05.06.2015

Tom Kroboth – Back to Basics

Unser letztes Interview liegt 7 Jahre zurück. Jetzt sitzen wir bei Matjesfilet im Hamburger Hafen und haben uns so richtig viel zu erzählen. Und so plaudern wir über neue Markenwelten, Tom‘s Sassoon-Mantra, Wodka mit Thomapyrin, Brisk Männercreme, das Altern und so viel mehr …

Tom Kroboth ist gebürtiger Österreicher, Wahlberliner mit Noch-Wohnsitz in Hamburg und Friseur mit Leidenschaft. Stationen seines von Kreativität und Inspiration geprägten Lebensweges: 

Der Kreativgeist im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

„Sassoon habe ich erst richtig begriffen, als ich es anderen beigebracht habe …“

Raphaela: Tom, ich kenne dich vor allem von kreativen Höhenflügen, jetzt lädst du zum Seminar „Haareschneiden mit mir“. Bist du ruhiger geworden?
Tom: Ach zur Ruhe bin ich nicht gekommen (winkt ab). Aber ich habe mich seit meiner Sassoon Zeit als Künstler verstanden. Irgendwann bin ich dahinter gekommen, dass ich ohne meine fundierte Ausbildung nicht da wäre, wo ich jetzt bin. Das klassische Handwerk ist ja die Basis für alles.
Und die SASSOON Technik habe ich erst richtig begriffen, als ich begonnen habe sie anderen beizubringen.

Raphaela: Nach abwechslungsreichen Stationen: Sassoon – Aveda – Schwarzkopf – Salon hast du wieder eine neue Aufgabe angenommen – was reizt dich an C:ehko?
Tom: Ich habe mich immer gerne Herausforderungen gestellt und begleite Marken gerne auf neuen Wegen. C:ehko fasziniert mich! Es ist eine Marke, die sich gerade neu erfindet, nach 75 Jahren, und alle Produkte sind komplett „Made in Germany“ – das ist doch toll (ist super stolz). In einigen asiatischen Ländern sind wir sogar Marktführer und bald kommt unser neues Baby ‚ME Mademoiselle‘ und das wird dann das Chanel No5 der Friseurbranche. 

Raphaela: Und deshalb warst du gerade in Vietnam unterwegs? 
Tom: Das war der Wahnsinn! Es gibt dort ganz tolle Friseure und die lieben Sassoon Schneidetechniken. Die allerbesten Friseure haben dort kleine chaotische Salons, zum Teil arbeiten fünf Leute an einem Kopf gleichzeitig. Alle sind bemüht und emotional, was bei Shows enorm motiviert. 

Raphaela: Seminare finden meist auf Puppenköpfen statt. Ein Problem für dich.
Tom: Nein! Meine Lieblingspuppenköpfe sind von Bergmann oder L’Image. Gerade beim Demonstrieren von Basishaarschnitten sind Puppenköpfe perfekt, denn man kann mit ihnen machen was man will und immer wieder von oben unten und Seiten den Schnitt betrachten, die Unterschiede erkennen. Die Teilnehmer können die Köpfe dann mit nach Hause nehmen und den Schnitt immer wieder nachvollziehen. 
Bei Salonschulungen präferiere ich allerdings schon das lebende Modell. Denn da kommt es ja auch auf den Umgang und die Beratung der Kundin an.

Raphaela: Gibt es Produkte, die dich dein Leben lang im Friseurköfferchen begleiten?
Tom: Brisk – Männerfrisiercreme. Schon vor 30 Jahren hat mich mein Mentor im Herrenfach - Kurt Bischof bei Ossig in Wien - davon abhängig gemacht. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?
Raphaela: Jaaaaaa!
Tom: Ich arbeite mit ME Mademoiselle an einem sehr ähnlichen Produkt, kommt aber erst im Herbst (grinst über beide Ohren) 

Raphaela: Du bist seit 30 Jahren Friseur?
Tom: Ist das nicht schrecklich! Zum Glück werde ich immer jünger geschätzt. Aber jetzt wo ich mit 46 quasi auf die 50 zugehe, da frag ich mich manchmal schon ob ich mir ´ne Creme kaufen soll. Gott sei Dank habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich denke man darf sich nicht dem Jammern hingeben, dann wird alles gut.

