C: Sandra Kühnapfel

26.03.2021

Lars Cordes: Gratis Kaffee darf Haarschnitt nicht unwirtschaftlich machen

Wasser aus Husum, Milch aus Velten, Scheren aus Solingen. Lars Cordes integriert Nachhaltigkeit in sein Salonkonzept und erhöht auch seine Preise. Produkte sind regional und bio, KundInnen zahlen dafür gerne mehr…

Nachhaltigkeit sollte in jeder Unternehmensphilosophie Platz finden und kann durchaus auch in Luxus-Salonkonzepten leben. Lars Cordes zeigt in seinen 12 Salons wie.

Lars, ihr betont in eurer Kommunikation die ökologische Bedeutung regionaler Produkte und setzt diese nun konsequent ein. Wie wurde diese ausgewählt?
Es war uns wichtig, dass es inhabergeführte Kleinbetrieb mit hohem Qualitäts- wie Nachhaltigkeitsanspruch und ganz wichtig kurzen Transportwegen.

Wie habt ihr die Lieferanten gefunden?
Durch Empfehlungen und Recherche. Ich bin dann zu jedem Unternehmen persönlich gefahren und habe mir die Produktion vor Ort angesehen.

Sind diese Produkte teurer? Wie fließt das in die Kalkulation?  
Etwas teurer ist es, aber durch Kollaborationsmarketing mit unseren Lieferanten und unsere Betriebsgröße hält sich der Mehrpreis in Grenzen.

Kollaborationsmarketing?
Ja genau! Zum Beispiel steht auf unserer Kaffeeverpackung „Berliner Kaffeerösterei + Lars Cordes Lebenskunst Beauty Coffee“.

„Wir berechnen den Getränkeservice direkt wie im Kaffeehaus“

Gebt ihr diese Kosten an eure Kunden weiter?
Um vor den KundInnen das Upgrade zu argumentieren, musste alles anders und besser sein als vorher! Nachhaltigkeit hat seinen Preis. Unser Ziel ist es, allem einen Wert zuteilwerden zu lassen. Die meisten Servicearbeiten werden durch unsere AssistentInnen, so nennen wir die Auszubildenden, durchgeführt.
Seit der Einführung der Mindestausbildungsvergütung, war klar, dass unsere 21 Auszubildenden noch produktiver werden mussten! Auch wollte ich, dass die Service Arbeit einen größeren Stellenwert bei uns bekommt und so war klar wir berechnen den Getränkeservice direkt wie im Kaffeehaus.

Jeder Kunde zahlt?
Wir berechnen alles, außer der Kunde oder die Kundin entscheidet sich für eines unserer zehn Festpreis Menüs, in welchem der Getränkeservice enthalten ist.
Wir wollten kleine Bedienungen oder die wartenden Mütter bei Kinderhaarschnitten nicht mit gratis Latte Macchiato versorgen und damit den Kinderhaarschnitt für 20,- € unwirtschaftlich machen.
Ziel ist es den kostenintensiven Service rentabel zu machen, mindestens jedoch kostenneutral.

Wie habt ihr das euren KundInnen kommuniziert?
LC: 
All unsere Produkte in Menükarte, Flyern und Magazinen detailliert beschreiben.

Und wie ist das Feedback?
LC: 
Die KundInnen nehmen uns zunehmend als Wohlfühlort mit Nachhaltigkeitsfeeling wahr und erkundigen sich nach unserem Stromversorger, nach den Produkten usw. Es ist schön zu wissen, dass die Leute das auch wirklich interessiert und unser Konzept zu schätzen wissen.

Nachhaltigkeit als Marketinginstrument? 
LC:
 Es ist gut, dass wir das Thema in unserer Welt entdecken, damit werte ich das Unternehmen gerne nachhaltig auf.  Natürlich ist es eine Gratwanderung, aber wir haben ein ökologisches Bewusstsein und dem müssen wir Ausdruck verleihen. Der eine mehr, der andere weniger, jeder auf seine Weise.

Das wird nun schon ein wenig philsophisch.
LC:
 Ich beschäftige mich sehr mit diesem Thema und lese gerade das im Übrigen sehr lesenswerte Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" von Bill Gates. Darin finden sich sehr viel spannende Gedankenanstöße. Und es zeigt auf, wie komplex das Thema ist, denn kein Mensch kann sich ganz freisprechen. Selbst wenn man einen Bio-Pullover trägt, dann musste dieser ja von irgendwo hertransportiert werden und das kann niemals nachhaltig sein. Es gibt immer irgendeinen Kompromiss und Bill Gates setzt sich mit diesen auseinander. Was ihn mir sympathisch macht, er hält sich auch selbst den Spiegel vor. Das Buch begleitet mich gerade. 

Danke Lars, dann füge ich das mal meiner Leseliste hinzu und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.