Credit: KI generiert, Daniel Golz

09.10.2025

Wenn deine Kunden über Preise meckern, bist du nicht zu teuer – du bist austauschbar

Warum deine Kunden dich nicht feilschend verlassen, sondern treu bleiben sollten – und was du dafür tun musst, beantwortet Daniel Golz in seiner aktuellen Kolumne.

Kolumne von Daniel Golz

Friseure jammern gerne. Über Lieferanten, über Azubis, über den Zentralverband – und am liebsten über ihre Kunden. „Die wollen immer alles billiger!“ – ja, herzlichen Glückwunsch, dann hast du es irgendwo verkackt.

Schau mal rüber zu den Nagelstudios. Da geht jede zweite Frau alle zwei bis drei Wochen hin, legt ohne Diskussion 60, 70, 80 Euro auf den Tisch und macht das brav weiter. Warum? Weil die Ladies wissen: Wenn sie da sparen, sieht man’s. Und weil die Nail-Artists sich ihren Platz im Leben der Kundinnen erkämpft haben. Punkt.

Beim Friseur?
Da läuft’s oft anders. Da wird gefeilscht wie auf dem Basar. „Ansatz nur ein bisschen nachfärben, Spitzen ein bisschen schneiden, das ist doch nix.“ Warum? Weil viele Salons es verpasst haben, klarzumachen, dass Haare eben kein 13-Euro-Luxusgut sind, sondern Identität, Selbstbewusstsein und verdammt noch mal auch Lebensqualität.

Viele Kolleg*innen haben verlernt, Menschen zu sehen. Stattdessen wird brav abgearbeitet. Farbe drauf, schneiden, föhnen, tschüss. Beratung? Persönliches Gespräch? Auf Augenhöhe mal sagen: „Hey, deine Haarfarbe passt nicht mehr zu deinem Leben – lass uns was Neues probieren!“ Fehlanzeige. Kein Wunder, dass Kunden denken, sie könnten auch „nur mal schnell“ woanders hingehen.

Das Ergebnis:
Wir werden zur Discount-Branche degradiert. Und sobald dann Preise angepasst werden müssen, fliegt uns der Shitstorm um die Ohren. Dabei ist der Friseur einer der wenigen Orte, an dem Menschen sich öffnen, ihre Sorgen abladen, Kaffee trinken und für zwei Stunden einfach Mensch sein dürfen. Das ist kein Haarschnitt. Das ist Therapie light.

Und mal Hand aufs Herz: Ja, wir Friseure sind für viele die heimliche Therapeutin. Die Kunden erzählen uns Dinge, die sie oft nicht mal den besten Freunden beichten würden. Und natürlich hören wir nicht jedes Detail mit 120% Fokus – aber wir hören zu. Zwischen Strähnenpapier, Farbtube und Föhn bleibt Platz für Geheimnisse, Geständnisse und Lebenskrisen. Und genau das macht uns zu einer der persönlichsten Dienstleistungen, direkt nach dem Arztbesuch.

Die Lösung?
Mach dich wichtig! Nicht durch Arroganz, sondern durch echte Beziehung. Lerne, wieder Beraterin zu sein, nicht nur Haarschneiderin. Kenne den Lieblingskaffee deiner Kundin, weiß, wann sie einen Jobwechsel hatte und ob sie seit drei Monaten mit dem Gedanken spielt, sich von ihrem Typen zu trennen. Das ist Nähe, das ist Bindung – und das ist der Grund, warum sie deine Preise nicht anfechten, sondern zahlen.

Denn mal ehrlich: Niemand kauft ein Flugticket nach Mallorca und feilscht am Gate: „Aber ich sitz' ja nur hinten, das müsste doch billiger sein.“