Es geht um das Gesamte! Richard Schmid schließt in den heizungsintensiven Monaten seinen Salon an einem zusätzlichen Tag | Credit: privat

20.07.2022

Richard Schmid: Im Winter ist mittwochs Energie-Ruhetag

Anfang Juli rief Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck zum Energie- und Gas sparen in ganz Deutschland auf. Richard Schmid, Friseurunternehmer in Nürnberg, plädiert deshalb für den Mittwoch als Energie-Ruhetag. Im besten Fall bundesweit.

Richard Schmid ist davon überzeugt, dass Friseursalons, auch aufgrund der Teuerungswelle, im Winter nicht wegen Überfüllung geschlossen haben werden. Für manche durchaus die Gelegenheit, Kund*innen auf andere Tage umzubuchen und einen Heizungs-Spar-Ruhetag einzulegen.

Im Gespräch mit Katja Ottiger


imSalon: Herr Schmid, in den Wintermonaten soll der Mittwoch in Ihrem Salon zum Ruhetag werden? Das wünschen Sie sich im Idealfall auch von Kolleg*innen?
Richard Schmid:
Ja. Als Robert Habeck darauf aufmerksam machte, dass bei der Gaseinsparung im kommenden Winter jeder Kubikmeter zählt, habe ich beschlossen, meinen Salon in diesen Monaten immer mittwochs zu schließen.

„Wir könnten gemeinsam hunderte oder tausende Kubikmeter Gas einsparen.“

Mein Grundgedanke dabei ist, dass wir in Deutschland über  80.000 Friseurgeschäft sind, (Anm.: mit Stand Dez. 2021 sind es 81.029 Salons, Quelle: ZV) von denen wahrscheinlich 70 – 80 Prozent eine Gasheizung haben. Wenn also ein Großteil der Friseursalons sich bereit erklärt, einen Tag in der Woche zu schließen, können wir gemeinsam Hunderte oder gar Tausende Kubikmeter Gas einsparen und gemeinsam als Branche ein Zeichen setzen.

 „Mir geht es nicht darum, weniger Gas zu verbrauchen, mir geht es um das Gesamte.“

Aber was genau glauben Sie, werden Sie einsparen? Haben Sie Zahlen?
RS:
, Ich kann Ihnen jetzt in Zahlen nicht sagen, was sich einsparen lässt. Natürlich werden wir auch am Ruhetag die Heizung nicht ganz abdrehen, denn laufen sollte sie schon. Durch Corona hatten wir in den letzten Wintermonaten die Heizung allerdings meistens besonders hochgedreht, weil wir zum Lüften Türen und Fenster geöffnet hatten.

Es geht mir nicht darum, ein Fünftel weniger Gas zu verbrauchen. Auch mit Strom sparen hat es wenig zu tun, weil wir die Mittwochs-Kund*innen auf andere Tage in der Woche umbuchen und an diesen Tagen wiederum mehr zu tun haben. Mir geht es um das Gesamte, dass so viele Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten überlegen und mithelfen, Gas einzusparen.

Sie haben diesbezüglich auch ein Schreiben an die Innung versandt. Was erhoffen Sie sich davon?
RS:
Ich habe mich ehrlich gefragt, ob denn nicht von unseren Innungen ein Vorschlag in diese Richtung kommen könnte, eine Aufforderung an die Mitgliedsbetriebe, den Gasverbrauch einzudämmen. Vielleicht könnten wir als Branche für die Allgemeinheit ein Vorbild sein. Gehört habe ich von der Innung allerdings noch nichts.

Was sagen Ihre Mitarbeiter*innen dazu?
RS:
Wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern hat, kann man gut verhandeln und Vorschläge machen, bei denen man sich irgendwo in der Mitte trifft. Wenn unsere Mitarbeiter wissen, dass sie an einem Mittwoch frei haben, bleiben sie an den anderen Tagen etwas länger. Gehen wir davon aus, dass wir in den Wintermonaten etwa 20 Mittwochs-Ruhetage haben, könnten man diese auch teilweise mit in den Urlaub nehmen. Ich überlege sogar, diese Tage herzuschenken. Ich wäre da gern großzügig.

Arbeiten Sie montags?
RS:
Nein.

Dann sind Sie bei der 4-Tage-Woche angelangt? Wäre das ein Konzept?
RS: Stimmt, in dieser Zeit wäre es eine 4-Tage-Woche. Aber nein, ein Konzept darüber hinaus, ist es für uns nicht.

„Im Herbst werden viele Familien den Rotstift ansetzen. (…) Und auch wir Friseure werden den Rotstift erfahren.“

Man könnte Ihnen unterstellen, dass Sie mittwochs keine Kunden haben.
RS:
Wissen Sie, ich bin mein Leben lang schon ein sehr starker Optimist, aber in den heutigen Zeiten gehört auch ein gesunder Realismus dazu. Ich sehe das so: Jetzt fahren alle in den Urlaub und geben dort mehr Geld aus als geplant, hinzu kommen die Teuerungsraten in allen Bereichen. Im Herbst werden dann viele Familien den Rotstift ansetzen. Gnadenlos. Und da werden auch wir Friseure dabei sein und den Rotstift erfahren. Das bedeutet, dass der nächste Friseurbesuch weitestgehend hinausgezögert wird - um vier oder sechs Wochen. Wir werden in den Wintermonaten nicht wegen Überfüllung schließen müssen, sondern froh sein über jeden, der sich uns noch leisten kann.

„Wir Friseure werden in den nächsten Monaten nicht wegen Überfüllung schließen müssen.“

Werden Sie die Preise erhöhen?
RS: Die habe ich bereits erhöht! Um knapp 10 Prozent, weil es nicht anders geht. Schauen Sie sich doch um, alles wird teurer!

War das Für Ihre Kund*innen ein Problem?
RS:
Nein.

Sie feiern heuer im Oktober Ihr 50-jähriges Betriebsbestehen als Einzelunternehmen. Ich gratuliere! Denken Sie manchmal ans Aufhören?
RS:
Das kann ich nicht. Ich habe meine Kunden. Und ich möchte jeden Tag auch weiterhin als eine Herausforderung sehen.
 

Herr Schmid, ich bin gespannt, ob Sie Mitstreiter für Ihren Mittwochs-Ruhetag finden und wünsche Ihnen persönlich alles Gute!


Über Richard Schmidt:

  • Salon Haarscharf in Nürnberg
  • 50-jähriges Betriebsbestehen (Oktober 2022)
  • 4 Mitarbeiter, 2 Auszubildende