Credit: ©David Maupile

25.03.2020

Regina Först: Wir müssen aus dem Überlebensmodus raus!

"Ich kann die Corona Pandemie nicht ändern, aber meinen Umgang damit schon", sagt Regina Först. Tipps von einer Frau, die Friseure kennt, liebt und immer wieder inspiriert…

Regina Först ist Expertin für Menschlichkeit und Erfolg. Sie ist ein großer Fan der Friseure und kennt die Branche schon seit vielen Jahren. Mit ihrer ICH - DU - WIR - Strategie ist sie bei vielen von uns bekannt. Sie gibt im Gespräch gute Tipps, wie wir die momentane Krise nutzen können. Findet jedoch auch kritische Worte für die Friseurbranche.

imSalon: Regina, auch Dich trifft die Krise, viele Deiner Vorträge werden abgesagt. Wie geht es Dir?
Regina Först:
Wir alle müssen das, was gerade geschieht, erst mal überleben. Es wird sich einiges verändern, aber es ist doch auch eine tolle Chance, die wir alle zusammen haben. Wir lernen das Thema Digitalisierung richtig zu nutzen und können mehr mit unseren Herzensmenschen zusammen sein.

„Im Überlebensmodus ist das Gehirn so verschaltet, dass ich überhaupt nicht in Richtung Lösung und Empathie denken kann.“

Dein Tipp, wenn einem gerade alles zu viel wird?
RF:
Das ist in Wahrheit ganz einfach. Erst Mal in die Ruhe kommen, raus aus dem Überlebensmodus. So nennt die Neurowissenschaft den Zustand, wenn Stresshormone ausgeschüttet werden. Dann ist das Gehirn so verschaltet, dass ich überhaupt nicht in Richtung Lösung und Empathie denken kann. Stattdessen kann ich nur rennen, kämpfen oder in die Starre gehen.
Das lässt sich im Moment bei vielen gut beobachten. Die Einen sind völlig ohnmächtig, wissen gar nicht was sie tun sollen. Andere beleidigen die Leute von der IHK oder motzen an der Supermarktkasse. Wie kann sowas angehen? Dr. Joe Dispenza sagt „Wir sind 80% des Tages im Überlebensmodus. Nur werden wir nicht mehr vom Tiger gejagt, sondern von den To-Do-Listen.“
Jetzt wo es um die Existenz geht sind die Stresshormone natürlich permanent da und wollen gesehen werden. Ich hätte da was gegenzusetzen: 3 Minuten Meditation. Tiefe Atmung in das Herz und in das Gehirn, um in die Ruhe zu kommen.

Hört sich für viele wahrscheinlich ziemlich esoterisch an.
RF:
Das machen auch alle Sportler, die sammeln sich und dann sprinten sie los. Sie machen nicht mal eben schnell ‘ne WhatsApp oder winken in den Zuschauerraum, sondern du siehst richtig wie sie kurz verinnerlicht sind und ihre Kraft abrufen. Die Zeit, in der wir uns jetzt befinden, ist eine wunderbare Einladung in die Kraft der Stille zu gehen, um uns daraus wieder in eine Position zu bringen, in der ich Zugriff habe auf mein ganzes Gehirn. Nur so ist es möglich Lösungen zu finden, kreativ zu sein und über alles nachzudenken was ich in der momentanen Situation brauche.

Foliensträhnen machen ist meine Meditation, ist das auch ok?
RF:
Klar! Finde etwas, in dem du dich verlierst. Ob du strickst, Perücken knüpfst oder Frisuren machst, den Rasen mähst, joggen gehst. Wichtig ist, dass du damit in die absolute Ruhe kommst und aufhörst zu denken. Nur dann öffnet sich dein Kopf wieder und du kommst raus aus dem Überlebensmodus. Aus diesem Zustand heraus kommen die guten Ideen und es gelingt wieder aus der Klarheit zu Handeln und nicht aus dem Affekt.

Also kümmere ich mich heute mal um das ICH?
RF:
Mit der Ich - Du - Wir - Strategie meine ich zeitgleich. Ich kann mich ja am Tag sehr aktiv auf der einen Seite mit den Banken unterhalten, jegliche Fördergelder beantragen, meine Mitarbeiter in Kurzarbeit senden, meine Umsatz-Kostenprognose rauf- oder runterfahren. Da bin ich ja umso besser, wenn ich aus dem Überlebensmodus raus bin. Gleichzeitig kann jeder von uns die Zeit nutzen, um zu hinterfragen: Bin ich eigentlich auf dem richtigen Weg? Höre ich mehr auf Leute oder auf mich? Das ist die Chance, die wir haben. Für viele von uns wird das auch eng.

