Credit: BaByliss

08.07.2022

Kostja Epp: Als Barber musst du "Haare" verstehen und brauchst eine Friseur-Ausbildung

Er vereint Barbershop und Damensalon in einem Konzept, ist BaByliss-Testimonial, war Friseur der FANTA4 und hält nichts davon, wenn Barber keine Friseur-Ausbildung haben.

Im Interview mit Juliane Krammer
 

Hi Kostja, du führst einen Damen- sowie Herren-Salon …
Kostja Epp:
Ja, noch! Wir haben zwei Salonkonzepte in der gleichen Straße in Offenbach. Vor 11 Jahren wurde der Unisex-Salon eröffnet und 4 Jahre später unser Barbershop Blckbrd.

Was bedeutet „noch“? Trennst du dich von einem Salon?
KE:
Corona hat uns etwas in die Knie gezwungen und wir erarbeiten ein komplett neues Salon-Konzept. Von August bis November schließt der Barbershop, um Platz für Neues zu schaffen. Im Dezember gibt es ein großes Re-Opening, dann sind beide Salons in einem vereint. Wir erfinden uns neu und reduzieren dabei Fixkosten.

Was war der auschlaggebende Punkt?
KE
: Meine Frau, die auch Friseurin ist, und ich wollten uns für die Zukunft wappnen. Es sind gerade herausfordernde Zeiten und um alle Mitarbeiter*innen zu behalten, gehen wir diesen Weg. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen und auch Angebote überdenken. Im Damenbereich bieten wir derzeit keine Extensions oder Haarbotox mehr an, werden das aber künftig sicher wieder ins Programm aufnehmen. Aktuell konzentrieren wir uns mehr aufs Färben und Schneiden. Aber natürlich nehmen wir für den Umbau wieder Geld in die Hand mit einem Kredit: Man muss in die Zukunft investieren. Ich möchte mir keinen neuen Job suchen! Ich will den schon behalten.

"Man muss in die Zukunft investieren. Ich möchte mir keinen neuen Job suchen! Ich will den schon behalten."

Bleibt der Barbershop dann noch im neuen Salon erhalten oder macht ihr einen Unisex-Salon mit Barber-Service im Angebot?
KE: Im neuen Salon wird es einen separaten, eigenen Barber-Bereich mit eigener Fassade geben. Eine Art Shop-in-Shop.

Wie vereint man den roughen, rustikalen Barber-Look mit einem klassischen Salon?
KE:
Ich möchte weg von allem Rustikalen. Es wird alles puristisch und clean werden. So, wie man die Salons aus England kennt. Diese sind durchdachter und sprechen mich viel mehr an, als die überladenen Stores aus den USA. Es wird somit wenig Ablageflächen im Barber-Bereich geben und minimalistisch aussehen. Die Spiegel werden aber größer. Der Kunde sieht sich dann im Ganzen und nicht nur mehr einen Ausschnitt von sich. So wie das Salonkonzept, versuchen meine Frau und ich das Barber- und Friseurleben zu vereinen, denn am Ende ist es dasselbe: Haareschneiden. Es geht nicht, wenn jemand nur Bärte schneiden oder Rasuren machen will und nicht einsieht, eine Friseurausbildung zu machen. Wir sind der Meinung: Wenn man das wirklich machen möchte, musst du „Haare“ verstehen und somit eine Ausbildung machen.

Jetzt wo du den direkten Vergleich mit zwei Salon noch hast … Wo verdient man mehr Geld? Im Barbersegment oder mit dem Damen-Salon?
KE:
Tendenziell sage ich, dass im Damenbereich mehr Geld drinnen ist, weil viel mehr Zusatzdienstleistung möglich ist. Bei uns kostet ein Herrenschnitt 37 Euro. Die meisten nehmen eine Frisur und Bart Kombi, da sind wir bei einem Durchschnittsumsatz von 60 Euro. Bei den Damen variiert das je nach Wunsch mit Farbe, Schnitt oder beidem. Aber am Monatsende ist im Damenbereich mehr Geld zu holen. Die Herren sind im Moment noch nicht so weit, zu sagen, ich nehme jetzt noch eine Maske oder dieses Treatment … aber es wird mehr.

