Diesen Bereich hat Sinja Langenströr dem Salonteam von Sisters Coiffeure zur Verfügung gestellt | C: zVg v. Sinja Langenströr

22.07.2021

Sinja Langenströr teilt ihren Salon mit Salonteam aus dem Hochwassergebiet

Die Friseurin Sinja Langenströr zeigt sich solidarisch und teilt ihren Salon mit einem kompletten Salonteam aus dem Krisengebiet. Konkurrenzdenken hat sie da keins, sie möchte einfach nur helfen…

Wie ist die Idee entstanden?
Sinja Langenströr: Eigentlich ist gar keine Idee entstanden. Ich war im Urlaub als die Hochwasserkatastrophe passierte. Als ich montags vor meinem Laden saß, schickte mir eine Kollegin eine Sprachnachricht, dass die Sister Coiffeure komplett unter Wasser stehen. Da habe ich nicht lange gezögert – wir haben ja den Platz. Meine Kollegin hat Daniela von Sister Coiffeure kontaktiert und gemeinsam haben wir ihr angeboten, dass sie bei uns so lange arbeiten können, wie sie wollen. Die waren natürlich sehr, sehr dankbar und nahmen das Angebot freudig an!

Kanntest du die Mädels von Sister Coiffeure schon vorher?
SL: Witzig, denn mit Daniela war ich früher auf der Berufsschule, wir haben sogar gemeinsam für Gesellenprüfung gelernt. Jetzt, 14 Jahre später, muss so etwas erst passieren, dass wir wieder zueinander finden. Mit einem Auge weinen wir, mit dem anderen Auge freuen wir uns, dass wir uns nach so einer langen Zeit wiedersehen.

Habt ihr eure Räumlichkeiten abgetrennt?
SL: Tatsächlich ja. Ich habe vor kurzem meinen Salon auf 180m² ausgebaut und um eine weitere Räumlichkeit für Balayage und High-End-Dienstleistungen erweitert. Auf diesen 60m² können sich die Mädels von Sister Coiffeure austoben. Eigentlich teilen wir uns nur den Aufenthaltsraum. Wir kommen uns also wirklich nicht in die Quere. In ihrem Bereich haben sie ein eigenes Labor, einen Waschbereich und 6 entspannende Frisierplätze. Normalerweise sind in diesem Bereich eher die Frauen für ihre Balayage platziert - jetzt kommen auch die Männer in den Genuss von Massagesessel, weil wir sie nun im Balayage-Salon bedienen. Meine Herren haben den Sisters also das Feld geräumt. (lacht)!

„Wir wollen einfach nur helfen, da will ich keine Arschgeige sein und Miete verlangen.“

Bezahlen die Sister Coiffeure Miete?
SL: Wir schauen erst mal, was die Nebenkosten betragen. Die haben alles verloren, ihr Salon steht komplett unter Wasser. Wir wollen einfach nur helfen, da will ich keine Arschgeige sein und Miete verlangen. Die Mädels bringen täglich Essen und Trinken mit, das ist schon echt herzlich zu sehen, dass sie so dankbar sind.

Wie macht ihr das mit den Produkten? Rechnet ihr die ab?
SL: Ich habe ihnen zwar etwas zur Verfügung gestellt, aber die Mädels haben noch ihre eigenen Produkte. Falls sie irgendwann etwas von meinen benutzen sollten, solle ich es ihnen in Rechnung stellen, meinten sie.

Gibt es auch zwei Registrierkassen?
SL: Ja, in ihrem Bereich haben wir sogar eine Theke aus alten Palettenkisten aufgebaut. Terminkalender, Kasse, Trinkgeldbüchsen – alles was sie brauchen, ist da.

Wie lange stellst du diese Räumlichkeit zur Verfügung?
SL: Eigentlich wollten sie sich um einen ►Containhair kümmern, da hab ich gesagt: „Das braucht ihr nicht, ich hab den Platz, bleibt bei mir!“, jetzt haben wir erstmal bis Januar gesagt.

Wie konntet ihr die KundInnen informieren?
SL: Das ging recht zügig. Auf Facebook haben wir kräftig gepostet und natürlich wurden die KundInnen auch angerufen. Diese sind auch sichtlich dankbar, dass sie auch weiterhin zu ihrem Lieblingsfriseur gehen können – nur halt in einer anderen Lokation.

Hast du überlegt, noch andere betroffene FriseurInnen aufzunehmen?
SL: In dem Balayage Bereich ist kein Platz mehr, auf unserer Seite könnten wir vielleicht noch eins, zwei weitere FriseurInnen aufnehmen, aber wir wissen ja noch gar nicht, wie das mit Corona weiter geht – am Ende haben wir dann noch Platzmangel. Das ist mir zu riskant.

Was sagen andere FriseurkollegInnen zu deiner Solidarität?
SL: Einige meiner FriseurkollegInnen fanden es so erstaunlich, dass ich überhaupt keine Angst um mein eigenes Geschäft habe, weil ich die Konkurrenz unterstütze. Mein Motto ist: Tu Gutes, dann bekommst du Gutes zurück und so ist es! Für mich gibt es kein Konkurrenzdenken, für mich sind das alles KollegInnen! Ich will helfen, ich kann helfen, also mache ich es auch!

Vielen Dank Sinja für das tolle Gespräch, ich wünsche euch alles Gute weiterhin!