Credit: Zur Verfügung gestellt von Shan Rahimkhan

24.06.2015

Shan Rahimkhan bewahrt französischen Stil

Er ist Perser mit Wiener Friseurausbildung, internationaler Lebensschule, französischem Geschmack und Berliner Neoverwurzelung. Shan ist offen, stolz, unglaublich vernetzt, selbstbewusst und neugierig. Damit hat er den Berliner Friseurmarkt ordentlich aufgemischt – quasi als neuer Platzhirsch.

Aller Anfang Wien
Shan Rahimkhan kam mit 13 Jahren aus dem Iran nach Wien. Die Modeschule Hetzendorf sorgte für die Ausbildung und dann kamen Mod’s Hair und Dessange. Dessange prägt schon früh seine Begeisterung für alles Französische und nach 2 Jahren Stylisten-Erfahrung zog es den 20 Jährigen in die große weite Beauty-Welt.

Dazu hatten wir so einige Fragen und Shan plaudert mit uns entspannt in seinem hellen Büro oberhalb des schönen Salons am Kurfürstendamm. 

… warum Friseur
10 hübsche Frauen! Ein Wiener Freund von mir wollte Friseur werden und nahm mich als Modell mit und da waren sie, die hübschen Frauen. Ich war jung, sehr chauvinistisch und dachte mir, das ist der Himmel. So wurde ich Friseur.
Meine Eltern wollten ja immer, dass ich Arzt werde – die typische Karriere, die man sich für den Sohn vorstellt. Sie wollen es im Übrigen immer noch, denken jetzt hätte ich alles erreicht und Zeit dafür! 

„Amerikaner machen Kniefälle vor guter europäischer Ausbildung …“

… zu Amerika
New York war für mich Arbeiten bei Jean Louis David. Aber nach ein paar Monaten zog es mich schon zum legendären L’Image Team in Los Angeles. Dank meiner intensiven europäischen Ausbildung machte man Kniefälle vor mir, die amerikanischen Stylisten waren begeistert. 

… über L.A.
Der blanke Horror, nichts als Verkehr, ab 23:00 Alkoholverbot, kein Zutritt zur Partyszene, um Mitternacht ist nirgends mehr was los. Das war mein Leben in Los Angeles, ich war jung und wollte was erleben.

… und dann kam Las Vegas
Las Vegas ist pures Partyleben, so zog es uns am Wochenende immer nach Las Vegas und das geht an den Geldbeutel. Recht bald kehrte ich dann nach Deutschland zu meinen Eltern zurück, vollkommen pleite. Naja, so verbrachte ich eine Zeitlang in Karlsruhe – aber das habe ich aus meiner Vita gestrichen (grinst).

„Man muss kein Franzose sein, um französischen Stil zu bewahren …“

… Paris!!!
Ein kurzer Abstecher nach Paris erinnerte mich daran, wie sehr ich den französischen Stil bewundere. Dessange, Carita, Chanel, Bruno Pittini … 
Und heute … Karl Lagerfeld macht Mode für Chanel. Das zeigte mir, dass man kein Franzose sein muss, um den französischen Stil zu bewahren. 

… die wichtigste Inspiration
Colette Paris gab mir den Initialkick für meinen Salon am Gendarmenmarkt: Bar – Bistro - Boutique – Coiffeur! Ich dachte nur, das kann man auch in Berlin machen.

… was ihn stolz macht
Unser Ritterschlag war die Auflistung unseres Salons am Gendarmenmarkt im Louis Vuitton Guide. Wir hatten ja keine Ahnung, das basiert ja auf anonymen Tests. Wir waren nach nur einem Jahr in der Rubrik „Pioneers of Lifestyle“ aufgeführt – Wow! Jetzt sind wir im Übrigen wieder drinnen (strahlt).

„Berlin war keine Liebe auf den ersten Blick …“

… über Berlin und die Liebe auf den zweiten Blick
Berlin war keine Liebe auf den ersten Blick. Alle redeten immer über Berlin, dann bin ich halt mal dahin und dachte mir nur, was soll das denn hier?
Damals lebte ich bei Freunden in Kreuzberg, habe die Partyszene genossen und festgestellt, dass Berlin entspannt und lässig ist. Es ist ein Schmelztiegel vieler internationaler Kulturen und alle hatten damals Pioniergeist. Um die Jahrtausendwende sagte jeder „Ich mache Kunst“, egal ob in der Musik, der Malerei oder einem anderem Handwerk. Das hat mir imponiert, diese Goldgräberstimmung.

