19.07.2024
Extensions-Spezialisierung: "Ich kassiere rund 1.000 Euro pro Kundin."
Stefanie Kyrkos hat sich auf Extensions spezialisiert. Durchschnittlich zahlt die Kundin eine vierstellige Summe pro Behandlung. Aktuell erweitert sich die Zielgruppe für Haarverdichtungen, da Kundinnen in allen Altersgruppen offener und mutiger werden, aber auch für die Mitarbeiter*innen-Suche ist die Spezialisierung gewinnbringend.
"Auch ich beobachte, dass die Leute dem Thema (Extensions) gegenüber offener und mutiger geworden sind."
Liebe Stefanie, gefühlt sind Messen aktuell voll mit dem Thema Extensions. Spiegelt sich das auch so in deinem Salon wider?
Stefanie Kyrkos: Als ich den Salon 2020 gründete, habe ich mich auf Extensions spezialisiert und deswegen war mein Kundenklientel auch immer mit Fokus auf Haarverdichtungen bzw. -Verlängerungen. Auch ich beobachte, dass die Leute dem Thema gegenüber offener und mutiger geworden sind.
"Kunden, die ich vorher nicht als Extensions-Kunden eingeschätzt hätte, die kommen jetzt auch in meinen Salon."
Hast du bei deiner Salongründung rechtzeitig den Trend „Extensions“ erkannt und dich deswegen spezialisiert?
SK: Nein, für mich ist die Begeisterung schon immer a. Ich habe vor meiner Selbstständigkeit schon in einem Haarverlängerungs-Salon gearbeitet und trage selbst seit vielen Jahren Extensions. 2017 begann ich, mich darauf zu spezialisieren. Aber ja, Kunden, die ich vorher nicht als Extensions-Kunden eingeschätzt hätte, die kommen jetzt auch in meinen Salon. Früher waren es in der Regel die jüngeren Frauen, nun sind auch Damen Ende 50 regelmäßig bei mir. Auch diese Gruppe hat erfahren, dass sie mit ihrem feinen Haar nicht leben müssen, sondern etwas dagegen machen können. Das Haupt-Klientel machen aber Frauen Mitte 30 aus, die wirklich traurig darüber sind, dass sie feine Haare haben und sich mit Hilfe einer Haarverdichtung besser fühlen wollen.
Wie sieht es bei dir mit Schnitt und Farbe im Salon aus?
SK: Blonde Frauen kämpfen häufiger mit feinem Haar, so mach ich auch viele Blond-Färbungen. Genauso kommen viele Frauen zu mir, deren blond gefärbte Haare durch falsches Blondieren abgebrochen sind.
Kommen zur dir auch Kunden nur zum Waschen, Schneiden, Föhnen?
SK: Rund 70% sind bei mir für Extensions und Farbe, der Rest kommt zum Waschen, Schneiden, Föhnen.
Nutzen auch Männer den Haarverdichtungs-Service?
SK: Leider habe ich bis jetzt keine Kunden, würde es aber ganz toll finden. Da herrscht noch Unsicherheit.
Wie viel Zeit nimmt eine Extensions-Kundin in Anspruch?
SK: Es kommt vor, dass ein langer Arbeitstag mit 3 Extensions-Kundinnen inklusive Farbe gefüllt ist. Das ist aber auch nur möglich, weil ich das seit vielen Jahren fast täglich mache. Ich bin routiniert und das ist auch nicht stressig für mich.
Wie groß ist dein Team?
SK: Im Moment ist mein Team noch klein mit einer Mitarbeiterin, aber mit Anfang Juli und Anfang September kommt jeweils eine neue Friseurin. Sie werden alle Extensions machen.
Bringen die schon das Know-how mit oder müssen die neuen Team-Mitglieder die Extensions-Skills von der Pike auf lernen?
SK: Meine Mitarbeiterin, die seit 2 ½ Jahren bei mir ist, hat davor schon mit Great Lengths gearbeitet, genauso wie die eine Friseurin, die im Juli nachkommt. Das neue Team-Mitglied, das mit September starten wird, hat bis jetzt nur mit Tapes gearbeitet. Je nach Wissenstand wird sie von mir zu Seminaren geschickt, wo sie an Modellen arbeitet, um routinierter für den Salon zu werden. Sobald sie von mir das OK bekommt, kann sie dann Salon-Kundinnen bedienen.
Wie viel Zeit bedarf es, um eine Expertise, wie du sie hast, an den Tag zu legen?
