29.06.2023
Ramona Lesny: Franchise geht auch klein
Als Mitgründerin und einzige Frau in der Führungsriege der J.7 group leitet sie erfolgreich eigene Salons – mit und wegen einer starken Community und sie weiß, gegen Jammern helfen unterschiedliche Blickwinkel.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
Du bist Mitgründerin der J.7 group und mit dieser seit Jahren erfolgreich. Als einzige Frau zwischen den männlichen Fünf (Achim Rothenbühler, Jens Swafing, Alexander Mäckl, Michael Knöpfle und Thomas Wormser, Anm.),wie war das so?
Ramona Lesny: Die ersten Jahre waren nicht immer leicht, weil man als Frau immer mehr tun muss, als ein Mann, um die gleiche Akzeptanz zu haben. Aber der Frauenpart ist wichtig, weil er einen anderen Blickwinkel hineinbringt. Ich habe meine Position in der Firma gefunden und fühle mich in dieser wohl. Die Jungs sind für mich wie Brüder, wie Familie. Allein ►Achim (Rothenbühler, Anm.) kenne ich seit 30 Jahren, wir wissen viel voneinander und sind ein eingespieltes Team.
„Die einen mögen die Bühne (…) ich ziehe die Fäden im Hintergrund.“
Als Sprachrohr nach außen und auf den Bühnen stehen die J.7 Männer. Warum nicht du?
RL: Weil ich das nicht möchte und nie wollte. Als es anfangs darum ging, Trainerausbildungen zu machen, Seminare zu geben und auf den Bühnen zu stehen, entschied ich mich bewusst für die Visagisten-Ausbildung und für das Arbeiten hinter der Bühne. Ich bin bei ihnen, arbeite mit ihnen und ziehe die Fäden im Hintergrund. In solch einem Team muss jeder seine Position finden. Die einen lieben die Bühne - ich mag es nicht einmal, wenn man von mir ein Foto macht.
Gemeinsam mit Alexander Mäckl gibst du Kommunikations-Seminare. Was sind die wichtigsten Themen, nach denen die Unternehmen fragen?
RL: Das Wichtigste in meinen Augen ist es, mit jungen Menschen schöne und interessante Kommunikation zu führen. Wir haben eine Kundengeneration, die älter ist, und 20-Jährige, die sie bedienen. Wie können die Jungen also auf die Kunden eingehen? In der Sprache das Alter zu überwinden, macht beiden Seiten Spaß und stärkt die Kundenbindung.
Die letzten Jahre waren sehr herausfordernd, Downsizing ein neues, großes Wort. Sind euch Franchisepartner abhandengekommen?
RL: Ja, in den letzten Jahren schon. Unsere Franchisepartner arbeiten in ihrem eigenen Salon, setzen dort eigene Ideen um. J.7 gibt es nun seit 22 Jahren, ein Franchisepartner, der mit uns und von uns gelernt hat, kommt nach vielen Jahren möglicherweise an den Punkt, zu sagen: Ach, das mach ich jetzt selbst! Eine normale Reaktion, jeder Franchisepartner hat seine eigene Geschichte, entwickelt sich weiter oder verändert seine Ziele.
"Wir haben J.7 friends entwickelt (...) auch kleine Salons können so zur Community gehören."
Vor welche neuen Herausforderungen stellt euch das als Franchisepartner?
RL: Weiterzudenken. Deshalb haben wir „J.7 friends“ entwickelt. Auch als kleinerer Salon kannst du an J.7 Events und unseren Schulungen teilnehmen oder auf die Bilder unserer Kollektionen zugreifen. Du gehörst in die J.7 Community, mit eigenem Namen und Logo und mit eigener Hotline für deine Anliegen. Manchem fehlt das Gefühl der Zugehörigkeit und die Dynamik einer Gruppe. Die Friseurgruppen, die sich in den letzten Jahren auf Facebook gebildet haben, machen deutlich, dass der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und Unterstützung in vielerlei Belangen gefragt sind. Diesen wollten wir etwas anbieten. Und das immer vor dem Hintergrund, das eigene Ding machen zu können.
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Was beobachtest du in der Branche?
RL: Mich nervt das Gejammere und das Negative! Ich finde, wir haben den besten Beruf der Welt. Die Aufgaben, vor denen wir stehen, sind herausfordernd und die müssen wir bewältigen. Seit meinem 22. Lebensjahr bin ich selbstständig und ja, es gibt immer diese Phasen, die leichter und die, die schwieriger sind. Aber dieses ständige Negativ Reden - die schlimmen Mitarbeiter, die nervigen Kunden … Ja, das sind alles unterschiedliche Blickwinkel, aber wir sind in einer Branche, in der es um Schönheit, um Wohlbefinden und um ein gutes Gefühl geht, das wir geben und selbst in Anspruch nehmen möchten. Nur machen wir es selber schlecht.
„Mit meinen Mitarbeitern verbinde ich viel Stolz.“
Wie findest du deinen Ausgleich?
RL: Ich bin mit mir selbst im Reinen, ich mache viel Sport, gehe regelmäßig joggen. Ich lege abends mein Handy weg und schaue dann nicht mehr drauf. Ich vertraue meinen Mitarbeitern, dass sie alles lösen, wenn es Probleme gibt. Ich finde mein Leben, so wie es ist, geil. Mir macht die Arbeit Spaß, ich habe tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Wenn ich in meine Salons gehe, freue ich mich auf sie und auf die Kunden. Auch wenn ich keine Haare mehr schneide, bin ich zwei Tage da, denn ich liebe die Dienstleister-Atmosphäre.
Mit all meinen Mitarbeitern verbinde ich einfach viel Stolz. Wenn ich deren Entwicklungen miterlebe, vom Lehrling, der anfangs kein Deutsch spricht, aber heute auf der Bühne steht und schwäbelt ... Ja, man muss mitunter sehr geduldig sein und das ist auch eine große Herausforderung.
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Über Ramona Lesny
- Gründungsmitglied der J.7 group (2001) gemeinsam mit Achim Rothenbühler, Jens Swafing, Alexander Mäckl, Michael Knöpfle und Thomas Wormser(Letzterer ist kein Mitglied der Geschäftsführung mehr, Anm.)
- 2 Salons in Ludwigsburg // 21 Mitarbeiter*innen
- Aufgabe bei J.7: Personal, Büroleitung, Finanzen