… über Udo Walz
Nachdem ich entschieden hatte in Berlin zu bleiben, machte ich mich auf die Suche. Auf die Frage, „Wer denn hier der Platzhirsch sei?“ fiel immer wieder der Name ‚Udo Walz‘. „Udo Walz“ – wieso kann jemand mit dem Namen Udo Walz erfolgreich sein, das klang ja eher unbesonders. Und so bin ich zu seinem Salon marschiert und habe an der Rezeption gefragt, ob ich mich vorstellen darf. Dort pochte man auf meine schriftliche Bewerbung und ich dachte mir, dann gehe ich halt wieder. Auf einmal tauchte hinter mir jemand auf, fragte was ich wolle und wir kamen ins Gespräch. Es war Udo Walz und am nächsten Tag fing ich an zu arbeiten. Es folgten drei gemeinsame Jahre. Wir stehen auch heute noch im guten Kontakt.

„Abendessen-Marketing …“

… über Gelerntes
‚Abendessen Marketing‘ – Udo hat mir das klassische Netzwerken beigebracht. Ich bin mit ihm jeden Abend in der Paris Bar gesessen. Irgendwann wird das zu deinem zweiten Wohnzimmer. Ich habe sogar in der Paris Bar geheiratet. Diese vielen Kontakte und Gespräche erweitern deinen Horizont ja ungemein. 

„Du musst fachlich gut sein, sonst geht es nicht …“

… fachliches Können
Das Fachliche ist nebensächlich, denn es wird schlichtweg vorausgesetzt. Du musst fachlich gut sein, sonst geht es nicht – Punkt.

… über Zufälle
Zufälle spielen immer mit und lösen dann ganz schnell eine Kettenreaktion aus. So kam eine Vanity Fair Reporterin aus London vorbei. Diese erzählte ihrer Freundin Cherry Blair von uns. Und so standen eines Tages die Blairs im Salon … zum Haare machen.

… über die Herausforderungen mit prominenter Klientel
Es ist natürlich toll bekannte Leute zu stylen, aber immer auch eine Herausforderung. Mein Tipp: Das Wichtigste dabei ist die Recherche. Ich beobachte und verfolge alles ganz genau. 
Vor kurzem war Nicole Kidman anlässlich einer Gala bei uns. Ich habe mir also ihre Auftritte der vergangenen 6 Monate am Computer angeschaut. Sie sieht ja ständig anders aus. Und so habe ich mir für den Abend einen lässigen Pferdeschwanz (mal etwas ganz anderes) überlegt und sie war begeistert. Man muss ja nicht immer Volltuning betreiben, oft ist das Reduzierte der viel bessere Weg.

„Wahrscheinlich mein größter Vorteil, ich werde nicht nervös …“

… über Lampenfieber
Kenne ich nicht, das ist wahrscheinlich mein größter Vorteil, ich werde ganz selten nervös.

… über Trends
Wir haben zwei Mitarbeiter bestimmt, Sven und Nelly, die fürs Trendscouting verantwortlich sind. Einmal im Monat geben sie eine Trendpräsentation fürs Team darüber was es Neues gibt, was wir puschen könnten. So probieren wir immer wieder alles Mögliche aus. 

… über Pläne
Im Januar/Februar 2016 planen wir die Eröffnung einer eigenen Akademie in einer riesigen Loft mit einem eigenen Live-Streaming Konzept. Friseure können Ausbildungsprogamme dann live mitverfolgen. 
Wir wollen anders sein als klassische Schulen.

… über Mitarbeiter
Individualität ist mir bei Mitarbeitern ganz besonders wichtig, allerdings gepaart mit Teamfähigkeit. Und mobil sollten sie sein, aus aller Welt kommen und gerne andere Sprachen sprechen.

… über die Salon CI
Natürlich gibt es in der Gestaltung einen Bezug zum Persischen, meiner Herkunft, aber im modernen Sinn in ausgewogener schöner zeitgeistiger Mischung.

… über seine Produkte
Seit fünf Jahren habe ich meine eigene Produktmarke. Das war mir sehr wichtig, denn ich wollte gesunde Produkte, ohne Parabene, ohne Silikone, etc. und dazu sollten sie sexy und cool aussehen.
Jetzt vertreiben wir in 42 Verkaufsstellen und es kommen immer wieder neue dazu, demnächst auch in Wien.

… über sein zeitgeistiges Konzept ‚Beauty Lounge‘
Anfangs lief es zögerlich, jetzt wird es super angenommen. Das Wichtige ist, dass die Lounge nicht nach Friseursalon aussieht, weshalb das gesamte Interieur eher Boutique Hotel Anmut versprüht. Auf Blow Dry liegt der Fokus, aber auch Maniküre und vor allem Augenbrauen-Styling kommen gut an.
Im nächsten Schritt werden wir das Beauty Lounge Konzept als Franchise anbieten – also wer Interesse hat, darf sich gerne melden.

… über die Bezeichnung Promifriseur
Hasse ich! Ich frisiere prominente Menschen, sehe mich selbst aber nicht als prominenten Menschen. Ich möchte sehr gerne für meine Leistung gelobt werden.

… über Wien
Ich vermisse Kaffeehäuser, das gesellige Wiener Leben und natürlich meine Freunde.