SK: Ich arbeite mit Great Lengths zusammen und habe alle Seminare gemacht. Die Routine ist das Um und Auf. 3 Extensions-Kundinnen die Woche sind dafür meiner Meinung nach ein Muss.
"Eine Durchschnittskundin zahlt bei mir rund 900 Euro fürs Einsetzen. Da kommt noch waschen, schneiden, föhnen mit rund 80€ dazu, also kassiere ich ca. 1000 Euro pro Kundin."
Was kann ich mit einer Extensions-Spezialisierung verdienen?
SK: Diese Kundinnen kommen 2-3 Mal im Jahr, da sie in der Regel ihre Extension 4-6 Monate im Haar behalten. Eine Durchschnittskundin zahlt bei mir rund 900 Euro fürs Einsetzen. Da kommt noch waschen, schneiden, föhnen mit rund 80€ dazu, also kassiere ich ca. 1000 Euro pro Kundin. Für das Entfernen von Extensions berechne ich 50 Euro die halbe Stunde.
Das klingt im ersten Moment nach viel Geld. Wie reagieren die Kundinnen auf diese Kosten?
SK: Ich bin von Anfang an transparent. Beim gratis Beratungsgespräch erkläre ich, wie eine Behandlung abläuft, zeige die Qualität der Extensions und sage, was es kostet. In der Regel braucht es da kein Argumentieren des Preises.
Warum führst du die Extensions-Preise nicht auf deiner Website an?
SK: Das liegt daran, dass beim Beratungsgespräch die konkreten Kundenwünsche ermittelt werden und ich erst danach klar sagen kann, was machbar ist. So kann ich die Kosten final berechnen. Es kommt hier nämlich auf Menge und Länge der Strähnen an, ob eine Behandlungsbox für zu Hause schon vorhanden ist, … und so weiter.
Leisten deine Kundinnen eine Anzahlung?
SK: Ja, 200 Euro verrechne ich im Vorhinein.
Sind No-Shows ein Thema bei dir im Salon?
SK: Nein, das Problem habe ich nicht. Das liegt vermutlich auch daran, dass die meisten Kundinnen, die zu mir kommen, sich bereits beim Beratungstermin für eine Behandlung entscheiden. Es ist sehr selten, dass eine Kundin danach keinen Termin bei mir macht. Eine Haarverlängerung bzw. eine -Verdichtung ist ein sehr sensibles Thema für viele. Sie kommen zur mir, weil sie eine Lösung für ihr Haarproblem wollen. Das bedeutet für so manche Kundin eine massive Überwindung, darüber zu sprechen, dass sie sich nicht wohl fühlen und Hilfe suchen. Wenn sie dann das Vertrauen gewonnen haben, wollen sie einfach nur mehr schöne, tolle Haare haben.
" ... ich habe im Moment auch irre viel Bewerberinnen."
Wie viele Kunden hast du in deinem Salon?
SK: Es sind bestimmt nicht so viele, wie in anderen Salons, weil wir in der Regel lange Termine haben und deswegen auch nicht so viele Kunden täglich bedienen. Ich schätze so um die 200. In der Vergangenheit musste ich auch einen Kundenaufnahmestopp machen. Ich habe einen kleinen Salon mit vier Arbeitsplätzen und diese sind ab September alle belegt. Deswegen überlege ich, anzubauen, denn ich habe im Moment auch irre viel Bewerberinnen.
Viele Salonbetreiber*innen klagen darüber, dass sie keine Bewerbungen erhalten. Warum ist es bei dir anders?
SK: Es bewerben sich bei mir Friseurinnen, die selbst Extensions-begeistert sind. Sie lieben lange Haare und haben Spaß daran, Blond-Looks zu kreieren. Darauf liegt der Schwerpunkt meines Salons und deshalb bewerben sie sich bei mir.
Du hast selbst gesagt, dass Kundinnen und auch Friseurinnen offener für Extensions geworden sind. Macht dir das Sorgen, dass die Konkurrenz durch andere Salons nun stärker wird?
SK: Überhaupt nicht! Ich freue mich, wenn Extensions auch in anderen Salons gut ankommen. Wir Unternehmer und Unternehmerinnen sollten uns gegenseitig unterstützen, denn jeder hat seine eigene Salon-Philosophie. Der eine Salon ist vielleicht lauter, der andere ruhiger, … und so weiter. Es gibt genug Kunden für alle Salons.
Danke, Stefanie, für deine Zeit und den Einblick in deinen Salon-Alltag. Alles Gute für die Zukunft!