Heiko Schneider | C: Maik Lagodzki

15.01.2021

Heiko Schneider: Auf keinen Fall Preise senken!

Der Lockdown hält an, dennoch Heiko Schneider hat alle Hände voll zu tun. Der Friseurunternehmer plant Budgets und setzt 2021 auf kürzer planen & schneller reagieren…

Heiko, du bist im dunkelvioletten Hoyerswerda – wie geht es dir?
Heiko Schneider:
Mir geht es gesundheitlich sehr gut, das ist derzeit wohl das Wichtigste. Mein Fokus gilt der Zeit der Weiterentwicklung des Unternehmens. Zoom und YouTube kann mittlerweile jeder, da wollen wir technisch ein bisschen aufrüsten. Jetzt geht es um Qualität!

Der dritte Lockdown wurde in Sachsen bis zum 7.2. verlängert, denkst du es bleibt dabei?
HS:
Im Moment ist das schwer zu glaube. Ich habe mein Team darauf eingeschworen, dass wir kürzen, planen und schneller reagieren müssen. Flexibilität ist ganz großes Thema. Es nützt ja nichts zu spekulieren, wir müssen uns den Entwicklungen anpassen.

Hast du denn momentan viel Zeit?
HS: Naja, nicht wirklich. Langweilig wird es mir nie! Viel Zeit fließt in friseur.digital und natürlich in alles was mit dem Friseurgeschäft zu tun hat. Wir führen derzeit Jahresgespräche und machen Jahresplanungen über Zoom, in abgespeckter Form natürlich.

Bildest du während des Lockdowns aus?
HS: Ja, das machen wir an Trainingsköpfen im Salon unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Die Azubis müssen ja auch fit sein.

Ist das denn erlaubt?
HS: Unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen schon.

„Meine absolute Empfehlung ist, die Preise nicht zu senken.“

Die UST geht wieder zurück auf 19%... Ist es schlau, die Preise zu erhöhen?
HS:
Wie so oft existiert hier kein richtig oder falsch, jeder muss das für sich selbst entscheiden. Es gibt drei verschiedene Szenarien: 1. Preise stabil halten, 2. Preise erhöhen, 3. Preise reduzieren. Meine absolute Empfehlung ist, die Preise nicht zu senken. Die Frage die ich mir als Unternehmer stellen muss ist ja, wann hat der Salon das letzte Mal seine Preise erhöht? Jeder muss selbst kalkulieren, wie lange er mit den Preisen auskommt.

Wann erhöhst du deine Preise?
HS: Immer am 1. Juli. Ich habe vor, die Preise nicht anzuheben und sie stabil zu lassen. Nach dem 2. Lockdown wird sich der Markt regional neuformieren, da helfen stabile Preise als Marketingtool. Wenn man seine Preise nach oben anpasst, aber die Dienstleistungen und das Salonfeeling nicht erneuert, kann das nach hinten losgehen.

Was sind Kostenblöcke, die sich verändert haben?
HS: Energie- und Personalkosten. Ansonsten vor allem die Umsätze und Erträge, die vom sonst ertragreichen Dezember fehlen.

Wie häufig schaust du Planzahlen an?
HS: Normalerweise monatlich, in diesem Jahr wöchentlich. Man hat’s zwar irgendwann im Gefühl, aber in der aktuell unvorhersehbaren Entwicklung muss man reagieren können und eventuell Budgets anpassen.

Was sind eure großen Budgets?
HS:
Budgets erstellen wir für Marketing und Weiterbildung, das ist ganz wichtig.

Gibt es Änderungen im Budget 2021?
HS: Ja, die letzten Jahre haben wir überproportional viel ausgebildet und sehr viel für Weiterbildung ausgegeben. Jetzt müssen wir Umsatz einfahren, wir brauchen die MitarbeiterInnen im Salon, damit fällt das Weiterbildungs-Budget dieses Jahr etwas geringer aus. Das Marketing-Budget werden wir konstant halten.

Planst du für nächstes Jahr mehr MitarbeiterInnen?
HS: Momentan habe ich mehr als 30 MitarbeiterInnen. Es fällt auf, dass Bewerbungen zunehmen. Sind die BewerberInnen gut, dann stell ich sie auch ein. Nach dem Lockdown müssen wir wieder schneller reagieren. Mal schauen, was passiert!

Was planst du für die Wiedereröffnung?
Ich weiß noch nicht, ob wir die Öffnungszeiten auf ein Maximum ausdehnen werden oder normal weiter machen, aber dass wir die Preise stabil halten und flexibel reagieren werden, das steht fest.

Wünsche an und für die Branche?
HS:
Wir brauchen Lobbying und das konzentriert, nicht nur einzelne Verbände. Ich spreche von einem bezahlten Lobbyisten mit Sitz in Berlin, mit Auto, Wohnung und einem 6stelligen Gehalt, der nichts anderes tut als sich vor Ort zu vernetzen und für die Friseurbranche bei politischen Entscheidungen einsetzt. Wenn wir dies in den kommenden Jahren etablieren könnten, wäre dies für die gesamte Beautybranche ein Erfolg -das geht in anderen Branchen auch.

Das klingt spannend, ein guter Gedanke. Heiko, alles Gute zum neuen Jahr und danke für deine Zeit.