Ist das auch ein Thema für den neuen Salon? Herren-Beauty?
KE
: Die Herren sprechen die auf weibliches Zielpublikum ausgerichteten Salons nicht an. Wenn man Herren-Beauty cool verpackt, wird das bestimmt gut von den Herren angenommen. Egal, ob Gesichtsreinigung, Massage, … Das ist zukünftig ein großes Thema.

Credit: privat

Was bringt die Barber-Zukunft?
KE
: Der Herrenfriseur wurde eine Zeit lang aus Deutschland verbannt und kam dann mit einem großen Knall wieder zurück – ausschlaggebend war damals der Bart-Trend. Der Bart wird jetzt aber wieder sportlicher, eleganter – wird nicht mehr so lange getragen. Aber zur Nassrasur kommen wir so schnell nicht zurück.
Männer und Haarfarbe werden in Zukunft mehr werden. Man sieht es schon auf den Straßen. Es wird blondiert oder gräulich gefärbt. Sie trauen sich, coole Dinge auszuprobieren.

Du vertrittst als Barber die Marke BaByliss im Ambassador Team! Wie kam es dazu?
KE:
Ich habe mich seit ich 16 bin für Bärte und das Styling interessiert und unterschiedliche Marken und Maschinen ausprobiert. Bei BaByliss war ich Fan von Stunde 1 und hab nur damit gearbeitet. Deswegen war auch BaByliss meine Empfehlung an die Jungs von Goeld’s für ihren Männer-Produkte Webshop, als sie Tools mitaufnehmen wollten. Im Zuge der Zusammenarbeit von Goeld’s und BaByliss ist auch einmal mein Name gefallen. Zusätzlich wurde BaByliss immer auf meinen Social Media Beiträgen markiert und irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ►Teil des Ambassador-Teams zu sein. Für mich ist das eine große Ehre und es war wie ein Ritterschlag.

Hat sich für dich etwas geändert?
KE:
Ich habe meinen Social Media Auftritt reaktiviert und poste natürlich mehr meiner Arbeiten. Das Ganze hat mir aber auch einen ordentlichen Push versetzt. Ich achte mehr auf Details und versuche mit den Maschinen zu spielen. Ich bin gewillt zu zeigen, was ich draufhabe. Jetzt vertrete ich ja eine Marke.

Hat das auch für dich den Weg geebnet, die Fantastischen 4 zu stylen?
KE:
Wir hatten den Tourmanager bei uns im Salon und von ihm habe ich erfahren, dass Smudo von den FANTA4 in Offenbach geboren wurde. Das fand ich witzig und meinte: „Wenn du der Tourmanager bist, dann manage das doch so, dass sie bei mir im Laden vor dem Konzert vorbeikommen.“ Ich hätte da auch geschlossene Gesellschaft gemacht und sie frisch für das Konzert in Frankfurt gestylt. Die Idee fanden sie super, jedoch hatten sie es zeitlich nicht geschafft. Uns wurde aber Backstage in der Festhalle einen Raum, direkt neben der Umkleide, eingerichtet, wo wir die Haare schneiden durften. Das war ein mega Erlebnis.

Aber ich nutze Chancen und versuche Connections aufzubauen, um mich selbst, meinen Salon und mein Team zu pushen – das bringt mir auch Kunden.
Meine Frau hat jetzt gerade erst einer Boxerin die Haare gemacht und das auf Instagram geteilt. Danach kamen weitere 10 Influencerinnen mit einer Reichweite von über 100.000. So etwas tut auch unserem Salon gut, das hinauszuschreien.

Ihr macht aber keine Influencer-Relations und ladet Menschen mit einer hohen digitalen Reichweite zum Styling ein?
KE:
Das haben wir noch nie gemacht und ich halte da auch nicht viel davon. Die Qualität sollte die Influencer zu uns treiben und nicht das Geld.
 

Vielen Dank, Kostja, für das spannende Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!