Credit: Alois Müller

29.06.2017

Stefan Desczyk Trio-Kind

Berlin und Potsdam an einem Tag und ein Job wie Michael J. Fox. Ein KreativKopf mit Turniertanzvergangenheit ...

TRIO academy Creative Director Stefan und ich haben Homeoffice-Tag. Er, des besseren Empfanges wegen, im Straßencafé nähe Kudamm, ich daheim, im Westen Wiens.

Das Gespräch führte Katja Ottiger

Fakten:

  • Wahlberliner, geboren und aufgewachsen in Hannover
  • TRIO hair academy: Ausbildung, Topstylist, Creative Director
  • verantwortlich für: Ausrichtung der Academy, Ausbildung aller Stylisten und Azubis, Organisation und Planung der Shows
  • Wella Topakteur

Fakten TRIO hair & company:

  • 5 Salons TRIO hair | 6 Salons Trionauten | 1 Salon bestform
  • 1 Academy | insgesamt ca. 140 Mitarbeiter

www.trio-hair.de

imSalon: Stefan, weil du gerade im Kaffeehaus sitzt: deine persönliche Auszeit, wie schaut die aus?
Stefan Desczyk :
 Oh! Das kann so vieles sein. Ich muss nur zur Tür raus und, so wie jetzt, ins Straßencafé gehen, da treffe ich meistens wen. Oder zum See rausfahren. Oder eine Runde mit der Ringbahn drehen und Menschen angucken. Oder komplett stumpfsinnig auf der Couch sitzen. Was mir im Moment eben gut tut. 

Ich muss zugeben, dein Name ist eine schriftliche Herausforderung. Wo kommt der her?
SD:
 Polen, mein Papa kommt aus Oberschlesien. Desczyk wurde ja schon vereinfacht! Ein weiteres „z“ hat man bereits weggelassen! (lacht)Das bedeutet übrigens „Kleiner Regenschauer“. 

Oh, entzückend! Du bist Wahlberliner und pendelst täglich nach Potsdam. Warum? 
SD:
 Berlin ist Berlin, hier habe ich alles, was ich brauche: ein breites Spektrum von allem. In Potsdam arbeite ich, in dieser grandiosen Stadt mit viel Kultur, internationalem Flair und deutscher Historie. 

"Wo der Berliner schon entpannt ist, zuckt der Potsdamer noch nicht ein mal mit der Wimper."

Ja, und die haben die Babelsberger Filmstudios! 
SD: 
Korrekt! Und ich finde die Potsdamer auch wahnsinnig cool, gerade in Bezug auf Promis. Wo der Berliner schon entpannt ist, zuckt der Potsdamer noch nicht ein mal mit der Wimper. Im letzten Jahr hatte Steven Spielberg die Glienicker Brücke wegen Dreharbeiten gesperrt, das hat dort aber keinen wirklich beeindruckt. Oder noch ein Beispiel: Ich habe einen Kunden, der geht mittwochs gern in die Babelsberger Kantine auf eine Currywurst. Der erzählte mir mal: „Da war so ein gaaaanz netter Mann, hm, wie hieß der noch? Achja! Brad Pitt!“ (lacht).

Weil wir gerade bei Städten sind - du hast Hannover hinter dir gelassen und bist innerhalb der TRIO company nach Berlin gezogen?
SD:
 Ja, ich mag Hannover als Stadt, aber irgendwann waren bei Kreativität und Input die Grenzen erreicht. Da ergab sich intern die Möglichkeit meinem Wunsch zu folgen nach Berlin zu gehen und trotzdem im Unternehmen zu bleiben. 

TRIO heißt in deinem Fall vom Azubi zum creative director. Was waren deine Anfänge?
SD: 
Ich bin ein TRIO-Kind durch und durch. Mit 14 wollte ich Hotelfachmann werden, so wie im Film „Ein Concierge zum Verlieben“. Was Michael J. Fox da alles so machte, fand ich großartig. Aber unterschwellig war da immer dieses Friseurding. Meine Schwester ging regelmäßig zum Voltigieren, bei Wettbewerben half ich den Mädels gern bei französischen Zöpfen und habe die Mähnen der Pferde gemacht. Und als ich irgendwann in Hannover am TRIO Salon vorbeigekommen bin, hab ich spontan nach einem Praktikumsplatz gefragt. Mit 15 hab ich dort begonnen und hatte alles, was Michael J. Fox auch hatte: Rezeption, Organisation, Arbeit am Kunden... 

