

24.10.2025
Wenn du selber aussiehst wie Stroh und Rüben, brauchst du mir keine Kur verkaufen
Sorry, aber so funktioniert Vertrauen nicht. Wer seine eigenen Haare nicht im Griff hat, überzeugt keine Kundin von Pflege, Styling oder neuen Tools. Warum dein Look deine Visitenkarte ist – und wieso ungepflegte Haare im Salon das schnellste Verkaufs-K.O. sind, erzählt Daniel Golz in seiner neuen Kolumne.
Kolumne von Daniel Golz
Ganz ehrlich: Wer seine eigenen Haare nicht gepflegt bekommt, braucht gar nicht erst anfangen, Produkte oder Behandlungen an Gäste weiterzureichen. „Ich föhne halt nicht jeden Morgen“ oder „Manchmal vergesse ich die Kur“ – ja sorry, dann vergiss bitte auch gleich, mir ein Pflegeprodukt zu empfehlen. Denn Vertrauen baust du so nicht auf.
Haare sind unsere Währung. Glanz, Farbe, Schnitt, Styling – das ist unsere Visitenkarte. Wenn da schon Chaos herrscht, glaubt dir kein Kunde, dass du für ihr Haar die richtige Lösung hast.
Und es geht nicht nur darum, ob man die neueste Haarfarbe oder den frischesten Schnitt trägt. Es geht auch darum, neue Stylingvarianten auszuprobieren. Warum? Weil Kund*innen zu Hause genauso mit neuen Geräten, Bürsten oder Techniken kämpfen. Und wie willst du mitreden können, wenn du selbst nie ausprobiert hast, was die Handhabung bedeutet? Über Föhnen, Glätten oder Lockenstab reden, ohne es selber zu testen, ist wie über Autofahren quatschen, obwohl du noch nie am Steuer gesessen hast. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig – es ist schlicht unprofessionell.
Und bitte: Ja, auf Webseiten und Insta-Profilen sehen viele Friseurinnen top aus. Aber wehe, eine Neukundin kommt dann in den Salon, bucht dich – und steht vor jemandem, dessen Haare stumpf, platt oder einfach ungepflegt aussehen. Das ist wie schlechtes Tinder: schönes Profilbild, aber in echt eine komplette Enttäuschung. Nur dass wir Friseurinnen eben nicht im Dating-Business sind, sondern in der Beautybranche. Und Beauty heißt: Wir verkaufen Glanz, Pflege, Ausstrahlung. Kein Stroh, keine Rüben – das ist ein anderes Handwerk.
Was viele nicht wahrnehmen: Das ist und bleibt eine Vertrauensfrage. Kundinnen geben ihr äußeres Erscheinungsbild in unsere Hände. Wenn aber dein eigenes Erscheinungsbild nicht mal zu deinem Job passt, ist das Vertrauen sofort im Keller.
Und dann kommt noch etwas dazu: Schon mal daran gedacht, wie es sich anfühlt, 40–50 Minuten Einwirkzeit einer Farbe neben jemandem zu sitzen, der selbst nicht gepflegt aussieht? Das sind die längsten Minuten, und ja – die Kundinnen bezahlen in dieser Zeit auch noch dafür, sich unwohl zu fühlen. Diese Gedanken teilen mir viele Follower*innen tagtäglich auf Instagram mit. Es ist also kein Hirngespinst, sondern Realität.
Friseur*innen sind keine wandelnden Vorher-Fotos. Wir sind Schaufensterpuppen der eigenen Arbeit. Gepflegt heißt nicht immer Trendfrisur – aber glänzende Farbe, ein sauberer Schnitt, ein Styling, das sitzt, und die Fähigkeit, neue Tools zu kennen, sind Pflicht.
Kund*innen kaufen das, was sie sehen. Und wenn sie Stroh und Rüben sehen, kaufen sie gar nichts.

