16.01.2017
Robert Mrosek war ewiger Vize
Karrieren gibt's! Vom Tele-Moderator zum Markenbotschafter und Unternehmensbruder ...
Das Interview führte Katja Ottiger
Fakten:
- seit 01.03. SalonChef "Mrosek Hair"
- 1 Salon, Bielefeld | 10 Mitarbeiter | 125 m2
- seit 2006 KMS California Master Trainer national
- Kampagnenshootings und Trendentwicklungen für KMS
- www.mrosek-hair.de
imSalon: Du hast einen Wunsch an deine Kollegen frei! Was wäre das?
Robert Mrosek: Nachwuchsförderung! Dass wir diese stark in den Fokus setzen, die jungen Leute mehr motivieren und zeigen, wie man Karriere machen kann. Und dass wir alle mehr daran arbeiten, diesen tollen Beruf in die Welt hinauszuschreien, um zu zeigen, dass wir damit vieles erreichen können!
Vor 5 Jahren bist du im Salon deines Bruders eingestiegen, jetzt hast du ihn übernommen. Wie stemmst du das mit KMS?
Mit guter Organisation und tollen Mitarbeitern. Mein Bruder wollte praktisch kürzer treten und ich kann mich jetzt austoben.
"Wir beide sind konträr: Er klassischer Friseur, ich Kreativer..."
Habt ihr immer mal brüderliche Meinungsverschiedenheiten?
Aber hallo! (lacht!). Natürlich haben wir die! Wenn zwei so unterschiedliche Typen wie wir zusammenarbeiten, entstehen Spannungen. Aber die klären wir meistens abends und dann ist´s wieder gut. Wir beiden sind konträr: Er ist ein sehr erfolgreicher, eher klassischer Friseur, mein Fokus ist das Kreative. Wir ergänzen uns gut, weil wir mit dem, was wir können und wie wir sind, sehr viele Typen ansprechen.
Kai ist der ältere von euch beiden, hat er dich mitgezogen?
Er war mein Vorbild! Nach der Schule habe ich in seinem Salon mit ausgeholfen und ihm bei der Arbeit zugeschaut. Als kleiner Junge bin ich mit in die großen Hallen zu seinen Wettbewerben gefahren und habe ihn bewundert, Kai hat ja einige Jahre auf nationaler Ebene preisfrisiert. Tja und das wollt ich dann auch.
"Ich bin ewiger Vize!"
Und warst damit erfolgreich.
Ja. Ich war jüngster Deutscher Meister der Friseure - und das gleich beim zweiten Mal! 2006 wurde ich Vizeeuropameister und später Vizeweltmeistermeister in Moskau. Ich bin ewiger Vize! (lacht).
"Preisfrisieren - das kann den Grundstein für die gesamte Karriere legen."
Das Interesse am Preisfrisieren lässt nach. Ist das noch zeitgemäß?
Auf einer Bühne stehen, sich mit anderen zu messen? Ja! Das kann den Grundstein für die gesamte Karriere legen. Bei uns gibt es „Jugend frisiert“, ein - wie ich finde - tolles Konzept. Aber früher standen da 80 Lehrlinge auf einem Steg, heute schaffst du mit allen Lehrjahren zusammen gerade mal zehn. Um das der Jugend schmackhafter zu machen, sind wir alle gefordert: die Innungen und die Zentralverbände oder Leute wie ich, die in die Berufsschulen hineingehen sollten und zeigen, was man in dem Beruf erreichen kann. Und nicht zu vergessen, das Internet. Azubis informieren sich im Internet und über Facebook und sie suchen sich auch dort ihre Vorbilder.
Was war deine erste Show?
Die war für die Innung bei uns im Umkreis. Während der Ausbildung, mit 16 Jahren! Ich habe Zentralverbandsmode präsentiert. Ein Live-Styling an einem Modell! Das war natürlich was!!!
Wenn ich mir das heute anschaue, wie ich gesprochen habe, mit zittriger Stimme ... Das sind unvergessliche Momente!
Wie kamst du zu KMS California?
Ich wollte mich kreativ und handwerklich mehr entfalten, Kollektionen und Trends entwickeln. Nachdem ich Deutscher Meister geworden bin, kamen auch die Unternehmen auf mich zu. Und da wir, schon durch das Geschäft meines Vaters, immer mit der Marke Goldwell verbunden waren, wurde es für mich KMS. Die Marke sollte damals in Deutschland mehr gepusht werden. Ich habe dann auch gleich in London die Master-Trainer Ausbildung gemacht.
Hattest du Probleme mit der englischen Sprache?
Oh, mein englisch war eine Katastrophe! Klassisches Schulenglisch und die Vorstellung, dass das niemals eine wichtige Rolle spielen würde. 2012, als ich schon Trainer war, wollte mich Carsten Blume (Education Manager Portfolio KAO Germany GmbH, Anm.), mein persönlicher Mentor, zum Kampagnen-Shooting nach L.A. schicken. Da ist mir bewusst geworden, wie wichtig das ist. Ich habe Privatunterricht genommen und einen richtigen Crash-Course gemacht. Ich bin meiner Marke noch heute dankbar dafür, dass sie mich in diese Richtung gepusht haben. Ich habe Kampagnen in NY, London und Berlin geshootet und bin schon vor 3.000 Leuten im legendären Cosmopolitan Hotel in L.A. auf der Bühne gestanden.