TRIO hair academy steht, so wie andere Schulungsunternehmen auch, auf drei Säulen….
SD:
 Ja. Die 1. Säule, das Creative Team entwickelt Trends und Haarkollektionen. Diese werden in der 2. Säule, der Academy, für Kunden tragbar und schulbar gemacht, Die 3. Säule ist die Umsetzung in unseren Salons. 

… und ihr habt drei Konzepte. TRIO, Trionauten, Bestform.
SD:
 Nicht jeden, den wir ausbilden, können wir sofort übernehmen, deshalb gibt es für die jungen Ausgelernten die Trionauten, eine Lernstation auf unserer Karriereleiter um Erfahrungen zu sammeln. Bevor sie ins Haifischbecken entlassen werden, können sie sich hier austoben und ihre Persönlichkeit formen. Bestform ist ein Ableger unserer Hauptlinie, familienorientiert und trotzdem am Puls der Zeit.

Die Hauptakademie sitzt in Hannover. Wer sind eure Seminarkunden?
SD:
 Ganz bunt gestreut, aber da wir die erste private Friseurakademie in Norddeutschland waren, kommen viele aus dem Norden bis rein nach NRW. Für unsere Individualschulungen in den Salons fahren wir kreuz und quer - Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Sachsen …

Welches ist für euch das ideale Tool um Kunden zu finden, News zu verbreiten? 
SD:
 : Instagram wird immer wichtiger, Facebook auch, trotzdem mögen wir am meisten den persönlichen Kontakt zu unsren Schulungskunden. Da greifen wir gern auf Newsletter, Folder, Messen oder Wella zurück.

"Ich bin ein Wettkampfmensch..."

Auf Instagram habe ich deine Bewerbung für den Wella Trend Vision Award entdeckt. Schon öfters mitgemacht?
SD:
 Nein, zum ersten Mal und ich bin ehrlich gesagt auch schon etwas aufgeregt. Ich bin ein Wettkampfmensch, da hat man schon gewisse Erwartungen an sich selber (lacht). Es war eine Herausforderung, meinem Fashion Anspruch zu genügen, mich kreativ auszutoben, tragbare und bewegte schöne Haare zu machen und trotzdem die Vorgaben zu erfüllen. 

Deine neue Position ist Creative Director.
SD:
 Das ist richtig! Mit dieser Stelle wurde eine komplett neue Position bei Trio Hair & Company geschaffen. Zum einen beinhaltet sie die Arbeit auf der Bühne und in der Academy, zum anderen die Aus- und Weiterbildung unserer Top-Stylisten. Ich bin stolz, dass man mir diese neue Position angeboten hat, dafür habe ich die Geschäftsleitung in unserem Salon in Potsdam aufgegeben. Für die Zukunft sehe ich ganz viel kreative und innovative Möglichkeiten, diese Herausforderung mit Leben zu erfüllen.

… und deine Ziele?
SD:
 Mein Plan ist, den Nachwuchs nachhaltig zu fördern und möglichst viel Wissen und Spaß am Friseurberuf zu vermitteln. Gute Kommunikation leben, Zeit für Kollegen haben, ihnen Wertschätzung entgegen bringen und persönliche Fragen klären, die nicht in der Seminarmasse verschwinden. 

Habt ihr Webinare-Erfahrung? 
SD:
 Selbst gemacht hab ich das noch nicht, natürlich schon reingeschaut und ich denke, das wird auch bei uns kommen. Ich mag bei Schulungen die persönliche Ebene und die individuelle Arbeit mit den Teilnehmern. Ich denke auch, dass jedem klar ist, dass das kein Seminarersatz sein kann, sondern im Rahmen eines schon stattgefundenen Seminares als Material für zu Hause oder im Salon ideal ist.

"...persönliche Kontakte kann man nicht imitieren..."

