Credit: Davines PR

29.06.2022

Tom Connell: Clients are not paying for the hands, they are paying for the mind

Woher nimmt Davines Hair Art Director Tom Connell seine Inspiration? Hätte aus ihm auch ein guter Fußballer werden können? Was brauche ich als Friseur*in, um erfolgreicher als andere zu sein? Wie cool ist cool?

Im Gespräch mit Birgit Senger @WWHT 2022 in Parma
 

Credit: Davines / WWHT 2022 in Parma / Hair: Tom Connell

Tom, was verstehst Du unter Davines Hair Identity?
Tom Connell:
Als ich im Salon von Trevor Sorbie gearbeitet habe und noch Davines-Kunde war, fand ich es immer großartig, dass es schon beim Auspacken des More Inside Produktes ganz viel gab, was ich meinen Kund* innen über die Marke erzählen konnte. Bei Davines merkt man sofort, dass es nicht allein darum geht, ein gutes Produkt in der Hand zu halten. Davines steht für Freude, Natürlichkeit und die Nähe zur Natur.

Gibt es einen Mega Trend, der für dich im Moment erkennbar ist?
TC:
Der größte Trend, den ich im Moment sehe, ist, dass wir uns wegbewegen von Trends. Menschen möchten individuell sein. Heute ist alles schneller, vielfältiger und für alle verfügbar. Social Media, Instagram, Pinterest versorgen die Leute konstant mit neuen Ideen. Ich weiß nicht, ob sich daraus noch Trends so entwickeln können, wie zu einer Zeit, als New Wave, Punk oder andere Modestile aufkamen. Damals gab es Magazine, die einmal im Monat Trends zeigten. Um einen Stil zu etablieren, blieb mehr Zeit und weniger Auswahl. Ich denke, das ist der Grund, warum es seit Jahren keine eindeutigen Modetrends mehr gibt.

Hat die Pandemie die Wünsche der Kund*innen verändert?
TC:
Viele Kund*innen haben während der Pandemie die Natürlichkeit ihrer Haare wiederentdeckt und daran Gefallen gefunden. Sie haben bemerkt: „Oh, wenn ich mein Haar nicht jeden Tag glätte oder föhne, entwickelt sich eine eigene natürliche Bewegung, die auch ganz nice sein kann.“ Das ist toll, denn um das Haar in seiner Natürlichkeit gut aussehen zu lassen, braucht es einen guten Friseur, einen perfekten Schnitt und gepflegtes Haar. Zurück zur ►Natürlichkeit im Haar ist Zeitgeist!

"Ich bin nicht angetreten, um es leicht zu haben, sondern um eine kreative Herausforderung anzunehmen."

Was gefällt dir in der Zusammenarbeit mit Davines?
TC:
Als ich zu Davines kam, hatte ich bereits meine eigene Hair Identity. Als Hair Art Director mag ich die Herausforderung, keine „Tom-Connell-Haare“, sondern Haare mit Davines Identity zu kreieren und das Image hervorzuheben. Ich bin nicht angetreten, um es leicht zu haben, sondern um eine kreative Herausforderung anzunehmen und mich darauf einzulassen. Es ist noch nicht oft vorgekommen, dass ein Unternehmen eine so starke Identität entwickelt hat. Wenn du ein Magazin aufschlägst, kann man sofort, ohne das Logo zu sehen, sagen: „Das ist das Image von Davines“. Bisher ist das nicht vielen gelungen, außer vielleicht Tony&Guy, Bumble and Bumble in den 90ern oder auch Vidal Sasson. Als Hair Art Director hast du deinen Job richtig gemacht, wenn das Team um dich herum so gewachsten ist, das die Identität der Marke sich ohne dich organisch weiterentwickeln kann.