Jetzt gab es gerade den großen Markenrelaunch bei KMS California. Was dürfen wir erwarten?
Die Marke ist, so wie wir, erwachsen geworden. Die Optik ist eine neue, weg vom Bunten und Auffälligen hin zum schlichten, cosmopolitischen Design. Die Vielzahl der Produkte, die alle miteinander vermischt werden können, lässt eine unendliche Vielfalt zu. Das Kampagnen Shooting dazu fand dieses Mal in Berlin statt und war unglaublich inspirierend.
Du hast etwas von einem TV-Moderator. Du ähnelst Andreas Türk. Oder er dir…
(Lacht): Ja, das hat mir schon mal jemand gesagt.
"Ich habe jahrelang beim Teleshopping gearbeitet."
Was wärest du denn geworden, wenn nicht Friseur?
Ich habe irgendwie immer schon die Ambition gehabt, vor Leuten zu sprechen und mich als Person vor anderen zu vermarkten. Ich war ja schon als Jugendlicher Schulsprecher. Es hat mir immer Spaß gemacht zu organisieren und Leuten etwas beizubringen. Vielleicht wäre ich in der Modebranche gelandet. Oder beim Fernsehen. Ich habe jahrelang beim Teleshopping gearbeitet, u.a. bei QVC, und Beautyprodukte vertrieben.
Teleshopping ist echt eine harte Nummer, oder?
Ja. Das ist Champions League! Wenn du DAS moderieren kannst, kannst du alles. Mit einem Knopf im Ohr den Anweisungen der Regie folgend, Live on Air abliefern und immer gut gelaunt sein ....
Was hältst du denn von Friseuren, die ihren Kunden Färbe-Seminare anbieten?
Das spricht absolut gegen unsere Art zu arbeiten. Nicht umsonst ist das ein Ausbildungsberuf, der drei Jahre dauert. Wenn man mit Chemie arbeitet, ist das nicht ungefährlich. Kommt für mich nicht infrage.
Wer sind die besseren Schüler, die Jungen oder die älteren?
Es ist bei uns Menschen allgemein so, dass der Wille, das Bewusstsein und der Verstand mit der Reife wachsen. Wir haben im Beruf eine Spanne von 16 bis 60. Ich glaube, wir alle wissen, dass jemand, der später startet, anders an den Beruf herangeht. Wir sind ja auch als Marke erwachsener geworden. Wir sprechen einfach jeden an, der mit tollen Produkten arbeiten möchte und das Individuelle sucht. Das ist keine Frage des Alters, sondern des Angebotes. Zum Beispiel beim KMS Seminar "Styling matters Session" wollen wir Leuten, die in der Arbeit festgefahren sind, mit einfachen Techniken einen anderen Weg aufzeigen. Wir fassen dabei keine Scheren an. Es geht um Locken-, Föhn- und Stylingtechniken, weniger um „Hot tools“, sondern mehr um Stylingdinge wie Papilotten oder Spangen.
"Wir müssen raus aus der Komfortzone..."
Nehmen wir an, ich habe einen Salon mit 2-5 Mitarbeitern. Was ist deine Empfehlung für die perfekte Weiterbildung?
Ich würde mich ganz gezielt mit den Artists, die die entsprechende Marke hat, befassen und bei den Außendienstlern nachfragen und denen erklären, was die Probleme oder Wünsche sind. Danach kann ein Konzept entwickelt werden. Das fängt ja meist schon bei der Beratung an.
Wir müssen raus aus der Komfortzone. Wir sollten uns Dinge aus anderen Berufszweigen rauspicken, über die Beautybranche hinausblicken. Mein Tool für den kommenden Relaunch unseres Geschäftes heißt: "Unternehmens-Guideline"! Ein Handout, in das jeder Mitarbeiter oder Azubi jederzeit reinschauen kann und in dem unsere Philosophie und unsere Arbeitsrichtlinien klar festgehalten sind. Das beantwortet viele alltägliche Fragen von selbst.
Was glaubst du, wohin wird sich der Weiterbildungsmarkt in Zukunft bewegen? Lassen sich Tendenzen, Potenziale erkennen, wie etwa bei Webinaren?
Meine Kollegen aus Amerika machen das ganz stark mit „Hairbrained“ (https://www.hairbrained.me/). Die bieten im Netzwerk live Seminare an, für die sie sich interessante Typen raussuchen, die dann Stufungstechniken, Stylingstechniken ect. machen. Und sammeln dafür nebenbei von den Kollegen Likes in sozialen Netzwerken.
Wir in Deutschland sollten auch in diese Richtung gehen. Für mich persönlich ist das ein wichtiges Thema und das wird uns irgendwann beherrschen.
... und schließt den Bogen zur anfangs angesprochenen (Nachwuchs-) Förderung. Robert, vielen Dank für deine Zeit!