25.02.2016
Markus Ruidl: Die Zukunft von Lippert’s Friseure
Wolfgang Lippert, im Januar erschütterte die Nachricht über seinen Tod die Branche, doch der Betrieb muss weitergehen, die Töchter steigen mit 100 % ein und Berater stehen zur Seite. Wie es im Betrieb strategisch, PR-technisch und mit Wella weitergeht, wie es mit Beteiligungen aussieht und weshalb die Wünsche von Wolfgang Lippert ganz oben stehen …
Im Gespräch mit Markus Ruidl, Geschäftsführer bei Lippert’s Friseure, spürt man die tiefe Traurigkeit, die sicher noch lange anhalten wird. Dennoch, der Betrieb läuft weiter, gerade weil man damit Wolfgang Lippert die allergrößte Ehre erweist.
Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick
Lieber Herr Ruidl, nochmals mein herzliches Beileid zu einem wirklich großen Verlust. Ich freue mich, dass Sie heute Zeit für ein persönliches Gespräch finden.
Markus Ruidl: Unser aller Herz geht über, alleine beim Gedanken daran. Es ist schön, dass wir persönlich sprechen. Wissen Sie, Wolfgang Lippert war kein Mail-Mensch, er suchte immer das Gespräch, am liebsten unter vier Augen. Respektvolles Miteinander waren Werte, die ihm sehr wichtig waren.
Welche Beziehung hatten Sie persönlich zu Wolfgang Lippert, welchen Einfluss hatte er auf Ihre Karriere?
Die enge Zusammenarbeit in 18 Jahren hat mich sehr geprägt. Wolfgang Lippert hat mir enorme Wege aufgezeigt, die ich nie gegangen wäre. Er hat mir alles beigebracht, was einen Friseurunternehmer ausmacht, was man überhaupt für Chancen als Friseur hat, das hätte ich ja damals als junger Friseur niemals auch nur erahnt. Er war für mich mehr als nur ein Chef, er war ein väterlicher Freund.
Wolfgang Lippert hatte für alle Mitarbeiter stets ein offenes Ohr, eigentlich für alle Menschen und für solche, die ihm nahe standen, nahm er sich besonders viel Zeit.
Wie war Wolfgang Lippert als Chef?
Er wollte Menschen immer auffangen. Wenn Mitarbeiter mit persönlichen Problemen in den Salon kamen, dann hat er sich persönlich darum gekümmert, sich damit auseinandergesetzt, denn bei ihm waren sie besser aufgehoben als beim Kunden. Ärger gehörte niemals zum Kunden mitgenommen.
Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass er ein strenger Chef war, sehr konsequent. Wenn es hart auf hart kam, war sein Credo die Leute runterzuholen, dann aber auch mit väterlicher Milde wieder aufzubauen.
Sie sind seit 1998 Geschäftsführer bei Lippert‘s Friseure, aber haben nie im Vordergrund gestanden. Kommt nun eine neue persönliche Herausforderung?
Ja, natürlich!
Wir haben da wirklich oft drüber gesprochen, wie es „nach IHM“ weitergehen soll. Sein Wunsch war immer es solle weiterlaufen, wie am Tag zuvor.
Er hat schon auch Dinge für sich behalten, da muss ich mich nun hineinarbeiten. Die größte Herausforderung ist Zeit! Als Friseure sollte man nie den Kontakt zur eigentlichen Friseurarbeit verlieren, deshalb arbeite ich nach wie vor viel am Kunden, um mittendrin zu sein.
Es ist natürlich noch zu früh, aber gibt es bereits Ideen, die Sie gerne umsetzen möchten?
Ich denke, das ist wirklich noch zu früh. Aber es hat sich schon viel getan. Die Töchter (Maxyne (23), Jura-Studentin und Natalie (25), Germanistik/Philosophie-Studentin) steigen voll ins Unternehmen ein. Grobe Vorstellungen existieren, aber die Feinjustierungen laufen noch.
Wolfgang Lipperts großes Ziel war ja immer, dass der Laden auch ohne ihn weiterläuft. Dafür hat er eigene Mitarbeiterbeteiligungsmodelle erstellt. Haben diese gegriffen und wie werden diese weitergeführt?
Die Beteiligungsmodelle wurden von einem Nachfolgeverwalter installiert, in welche Richtung diese greifen werden, das wissen wir noch nicht genau. Ich sollte ja bereits Anfang 2016 als Gesellschafter einsteigen, aber das hat sich nun nicht mehr ergeben.
Wie die Verteilung nun aussehen wird, sollte aber bis April geklärt sein. Zurzeit halten die beiden Töchter 100% des Unternehmens und sie wollen dem Willen ihres Vaters folgen.
Im März wird es Gespräche geben, unter Zuhilfenahme eines Nachfolgeverwalters, Notars, Anwalts und Wilfried Lindloff steht uns als außenstehender Berater zur Seite.
Lippert's Friseure Management Circle
(v.l.: Josef Baranowski, Markus Ruidl, Alexander Voit, Angelina Salger, Marcello Steck, Mahmud Al Smadi)
Transparenz war Wolfgang Lippert sehr wichtig. Er ging so weit, dass Mitarbeiter Einblicke in Umsätze und Geschäftsentwicklung hatten. Wird diese Strategie weiterbehalten?
Unser Motto „Wir sind ein gläsernes Unternehmen“ wird weiterhin gelebt. Umsätze werden wöchentlich ausgehängt. Nur Löhne und Gehälter sind bei uns anonym.
Einmal pro Monat gibt es dann ein Treffen mit dem gesamten Team. Da wird dann über alles geredet und zum Beispiel auch besprochen, welche Fernsehsender kommen, Interviews, die gegeben werden, etc.
Lippert’s Friseure München wurde auf den Werten der Menschlichkeit (hält inne für eine emotionale Pause und ist sehr traurig), Wolfgang Lippert lebte einfach hohe Werte.
Sind die Mitarbeiter weiter mit an Bord? Viele haben ja für Wolfgang Lippert gearbeitet, wie wird hier die Identifikation mit Ihnen als Arbeitgeber aufrechterhalten?
Wir haben in den vergangenen Wochen zwei große Meetings mit allen Mitarbeitern gehabt, um alle auf dem Laufenden zu halten, was passiert. Die Menschen müssen ja wissen, woran sie sind. Die grobe Richtung steht, alle wissen das und unsere Mitarbeiter bleiben an Bord.
Wir hatten zum Glück nie Probleme, sehr gute Kräfte für unser Unternehmen zu finden und das setzt sich so fort.
Wird Lippert‘s Friseure weiterhin Wella Ambassador bleiben?
Natürlich bleiben wir bei Wella! Wella beweist uns seit mehr als 19 Jahren, dass sie ein echter Partner sind, einer auf Augenhöhe, dem wir uns nie unterordnen mussten. Wella war immer ein guter, loyaler und intensiver Partner.
Wolfgang Lippert war ein PR Genie. Wie geht es nun weiter? Gibt es jemanden der diese Lücke füllen kann?
Alexander Voit wurde jahrelang von Wolfgang Lippert in diese Richtung aufgebaut. Unterstützt wird er dabei von einer Pressereferentin. Wir erhalten immer noch viele Anfragen und sind überzeugt, dass es so bleiben wird.
Wolfgang Lippert (†58) verstarb am 21.01.2016 völlig überraschend durch Herzversagen.