Davines steht für Schönheit, Ethik, Nachhaltigkeit. Hat es dein Leben verändert, Teil dieser Community zu sein?
TC:
Definitiv. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusster geworden. Ich bin Vater und frage mich, wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird und was ich tun kann, damit der Lebensraum so sein wird, wie ich ihn mir für meine Enkelkinder wünsche? Viele Entscheidungen habe ich früher aus Bequemlichkeit anders gefällt. Heute frage ich mich: Lasse ich, wie gewohnt, Models von der Agentur einfliegen oder kann ich sie auch vor Ort finden? Alle meine Modelle, die auf der WWHT 2022 auf der Bühne standen, kamen aus der Region Parma. Wenn mir heute eine verrückte Idee in den Kopf kommt, hinterfrage ich: Auch wenn es richtig cool ist, kann ich es verantworten?

Welchen Service sollte ein Friseur seinen Kund*innen momentan unbedingt anbieten?
TC:
Bei den besten Friseuren, mit denen ich gearbeitet habe, habe ich eines gelernt „The clients are not paying for the hands, they are paying for the mind.“ Würden die Kunden uns nur für die Arbeit bezahlen, die wir mit unseren Händen machen, wären wir schnell auswechselbar. Es gibt viele Friseur*innen, die ihr Handwerk fantastisch beherrschen, großartige Balayage, Highlights, Haircuts, Bobs, Stufungen machen können. Es sind die persönlichen Elemente, die wir unseren Kund*innen bieten sollten. Du hörst dir an, was sie sich wünschen und bringst deine Gedanken mit ein. Sie bekommen etwas mit, was sie nur bei dir bekommen. Wenn du dir dessen bewusst bist, wirst du jeden Tag mit viel Kreativität, Abwechslung und Freude arbeiten.

Was gefällt Dir daran, Friseur zu sein?
TC:
Ich glaube, das kann ich nicht wirklich erklären. Manchmal macht’s mich einfach verrückt, ständig Gedanken im Kopf zu haben - neuen Ideen, Innovationen für Kund*innen, die Planung einer Show, eines Fotoshootings… Ich denke, es ist Leidenschaft, wenn man keine Wahl hat, etwas anderes tun zu wollen.

Mit alt warst du, als du anfingst als Friseur zu arbeiten?
TC:
13 und ich wollte unbedingt Fußballschuhe von Adidas. Mein Vater meinte, er gibt mir das Geld dafür, wenn ich im Salon ein paar Haare bürsten und Haare wegfegen würde. Ich arbeitete vier Samstage, allerdings konnte ich mit den neuen Adidas Schuhen auch nicht besser Fußball spielen.

Ich würde sagen, die vier Samstage waren gut investierte Zeit.
TC:
Auf lange Sicht schon, ein schrecklicher Fußballspieler bin ich trotzdem geblieben.

Wo nimmst du eigentlich deine ganzen Inspirationen her?
TC:
Ich habe von meinem Mentor Trevor Sorbie gelernt, immer die Antennen ausgefahren zu lassen. Jedesmal, wenn mir etwas auffällt, mache ich eine Notiz oder fotografiere es ab. Regelmäßig schaue ich mir diese Sammlung von Notizen an und frage mich, ob es eine Richtung, eine Gemeinsamkeit gibt? Was war es, was meine Aufmerksamkeit geweckt hatte? Was lässt sich daraus machen? In meiner Show bei der WWHT zeige ich ein Model mit langem, rotem Haar und kurzem, schwarzen Pony- und Seitenpartie. Inspiriert dazu hat mich eine junge Frau, die an einem verregneten Morgen in London in den Zug stieg. Sie hatte ihren Seidenschal über den Kopf gelegt, um ihre Haare zu schützen. Unter dem Schal blitzte die strenge Kontur ihres exakt geschnittenen Kurzhaarschnitts hervor. Ich dachte direkt, das könnte ein cooler Haarschnitt für meine Show sein. Vorne eine kurze, gerade Linie und darüber langes Haar in kräftiger Farbe. Meine Inspiration ist, das Leben um mich herum nie abzustellen.

Vielen Dank Tom für das persönliche Gespräch. Ich denke es ist nicht nur für mich inspirierend, sondern auch für viele Kollegen aus unserer Community.