18.11.2014

Andreas Innfeld und sein digitales Steckenpferd video2hair - Interview

Der Allrounder aus Österreich ist nicht nur Top-Stylist, Trainer und Unternehmer, sondern auch Gründer und Geschäftsführer der Online-Education-Plattform video2hair. Seine Familie ist mit Top-Stylistin Martha Norz und Hairdressing Award Gewinnerin Theresa Innfeld fest in der Branche verwurzelt.

imSalon.at: Seit wann begleitet dich das Internet?
Nach jahrelanger Internet-Abstinenz begann ich mich vor etwa 8 Jahren mit diesem neuen Medium intensiv zu beschäftigen. Die Schritte dorthin waren etwas verwirrend. Facebook, Youtube, eigene Homepage und das alles neben der Arbeit? Ich kenne das Gefühl und die Vorurteile das viele Friseure begleitet. Das Beste dabei war: Es waren meine Jüngsten im Salon, die sich als Spezialisten entpuppt haben. Eines hatte ich komplett übersehen: Ich hatte die Internet-Generation schon seit Jahren in meinen Salons beschäftigt. Ein AHA-Erlebnis par excellence. Viele Friseure haben Angst vor dem Internet. Aber hier gibt es nichts, wovor man Angst haben muss. Internet bedeutet Freiheit im Sinne eigener Werbung, Informationsbeschaffung und Informationsfluss. Internet ist perfekt geschaffen für Friseure. Es muss nur genutzt werden.

Es scheint als ob Du deine eigene Friseurdynastie gründest? Hättest du dir je so eine erfolgreiche Verstrickung in der Branche gedacht?
Ich komme aus einer Familie die schon seit Jahrzehnten im Friseurberuf verankert ist. Mein Großvater eröffnete den ersten Salon 1936. Mein Vater, meine Mutter, mein verstorbener Bruder, meine Frau und nun in vierter Generation meine Tochter waren bzw. sind in diesen Beruf verliebt. Durch meine Tätigkeit als Unternehmer, Ausbilder und Trainer durfte ich so viel wunderbare Momenten in diesem Beruf erleben. Und nun will ich der Branche, die mir ein gutes Leben ermöglicht hat, etwas zurückgeben. Ich widme momentan 100% meine Arbeitszeit der konkreten Idee video2hair.com. Und ich weiß das ich damit auf meinem Weg bin. 

2012 ging video2hair.com an den Start. Wann genau hattest du das erste Mal die konkrete Idee zu einem Online-Education-Portal?
Die Idee ist mit Seminarbesuchen meiner Mitarbeitern entstanden. Ich hatte bei den Buchungen der Seminare ein Gefühl von vernachlässigter Nachhaltigkeit. Ich konnte zwar nach dem Seminar manchmal Effekte an meinen Mitarbeitern feststellen, aber ich wollte eine Lösung finden um diese zu verstärken. Wir setzten dafür DVDs ein, aber es war mir nicht genug. Ich wollte einen Zugang der zeitlich und räumlich flexibel ist. Daraus entstand die Idee Schulungsvideos über eine eigene Internetplattform zu entwickeln.

Was hat dann letztendlich zum Entschluss zur Gründung geführt?
Nach den ersten Versuchen mit unseren Mitarbeitern, wollte ich das für alle Friseure bereitstellen. Es gab zwei entscheidende Gründe für die Entwicklung einer Internet-Plattform. Einmal, um eine industrieunabhängige Plattform für Trainer zu schaffen. Und zweitens um Fachwissen mit vielen Friseuren international zu teilen. Wir haben das innerhalb von 2 Jahren geschafft und mittlerweile über 70.000 Video-Views von Kunden und Mitarbeitern. Ich bin überzeugt dass keine Firma einem Trainer diese Reichweite bieten kann. 

"Wir Friseure schauen oft nicht über den Tellerrand"

