Die Haarpoeten setzen sich für gleiche Preisgestaltung unabhängig von Geschlecht ein | C: Nina Stiller

20.08.2021

Haarpoeten: KundInnen sollen für Handwerk bezahlen, nicht für Geschlecht

Die Haarpoeten in Braunschweig haben ihre Preise genderneutral angepasst – ein Frauenhaarschnitt mit kurzen Haaren darf nicht mehr kosten als ein Männerhaarschnitt mit der gleichen Länge. Hier werden die Preise nach Haarlänge berechnet und nicht nach Geschlecht…

Im Gespräch mit Lea Werry

In Deutschland sind genderneutrale Preise keine Pflicht. Was hat euch dazu bewegt, in eurem Salon genderneutrale Preise anzubieten?
Benjamin Gnoth: Wir sind schon seit Jahren Teil der LGBTQ+ -Bewegung und wollen auch im Alltag diese Themen sichtbar machen. Die Gleichstellung der Geschlechter ist da ein großer Punkt.
Außerdem kommt die Frage schon mal auf: Warum kostet ein kurzer Frauenhaarschnitt mehr als ein kurzer Männerhaarschnitt? Wir wollen weg vom "Ist halt so, hat man immer so gemacht"

Wie habt ihr die Preise im Detail angepasst?
Benjamin Gnoth: Wir haben uns dazu entschieden einen festen Preis für den Haarschnitt zu nehmen. Waschen/Schneiden/Trockenpusten kostet bei uns 40,-€. Wir berechnen nun die Stylings anders. Sobald wir eine Bürste oder andere Stylingtools in die Hand nehmen, kostet das dann mehr (bis Schulter 15,-€, ab Schulter 20,-€).

Sind dadurch die Männerpreise automatisch nach oben gegangen?
Carolin Wendt: Nein! Die Herrenpreise sind so geblieben. Wir haben den Damenpreis günstiger gemacht.

Gab es negatives Feedback von Männern, die sich beschwerten, dass die Damenpreise günstiger wurden? 
Benjamin Gnoth: Von unseren Kunden hat sich kein Mann beschwert das die Frauenpreise günstiger geworden sind. Die Meisten haben eher gefragt, wieso die Damenpreise überhaupt teurer waren.
Die einzigen negativen Kommentare kamen von Menschen die keine Kunden bei uns sind. Unser Konzept würde nicht funktionieren und wir würden uns nur bereichern wollen. Naja, diese Menschen denken wir hätten den Herrenpreis erhöht.

Wie lange habt ihr schon über genderneutrale Preise nachgedacht?
Carolin Wendt: Vor 2-3 Jahren ist mir das auf einem Instagram-Account aufgefallen, von einem Salon in London (notanothersalon). Ich fand es einfach genial, ich hatte nämlich nie eine vernünftige Antwort, warum derselbe Aufwand unterschiedlich bepreist werden sollte.

Wie viele andere Friseursalons kennt ihr, die genderneutrale Pricing anbieten?
Benjamin Gnoth: Außer dem in London, kennen wir nur noch einen in Hamburg.

Welches Zeichen möchtet ihr mit dieser Preisänderung setzen?
Carolin Wendt: Wir sind alle Menschen, egal ob mit Rock, rasierten Beinen, Bart und Make-up oder langen Haaren. Und die Kunden sollen für das Handwerk bezahlen, nicht für ein Geschlecht.

Wie ist die Resonanz der KundInnen?
Benjamin Gnoth: Unsere Kunden finden es super, die Resonanz war toll. Vor allem die Kundinnen mit kurzen Haaren feiern es total.

Vielen Dank für das Gespräch, viel Erfolg weiterhin!