Credit: Janina Ehrenberg Friseure | Grafik: imSalon Magazin

24.05.2024

Schwanger als Unternehmerin – jahrelang für finanzielle Absicherung vorgearbeitet

Janina Ehrenberg ist Unternehmerin, führt zwei Salons und ist schwanger. Schwangere Unternehmerinnen bekommen kein Eltern- oder Krankengeld sowie Umsatzausfall-Ersatz, deswegen hat sie ihr Team so organisiert, dass die Salons ohne sie laufen, aber auch vorgearbeitet, um finanziell abgesichert zu sein.

"Mir war seit Beginn meiner Selbstständigkeit besonders wichtig, dass meine Salons laufen und auch ohne mich funktionieren."

Janina, du bist schwanger. Welche unternehmerischen Vorbereitungen bzw. Organisation im Team hast du veranlasst?
Janina Ehrenberg:
Mir war seit Beginn meiner Selbstständigkeit besonders wichtig, dass meine Salons laufen und auch ohne mich funktionieren. Deswegen habe ich Verantwortungsbereiche abgegeben und Aufgaben verteilt. Einer trainiert Azubis, der andere macht Bestellungen, der nächste kümmert sich um die Ordnung im Salon, usw. Notfallnummern, Elektriker-Kontakt, etc., sind gesammelt und liegen für den Fall bereit.

"Da mein Team mit den eigenen Kunden sehr ausgelastet ist, wollte ich meine frei werdende Stelle besetzen. So können wir alle Kunden behalten."

Auf Instagram hast du eine neue Mitarbeiterin angekündigt, die deine Kundschaft übernehmen wird …
JE
: Glücklicherweise hatte ich bis jetzt wenig Probleme mit dem Personal. Da aber mein Team mit den eigenen Kunden sehr ausgelastet ist, wollte ich meine frei werdende Stelle besetzen. So können wir alle Kunden behalten. Eine ehemalige Kollegin konnte ich für meinen Salon gewinnen. Sechs Wochen lange werde ich mit ihr gemeinsam im Salon sein, bis ich mich in den Mutterschutz verabschiede. Im Hintergrund kümmere ich mich lediglich noch um die Buchhaltung und werde da sein, um meinem Team den Rücken zu stärken.

Wie lange willst du dir eine Elternauszeit nehmen?
JE
: Aktuell plane ich, ein halbes Jahr zu Hause zu bleiben. Da ich momentan noch direkt über meinem 2. Salon wohne, könnte ich so wieder schneller einsteigen. Meine Eltern sind in der Nähe und stehen als unterstützende Kinderbetreuung zur Verfügung. Ich habe aber auch noch Plan B und C, wenn ich doch ein Jahr zu Hause bleibe.

"Seit 20 Jahren arbeite ich 6 Tage die Woche, eine Auszeit habe ich mir noch nie genommen. Für die bevorstehenden Monate habe ich vorgearbeitet."

Bist du privat versichert oder bei der staatlichen Gesundheitskasse?
JE:
Ich bin privat versichert, bekomme hier aber nur minimal Geld. Aktuell kläre ich ab, ob ich Elterngeld bekomme, was ich aber nicht glaube. Ich kann das aber gut überbrücken.
Seit 20 Jahren arbeite ich 6-7 Tage die Woche, eine Auszeit habe ich mir noch nie genommen. Für die bevorstehenden Monate habe ich vorgearbeitet. Außerdem ist es wichtig, dass ich mein Team weiterhin stärke und so ausgelastet bin, dass ich davon leben kann. Ich mache mir trotzdem Gedanken, was ich noch machen kann, um das Haus nicht verlassen zu müssen, damit Umsatz generiert wird und ich nicht untätig bin.

"Ich mache mir trotzdem Gedanken, was ich noch machen kann, um das Haus nicht verlassen zu müssen, damit Umsatz generiert wird und ich nicht untätig bin."

Hast du eine weitere Zusatzversicherung, um für den Mutterschutz und das Krankengeld abgesichert zu sein?
JE:
Nein, ich bekomme kaum etwas von meiner privaten Versicherung, aber ich bin ein sehr sparsamer Mensch und wiege mich finanziell gerne in Sicherheit. Deshalb war meine oberste Priorität, immer gut zu wirtschaften und einen finanzielles „Sicherheitspolster“ zu haben. 

"Ich habe mit einer Schwangerschaft gewartet, bis ich beruflich viel erreicht hatte und meine Karriere am Laufen war."

War dir vor der Schwangerschaft bewusst, dass du dich finanziell absichern musst?
JE:
Mich verwundert nichts, denn für Unternehmer gibt es fast nie etwas. Es ist so schade, dass es jemandem, der viel arbeitet und Arbeitsplätze schafft, so schwer gemacht wird. Ich habe mit einer Schwangerschaft gewartet, bis ich beruflich viel erreicht hatte und meine Karriere am Laufen war. Jetzt passt es perfekt, ich bin gefestigt.

Du bist Freelancerin und u. a. bei Wella als Top-Akteurin tätig. Was verändert sich hier mit der Schwangerschaft?
JE:
Vor allem im 1. Trimester war es besonders hart für mich, 15 geplante Einsätze nicht wahrzunehmen. Es fällt mir schwer, Vereinbartes abzusagen. Ich war körperlich aber nicht dazu in der Lage. Da geht Geld natürlich verloren, denn diese Einnahmequelle fällt weg.

Hast du Tipps für Unternehmerinnen, was im Falle einer Schwangerschaft zu berücksichtigen ist?
JE:
Du musst organisiert sein, Aufgaben abgeben und sinnvoll verteilen. Dein Unternehmen sollte ein Jahr ohne dich klarkommen können. So habe ich es organisiert. Du kannst für jeden Bereich im Unternehmen jemanden einstellen, jedoch ist eine gewisse Unternehmensgröße notwendig, ansonsten bleibt am Ende des Monats zu wenig übrig. Deshalb mache ich die Buchführung weiter, so behalte ich den Überblick und kann reagieren, falls mir eine Entwicklung nicht gefällt. Mein Tipp ist: Wirtschafte gut und gestalte deine Preise dementsprechend, so dass du deine Mitarbeiter gut bezahlen und auch du davon leben kannst!

Haben es Unternehmerinnen mit großem Team leichter, sich in Elternzeit zu verabschieden als Solo-Selbstständige?
JE:
Wenn du, wie in meinem Fall, zwei Salons leitest und ein großes Team hast, läuft hier ein riesiger Kostenapparat mit. Allerdings verteilt sich die Arbeit auf mehreren Schultern und es werden trotzdem Einnahmen generiert. Wogegen jemand, der allein im Salon ist, einfach die Türen abschließt und sobald es man will, wieder aufsperrt. Allerdings werden hier gar keine Einnahmen generiert und einige Kosten laufen im Hintergrund weiter, da man sie nicht so einfach einstellen kann So hat jede Größe seine Herausforderungen und seinen Blickwinkel. Ich bin ein absoluter Teamplayer und liebe es, gemeinsam mit meinem grandiosen Team zu arbeiten.

Danke, Janina, für den Einblick und alles Liebe für deine Zukunft!