Aus eigener Erfahrung wissen wir, welche Aufklärungsarbeit in der Branche hin zum Digitalen geleistet werden muss. Was waren und sind deine größten Herausforderungen mit Kunden?
Es ist eine grosse Herausforderung, Unternehmer direkt zu erreichen. Es herrscht in der Branche eine grosse Skepsis gegenüber Neuem, das nicht aus der Industrie kommt. Wir Friseure schauen oft nicht über den Tellerrand. Die zweite Herausforderung ist die Sichtbarkeit des Wertes für unsere Leistung. Das Premium Abo kostet 29 Euro mit Zugang für 8 Mitarbeiter. Das sind nicht mal 4 Euro Weiterbildungskosten pro Monat und Mitarbeiter. Bei einer Leistung von 130 Top-Trainingsvideos und zusätzlichen 30-50 neu produzierten Videos pro Jahr. Es gibt nichts vergleichbares in der Branche. DVD´s sind überholt und es gibt meistens nur je ein Stück davon im Salon. Und oft verstauben diese in den Tiefen der Ablagen oder verschwinden spurlos. Die dritte Herausforderung ist das Umdenken der Unternehmerinnen und Unternehmer, denn unsere jungen Mitarbeiter sind ALLE internetfit. Das sind die User, die lernen wollen, also lassen wir sie lernen und neues Erfahren - und zwar dann, wann sie wollen. Es gibt in jedem Salon mal Stehzeiten. Warum nutzen wir diese nicht für Weiterbildung?

Der Trend ist digital, aber viele Friseure haben Angst, das persönliche ginge verloren? Wo siehst du dein Portal: Ergänzung oder langfristig Ersatz der persönlichen Weiterbildung?
Video2Hair ist eine Informationsplattform. Wir sammeln Fachwissen von vielen leidenschaftlichen Friseuren an einem Ort. Dieses Wissen geht hier nicht verloren, sondern bietet allen Friseurinnen und Friseure die Möglichkeit darauf zuzugreifen. Beim Live-Seminar haben wir zwar den Trainer vor Ort, aber danach gibt es keine Wiederholung, wenn man eine braucht. Es geht mir persönlich darum unseren Kunden mehr bieten können. Das stärkt jeden Einzelnen, gibt Selbstvertrauen und bindet Kunden an unser Unternehmen. Gute Seminare sind teuer und der Spielraum an Zeit und Geld wird immer enger. Diesem Trend wollen wir entgegenwirken.

Wer sind deine klassischen Kunden bezogen auf Alter und Geografie?
Unsere Kunden sind Friseure, die sich nicht mit dem zufrieden geben was Sie schon können. Wir wollen dazu anregen, das Wissen und Können vieler Top-Friseure zu seinem eigenen zu machen. Und das unabhängig von Zeit und Raum. Auszubildende profitieren enorm von video2Hair. das bestätigen uns Berufsschulen die mit video2hair arbeiten, denn zum ersten mal ist ein kompetenz-orientierter Unterricht möglich. Jeder kann sich dem eigene Tempo anpassen und selbstverantwortlich üben und lernen. Die Motivation steigt dadurch.

Welche Fragen werden von Interessenten am häufigsten gestellt?
Wir haben unser System spielerisch einfach gehalten. Die meisten Fragen beziehen sich auf das Abo und die Jahres-Verlängerungen. Oft kommt auch die Frage, ob nicht noch mehr Frisurenbilder der einzelnen Trainings vorhanden sind. Das lösen wir nun im bevorstehenden Relaunch der Seite. Hier bieten wir ein Beratungstool mit mehreren Beautybildern zu den jeweiligen Looks an. So kann eine Beratung über die video2hair Beautybilder gemacht werden. Und das Beste daran ist, jeder weiß dann auch gleich, wie der Schnitt, das Styling oder die Hochsteckfrisur gemacht wird. 

"Am besten lernt man von dem Besten, ist mein Credo"

Wie wählst Du die Trainer für dein Portal aus?
Wir arbeiten mit Top-Trainerinnen und Trainern zusammen die sehr spezifisches Fachwissen perfekt vermitteln können. Wir wollen aber auch Top-Friseurinnen und Friseuren, die keine große Industrie-Plattform haben, die Möglichkeit bieten, ihr Fachwissen international zu zeigen. "Am besten lernt man von dem Besten", das war immer mein Credo.

Was sind deine nächsten Ideen, Pläne?
video2hair und die Film- und Fotoproduktion sind zu meinem Hauptberuf geworden. Und diese Idee lässt mich nicht los. Die Motivation, etwas Einzigartiges zu schaffen erhalte ich von den vielen video2hair Nutzern. Die Arbeit mit unseren Top-Trainern ist extrem inspirierend und bereichert mein Leben als Friseur enorm. Unser nächstes Projekt steht bereits auf Papier geschrieben und wir beginnen Anfang
nächsten Jahres damit, dieses umzusetzen. Vorweg: Es wird video2Hair noch einzigartiger machen. Und es wird allen Usern einen enormen Nutzen bringen. Soviel kann ich dazu jetzt schon sagen.