„Wahrnehmung schafft Wirklichkeit.“

Was empfiehlst du wenn es eng wird?
RF:
Nicht von der Angst auffressen lassen. Vor allem sich nicht dauernd mit Leuten unterhalten die Panik haben. Nicht den ganzen Tag schlechte Nachrichten verfolgen. Nachrichten schaue ich mir 1x am Tag an. Lieber schöne Gespräche führen, sich an den schönen Dingen des Lebens erfreuen. Auch das ist wichtig, wenn ihr alle wieder in den Salons steht. Unterhaltet euch nicht den ganzen Tag über die Sorgen der Kunden, sondern redet über die schönen Haare und Haarfarben. Wahrnehmung schafft Wirklichkeit.

Die Lage im Moment ist durchaus ernst. Manchmal frage ich mich, ob es richtig ist mich trotzdem an den vielen schönen Dingen zu erfreuen? Das schöne Wetter, die Zeit mit meiner Familie, meine Gesundheit… Kann ich mir soviel Glücksmomente im Moment erlauben? Oder kann ich wenn die Kundin mit ihren Sorgen vor mir sitzt anfangen über ihre schönen Haare zu reden?
RF:
Ja unbedingt. Das genau ist wichtig. Als wir vor vielen Jahren mit dem Lächeltag ins Hospiz wollten, dachte ich mir, das traue ich mich nicht. Die Fachkräfte dort haben uns ermuntert. Gerade jetzt ist das wichtig, das Kind nochmal lächeln zu sehen, die Familie glücklich zu machen. Das heißt ja nicht, ich lache das andere weg. Klug handeln und die innere Welt so positionieren, dass ich auch klug handeln kann. Ich kann die Corona Pandemie nicht ändern, aber meinen Umgang damit schon.

Wie wir den richtigen Umgang miteinander finden, beschäftigt uns, denke ich, gerade alle.
RF:
Ich kann von der Ohnmacht in die eigene Macht gehen. Mir werden auch gerade sehr viele Aufträge abgesagt, aber ICH entscheide, ob mich das fertig macht oder ich das wegatme. Wenn ein Mensch spürt, dass er es selber in die Hand nimmt hat er eigene Macht.

„Chefs … Erst mal an sich selbst denken…“

Was empfiehlst du. Wie können Chefs am besten mit ihren Mitarbeitern umgehen?
RF:
Erst mal an sich selbst denken. Um mich wirklich empathisch in den anderen einzufühlen, braucht es Selbsteinfühlung, erst zur Ruhe kommen, um Kraft zu tanken. Wenn ich wieder eine gute Haltung habe, dann ist der richtige Moment, um am gleichen Tag noch mit den Mitarbeitern zu reden, ihnen Trost und Zuversicht zu spenden.

Wie kann man am besten mit die Kunden unterstützen?
RF:
Also, ich finde die Kunden haben doch ehrlicherweise gar kein Problem. Dann sieht man halt meinen grauen Ansatz. Entschuldige, wenn ich das jetzt so sage. Ich würde den Kunden einen Brief nach Hause schicken. Ich finde wir bekommen so selten schöne Post. Ich würde mir meinen Lieblingsspruch oder Zitat raussuchen, die Gelegenheit nutzen den Kunden zu danken, sie zu informieren wie wir die Zeit im Moment als Team nutzen, dass wir nicht auf der Couch liegen, sondern wie wir die Zeit nutzen für Weiterbildung, das Team zu formen. Es gibt dank Digitalisierung vieles was ich in der Zwischenzeit machen kann. Ich kann ihnen in Aussicht stellen sobald der Salon wieder öffnet einen Termin zu vereinbaren, einen Service anbieten. Service anbieten ist etwas was Friseure herausragend können.

Was rätst du den Friseuren, wie sie die Zeit jetzt nutzen können?
RF:
Fragt euch, bin ich auf dem richtigen Weg? Bin ich meinen Werten noch treu? Läuft die Mannschaft eigentlich rund? Hab ich mir je Zeit zum Führen genommen? Ich kann Mitarbeitergespräche über Zoom führen. Und es gibt zahlreiche Webinare!

Danke Regina!