Credit: Zukunftszeichner

02.02.2024

Marcel Aberle "Digitalisierung erzeugt Sehnsucht nach Haptischem": Eure Publikumsfragen am Zukunftskongress

Während der Vorträge am ersten imSalon Zukunftskongress konnten Live-Publikumsfragen gestellt werden. Marcel Aberle beantwortet hier eure offenen Fragen zu seinem Vortrag "Zurück zur Zukunft - Umgang mit Zukunft meistern"...

Publikumsfrage: Warum denken Sie, ist es so schwer, Zukunftsbilder zu kreieren?
Marcel Aberle:
Wir haben es ein Stück weit verlernt, uns die Zukunft vorzustellen. Kinder haben eine tolle Vorstellungskraft, die in der Schule abtrainiert wird. Ab da steht eher die Funktion im Mittelpunkt. Die Wirtschaft funktioniert auch so - man braucht Leute, die mit dem Strom schwimmen. 

Für Zukunftsbilder muss man auch Mut haben und das bedeutet, sich nicht nur Freunde zu machen. Für Viele wird man damit eher zum Spinner. Man kann Zukunftsbilder aber auch kleiner denken - man muss damit ja nicht die Welt retten. Es reicht, wenn man sich überlegt: Wie soll es sich anfühlen, wenn ich in 5 Jahren meinen Salon betrete? Was möchte ich da hören, sehen oder riechen? Heute hat man so viele Möglichkeiten und steht vor vielen Entscheidungen, das kann überfordern - dann hilft es oft, kleiner zu denken.

Publikumsfrage: Welcher Megatrend könnte die Friseur-Branche entscheidend beeinflussen?
Marcel Aberle:
 Alle Megatrends beeinflussen alle Branchen. Das New Work Thema wird eine Riesengeschichte sein. Auch der Megatrend Konnektivität mit seiner Achtsamkeitsbewegung und der Wichtigkeit der Empathieberufe hat einfluss auf die Friseurbranche.

Der Trend der Digitalisierung steht der Achtsamkeit gegenüber. Gerade in der Friseurbranche sieht man häufig, dass das Digitale zuviel sein kann. Je digitaler die Welt wird, desto wichtiger sind empathische Berufe wie der Friseurberuf. Auch für den Friseur selbst - mit mehr Digitalität wird die Sehnsucht nach haptischem Arbeiten größer. 

Publikumsfrage: Wie schule ich meine Mitarbeiter auf mehr Eigenverantwortung, selbstständiges Denken und „über den Tellerrand schauen“?
Marcel Aberle:
Das ist ein Coaching-Thema. Führung war früher, dass der Chef gesagt hat, was man tut - heutzutage ist eine Führungsperson mehr ein Coach. Dazu gehört, dass man den Mitarbeitern erlaubt Fehler zu machen, Erfahrungen selbst zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen. Diese Eigenverantwortung hat viel mit Transparenz zu tun, z.B. in Sachen Kosten - nur wenn man den Mitarbeiterinnen die Zusammenhänge klarmacht, können sie selbstständiger werden. 

Publikumsfrage: Welche Branchen empfehlt ihr anzuschauen für Inspiration und Zukunft?
Marcel Aberle:
Es gibt keine Einschränkungen auf eine bestimmte Branche. Viel wichtiger ist es, mit Achtsamkeit durchs Leben zu gehen: Was nimmt man für Entwicklungen und Trends wahr, was gefällt einem selbst und warum? Was kann ich für meinen Salon ableiten und mitnehmen? Manchmal hilft auch das Schlechte: Wie funktioniert es nicht? 

Publikumsfrage: Was hat die künstliche Intelligenz mit unserem Handwerk zu tun? Abgesehen von evtl. online Buchung oder Kommunikation mit Kunden.
Marcel Aberle:
KI findet sich schon jetzt in der Forschung, in Haaranalysen, Haarpflege, aber auch Kundenanalysen und Kundenansprachen. Das wird noch deutlich mehr werden. 

Es wird irgendwann Roboter geben, die Haareschneiden können. Beim Thema Sicherheit wird es in der Friseurbranche aber schon wieder schwierig, denn wer trägt die Verantwortung, wenn etwas mit der Schere passiert? Oder wenn die Farbe nicht gelingt?

Das Empathiethema, worauf auch Richard David Precht in seinem Vortrag eingegangen ist, kommt hier ins Spiel: Nur weil etwas technisch möglich ist, heißt noch nicht, dass es auch gewollt wird.