, die alles so verpacken, dass nicht nur unsere Haare, sondern auch unsere Hände und unsere Seele sich dabei gut fühlen.

Dieses „Gesicht“ wird in Form von Sachets zur Grimasse und ist eine Beleidigung an jeden Produktdesigner. Stellt euch vor, ihr erarbeitet eine wunderschöne Dauerwelle und die Kundin bürstet gleich darauf ihre Haare. 
Schöne Arbeit, aber entwertet.

So also geht es Produktinhalten von Luxusgütern am Boden von Handtaschen. Meist sehen sie das Tageslicht nie wieder.
 

Rückgaberecht statt Zweifel

Hier mein Vorschlag: Verkauft die Produkte immer in ihrer schönsten Form und wenn ihr doch mal zweifelt, dann bietet ein Rückgaberecht an. 
Habt ihr eure Arbeit gut gemacht, braucht ihr euch nicht zu sorgen, je etwas zurückzubekommen.

Ach ja, und von jenen Sachet-Jäger-Kundinnen oder Kunden, die das ausnutzen, lasst eh die Finger, egal ob mit oder ohne Sachet.

 

Elisabetta Giannattasio ist Friseurin und Education Managerin bei fpe Friseur- und Kosmetikbedarf.