Credit: Samantha Schüller | Collage: AdobeStock deagreez

31.08.2023

Traditionen sind da, um sie einzureißen

Der Nachwuchs muss es anders machen, als es viele Chefs vorgelebt bekommen haben. Was wir davon haben, sehen wir heute: keine Lobby, kein Nachwuchs, kaum Unternehmergeist. Eine Burn-Out-Quote, die wächst und ausgelernte Friseur*innen, die wir aus unserer Branche verlieren.

Kolumne von Samantha Schüller

‘Die jungen Leute von heute’

Oder eher gesagt, früher war alles besser?

Da gibt es plötzlich diese jungen Menschen, diese ‚Gen Z‘, von der alle sprechen (das ist übrigens die Generation, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt kam), und die spricht von Selbstverwirklichung, Work-Life Balance, Flexibilität und dabei wollen sie auch noch Geld verdienen. Und das im Handwerk.

Dabei wissen wir alle: Ausbildungsjahre sind keine Herrenjahre!!

Das traditionelle Handwerk bedeutet sich durchzubeißen, durchzuhalten und sich „mal nicht so anzustellen“. Jedoch werden wir mit diesen Traditionen die Generation von morgen eher verlieren statt vereinnahmen.

Eine Führung von oben herab ist out und nur am Stuhl zu stehen, keine Perspektive.

Also, wie motivieren wir diese jungen Menschen? Ganz einfach: in dem wir sie miteinbeziehen. Wir müssen den jungen Menschen zuhören und das ernst nehmen, was ihnen wichtig ist. Es ist nichts Verkehrtes daran, im Leben glücklich sein zu wollen. Das ganze Leben muss sich nicht mehr nur um die Arbeit drehen und trotz dem kann man damit erfolgreich sein Geld verdienen. Andere Branchen schaffen es schließlich auch.

Traditionen sind da, um sie einzureißen. Damit sie es anders machen können, als wir es vorgelebt bekommen haben. Das Handwerk ist kein Aufopfern mehr. Kein 24/7 am Stuhl stehen, bis 22 Uhr arbeiten und mit kaputtem Rücken ins Bett fallen. 70 Jahre Haare machen, um dann für 1200€ in die Rente gehen.

Was wir davon haben, sehen wir heute: Keine Lobby, kein Nachwuchs, kaum Unternehmergeist. Eine Burn-Out-Quote die wächst und ausgelernte Friseur*innen, die wir aus unserer Branche verlieren, weil sie sich mangels Wirtschaftlichkeit irgendwann anders orientieren.

Wir haben mit dem Input junger Menschen die Möglichkeit, das Handwerk neu zu gestalten, indem wir auf Augenhöhe kommunizieren.
 Was wir dafür tun können? Platz machen, zuhören und uns selbst mal nicht zu ernst zu nehmen. Damit sie es besser machen können, als wir es bisher gemacht haben.

Über Samantha Schüller

Sam Schüller ist 31 Jahre  und startete ihre Karriere im Jahr 2014 als selbständige Friseurunternehmerin. Kurz darauf eröffnet sie ihren ersten kleinen Friseursalon (57 qm) in Düsseldorf. 9 Jahre später vergrößerte sie auf 150qm. Sam führt 11 Mitarbeitende im Salon, hat einen Podcast und ist Unternehmensberaterin. Seit der Geburt ihrer Tochter steht sie selbst nicht mehr am Stuhl. Ihr Ziel ist es zu zeigen, dass man auch als Friseurin Karriere machen kann, ohne 24/7 am Stuhl stehen zu müssen.