19.03.2015
Carmen Frey ist mehr als WM
Die Trinity Frontakteurin Carmen Frey über familiäre Bande, den Hype Weltmeistertitel und darüber, was er einem wirklich bringt ...
Fakten:
- geboren & aufgewachsen in Tuttlingen/Schwaben
- seit 2001 Friseurin
- wichtige Lehrstationen: meine Mutter
- Meisterin im Familienbetrieb | 2 Salons | 13 Mitarbeiterinnen
- Bühnentätigkeit für TRINITY haircare
- LI Verband Stuttgart | Innung Tuttlingen
- 2010 Weltmeisterin im Herrenfach
imSalon: 5 Jahre ist es her, da wurdest du Friseur-Weltmeisterin. Verschiedenste Medien haben damals darüber berichtet. Hast du mit dieser Aufmerksamkeit gerechnet?
Nein, ich war ganz überrascht, wie viele Leute das mitbekommen haben. Da haben Leute vom Radio und von Zeitungen bei mir angerufen. Ich dachte nur: Wow! Das hätt ich wirklich nicht gedacht. Als nach der Jurybewertung bei der WM in Paris die Gewinner verkündet wurden, da haben sie von 10 nach unten gezählt und mein Name fiel einfach nicht. Da dacht ich nur, oh Gott, ich hab versagt! 3, 2 und dann, der erste Platz!!!
imSalon: Wie lange hält so ein Hype an?
Naja, das ging durch die heimischen Medien in der Gemeinde, die Handwerkskammer hat darüber berichtet - so ca. 3 Monate intensiv, würde ich sagen. Und dann kam die Anfrage von Trinity. Aber es wundert mich, dass ich mich immer noch Leute darauf ansprechen, letztens sogar ein Arzt im Krankenhaus, der sich daran erinnern konnte. Erstaunlich, oder?
imSalon: Was waren die Auswirkungen?
Meine Schwester hatte ja bereits den Vize-Titel in Chicago geholt und zwei Jahre später danach ich den WM-Titel – das war in Summe schon Wahnsinn. Unser Salon war wirklich überbucht, wir mussten einen Neukundenstopp einlegen.
imSalon: Guter Punkt. Was bringt ein WM-Titel beruflich?
Eben erstaunlicherweise viel mehr Kunden! Und das Angebot von Trinity, auf der Bühne zu arbeiten. Ich hatte schon immer den Wunsch, Schulungen und Trendpräsentationen zu machen und mir überlegt, wie ich das bestmöglich erreichen könnte. Es war mir klar, dass ich dafür viel trainieren musste, um Feingefühl und Erfahrung zu bekommen und vielleicht auch einen Titel erreichen sollte. Das habe ich geschafft: ich bin im Trinity European Artisitc Team, mache Fotoshootings und habe demnächst das Regio TV im Salon, für die ich zwei aktuelle Looks aus der aktuellen Trinity Kollektion style.
imSalon: Was ist das Tolle am Preisfrisieren?
Das exakte Frisieren, das bis an die Grenzen gehen und in der Kürze der Zeit eine Frisur hinzubekommen, die perfekt ist. Ich finde das toll.
"Wer sagt, er kann schon alles, täuscht sich sehr."
imSalon: Sind Schulungen ein großes Thema im Familienbetrieb?
Wer sagt, er kann schon alles, täuscht sich sehr. In unserer Branche ändern sich Trends halbjährlich, da ist der neueste Stand von einem selbst und dem Personal einfach wichtig.
imSalon: Du arbeitest mit beiden Schwestern und Mutter zusammen. Birgt die enge familiäre Zusammenarbeit Konfliktpotential?
Wir sind eigentlich immer einer Meinung. Ich weiß, das klingt komisch, aber wir kommen gut miteinander aus. Wir sind so ein richtiger Familienbetrieb, in dem das Personal keine Nummer ist, sondern die Dinge persönlich laufen. Außerdem haben wir tagsüber gar keine Zeit haben, miteinander zu reden, da arbeitet jeder am Kunden. Ich war nach der Lehre 2 Jahre in München, bin aber gerne zurückgekommen. Wir arbeiten wieder zusammen und mittlerweile haben wir unseren zweiten Salon.
imSalon: Eine Anmerkung sei mir in diesem Zusammenhang erlaubt. Ihr nennt euch „Susis Haarstudio“. Hand aufs Herz: Ist das nicht "altbacken"?
Nun, meine Mutter hat den Salon vor über 20 Jahren gegründet und ihren eigenen Namen dafür verwendet. Der gehört nun mal zu ihr. Und bei uns kennt man uns unter diesem Titel. Aber ja, wir haben natürlich schon darüber gesprochen, gerade auch bei dem, was wir erreicht haben, unseren Auftritt zu erneuern. Das ist eine sensible Sache, aber in 2 Jahren feiert der Salon sein 25 jähriges Jubiläum und dann ist der perfekte Zeitpunkt für einen neuen Namen, neues Logo und neue Vermarktung. Wir haben das alles gemeinsam besprochen, und wenn wir das richtig angehen, sollte das kein Problem sein.
imSalon: Gold hast du 2010 im Herrenfach gewonnen, du giltst aber als Hochsteckspezialistin.
Für mich ist beides gleichwertig. Ich mag die Herausforderung und die Abwechslung. Man mag auch nicht immer das Gleiche kochen.
"Ein Ausbildungsbetrieb ist Verantwortung."
imSalon: Siehst du ein Imageproblem der Branche?
Ähm, jein. Man merkt, dass das Handwerk derzeit nicht so gefragt ist. Eltern plädieren bei ihren Kindern gern dafür, etwas „Gescheites“ zu lernen. Hinzu kommt der Glaube, dass Friseure alle so schlecht verdienen. Aber das stimmt ja nicht!
Wir bieten unseren Azubis eine gute Ausbildung, regelmäßige Schulungen und unternehmen Messebesuche. Wir tragen die Auszeichnung „Bester Ausbildungs-Betrieb“, haben mehrere Titel errungen – aber trotzdem finden wir schlecht Nachwuchs.
imSalon: Du hast zwei Kinder im Kindergartenalter. Wie schaffst du die Balance?
Organisation ist die halbe Miete. Ich nutze die Kindergartenzeit, verbinde die mit Großelternzeit und hab natürlich meinen Mann, der mir viel abnimmt.
Das Interview führte Katja Ottiger