Für Akademiker wird es in Zukunft keine adäquaten Jobs mehr geben. Eine Chance für unsere Branche?
SD:
 Wir beschäftigen uns im Moment sehr stark damit und probieren vieles aus. Medien, Radiowerbung, Flyer! Wir nehmen Kontakt zu Schulen und Gymnasien auf, um zu zeigen, dass Friseur mehr ist, als nur Haare schneiden und letztlich der Grundstein für eine tolle Karriere sein kann. 
Ich denke nicht, dass man das über neutrale Medien schaffen kann, der Schlüssel sind einzelne Persönlichkeiten, persönliche Kontakte kann man nicht imitieren. 
Die einfache Frage lautet: Wie kann man junge Leute dafür begeistern und sie dahin bringen, sich das überhaupt mal richtig anzuschauen. Auf dem Arbeitsmarkt ändert sich gerade sehr viel. Ein Freund von mir hat studiert und als Store Manager bei H&M einen super Job. Aber ihm ist bewusst, dass er schauen muss, wo er in Zukunft bleibt, denn der Onlinehandel wird immer stärker. Da sind wir mit unserem Handwerk in einer megacoolen Situation. Wir haben Jobs mit Zukunft! 

Der Zentralverband plant, einen Studiengang einzuführen – Beautymanagement. Von der Lehre über Meistertitel, der zum Studium berechtigt, bis zum Bachelor of Beauty. Was hältst du davon?
SD: 
Gehört habe ich davon noch nichts, aber das klingt auf jeden Fall interessant. Wenn das in sich eine abgeschlossene Sache ist, finde ich das cool.

Duales System. Ja/Nein?
SD:
 Ich find´s gut. Ich könnte nicht sagen, was besser wäre. Blockunterricht oder zwei Tage Berufsschule in der Woche. Hmm …. (niest erneut)

Oje, Verkühlung, Heuschnupfen? Wie gehst du damit auf der Bühne um?
SD: 
(lacht) Heuschnupfen. Aber ob Erkältung, Heuschnupfen oder sonst was - einfach charmant rüberbringen. Gut kommuniziert, nimmt einem das keiner übel. Auf der Bühne kommt glücklicherweise das Adrenalin dazu, da geht’s dann besser und wenn nicht, gilt: Nicht zu stark ins Mikrofon und nett verpacken!

Bist du da oben noch aufgeregt? 
SD:
 Ich habe kein Lampenfieber, es ist eher Vorfreude. Seit ich 3 Jahre alt bin, steh ich irgendwie auf der Bühne. Ich habe angefangen mit Ballett, später wurde es Turniertanz, ich bin praktisch damit groß geworden. Ich kenne keinen Angstschweiß, falls du das meinst (lacht), aber zugegeben, diesen Kick hätt ich manchmal gerne noch.

"Schlechtes Kommunizieren macht das Leben schwer."

Die Fee kommt, du hast einen Wunsch frei, was wünschst du dir?
SD:
 Ganz allgemein? Gelebte Kommunikation! Die ist der Schlüssel für alles. Ob im Team, mit Kunden oder Mitmenschen. Schlechtes Kommunizieren macht das Leben schwer.

"Manche Frau gibt locker € 80 für ein Top aus, greift aber zum billigen Shampoo."

Und für die Branche?
SD:
 Dass wir die Preise in den Griff kriegen, das ganze Lohnding ist ein heikles Thema, wo findet man den Schuldigen? Geiz ist geil hat uns viel kaputt gemacht. Manche Frau gibt locker 80 Euro für ein Top aus, kauft aber dann ein billiges Shampoo und erwartet, dass es super geile Haare macht. Sind wir ehrlich, wir sind in einer Luxusposition, wir haben in vielerlei Dingen ein tolles Leben.
Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir uns lockerer machen, nicht alles so ernst nehmen und unsere Kunden aufklären darüber, wofür wir Geld verlangen und wofür wir es ausgeben. 

Ein schöner Schlussgedanke! Stefan, ich danke dir und wünsche dir Erfolg in deiner neuen Position und vor allem Gesundheit!

Weitere Angaben
credits:oben: Privat | mittig: Alois Müller für imSalon | unten: Sandrino Donnhauser für imSalon