Raphaela: Warum solltest du denn Jammern?
Tom: Naja, so die kleinen Wehwehchen (verdreht die Augen), aber dann nehme ich Thomapyrin mit Wodka (grinst), das hilft immer. Früher hab ich das mit Jägermeister gemacht, aber jetzt bin ich halt erwachsener geworden (lacht).

„Ich bin das Chaos und er mein Excel-Sheet ...“

Raphaela: Gibt es denn wichtige Menschen, die dich in dieser Zeit begleitet haben?
Tom: Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die von vielen Personen gefördert wurden.
Und ich habe mit Sascha Rohn den besten Assistenten der Welt hinter mir. Er ist mir schon durch meine halbe Karriere gefolgt – erst zu Sassoon, dann zu Aveda und jetzt ist er International Artistic Director bei C:ehko. Ich bin das Chaos und er mein Excel-Sheet.

Raphaela: Was für eine Liebeserklärung!
Tom: Ich gebe halt gerne weiter, in Seminaren und an Kollegen und je mehr man gibt, desto mehr erhält man zurück. Und es ist doch beflügelnd, kaum gibt man ein Geheimnis preis ist man angehalten sich ein anderes zu suchen.

Raphaela: Und wer hat dich auf den Weg gebracht?
Tom: Meine Familie, vor allem mütterlicherseits. Zwei Tanten sind Friseurinnen und 2 Onkel sind Künstler, einer Maler, der andere Grafikdesigner. Die sind mit mir als Kind in Museen gegangen, das hat mich sehr geprägt.

Raphaela: Gibt es etwas, dass du bedauerst?
Tom: Ich kann leider nicht malen!

Raphaela: Ich sehe viel auf Facebook von dir, wie nutzt du das Internet?
Tom: Ich finde es erstaunlich, was das Internet bewegt, bin aber eigentlich ein Online-Muffel. Ich verbeiße mich zu oft in Seiten und komm nicht vom Lesen weg, da muss ich noch lernen Zeit zu kürzen. Ich bin auf Facebook und nutze hairbrained und freue mich immer auf euren imSalon Newsletter.

Raphaela: Das musst du jetzt ja sagen!
Tom: Nein, wirklich. Ich finde es klasse wenn mir Nachrichten zugetragen werden. 

Raphaela: Dein schönstes Kompliment?
Tom: „Mensch, du bist ja ganz normal“ von anderen Friseuren und Seminarteilnehmern zu hören. 
Bei all dem Wahnsinn, den das Reisen von Show zu Show mit sich bringt, bin ich immer wieder froh auch zur Ruhe kommen zu können und auf dem Boden bleiben zu können, Freunde helfen mir dabei.

Raphaela: Hamburg – Berlin! Wo findest du mehr Inspiration?
Tom: In Hamburg fehlt mir der kreative Input. Egal wo man in Berlin sitzt, die Menschen, die an dir vorbeigehen, da passiert so viel. In Hamburg sind die Menschen alle schön und sauber, aber es passiert halt nichts.
Kreative Inspiration hole ich mir halt im Straßenleben.

Raphaela: Und vermisst du Wien?
Tom: Die Mehlspeisen und das Essen vermisse ich sehr. Ich liebe Wien, meine ganze Familie ist ja dort. Und ich bin begeistert das Wien sich auf die ganzen Änderungen die Conchita mit sich gebracht hat eingelassen hat. Überhaupt liebe ich Conchita Wurst, ich kenne ihn sogar persönlich. Er ist super nett und ein ganz toller Mensch.
Dennoch, ich freue mich auch immer wieder zurück nach Hause zu kommen.

DANKE Tom für das tolle Gespräch und jetzt scheint sogar die Sonne!

Über Tom Kroboth:

  • Wien: Ossig | Grecht
  • Hamburg: SASSOON Academy
  • Berlin: European Artistic Director für AVEDA
  • Hamburg: Global Creative Director Schwarzkopf Professional
  • NEU - Berlin: 
  • International Artistic Director für C:ehko, Keen 
  • Global Ambassador ME Mademoiselle
  • Mehrfacher Gewinner des German Hairdressing Awards, Hall of Fame – Mitglied
  • AIPP: Ernennung weltbester Friseur 2008