21.12.2015
Dieter Keller - Weiterentwicklung als Aufgabe
Keller the School ist eine der bekanntesten Friseur Academys im deutschsprachigen Raum. Wir haben mit ihrem Gründer Dieter Keller über stetige Weiterentwicklung, wechselnde Trends und seine Seminare geredet...
Fakten
- 17 Salons deutschlandweit (Keller haircompany, hair'n'more, Stylecode)
- Keller the School Friseurakademie in Sindelfingen
- rund 250 Mitarbeiter in Akademie & Salons
- 30-40 Azubis jedes Jahr
- rund 3000 Seminarbesucher/Jahr in 20 verschiedenen Seminaren
imSalon: Eine kurze Entstehungsgeschichte Ihres Unternehmens – was waren die wichtigsten Schritte und wann kam Ihnen zum ersten Mal die Idee, auf Fortbildung zu setzen?
Der wichtigste Schritt fand 1970 statt – der Schritt in die Selbstständigkeit. Ohne Kapital, aber mit vielen Ideen. Meine Motivation waren meine Visionen, die mein damaliger Chef nicht umsetzen wollte. Bereits vier Jahre später erkannte ich die Notwendigkeit der Weiterbildung, aber diese Möglichkeit gab es zu der Zeit faktisch nur in London. In Deutschland starteten wir und Junge Michaelis die ersten Friseurakademien.
"Weiterbildung ist für mich die Basis des Erfolgs"
imSalon: Was bedeutet Weiterbildung für Sie?
Weiterbildung ist für mich die Basis des Erfolgs. Besonders in der Zukunft, bzw. bei dem schrumpfenden Mitarbeitermarkt hat sie höchste Priorität. Auf dem Markt gibt es nicht genügend Top Friseure – wir müssen sie konsequent selbst ausbilden. Das haben auch unsere Coaching-Partner bei Keller the school erkannt. Weiterbildung gepaart mit Qualität sind für mich die Erfolgsgaranten in den nächsten Jahren.
imSalon: Was waren die wichtigsten Entwicklungsschritte von Keller the School? Gab es große Veränderungen?
Wir haben unseren Standort drei Mal verändern müssen, weil es immer wieder zu klein wurde. Zu Beginn waren unsere Schwerpunkte Beratung, Cut & Coloration. Dann kam in den letzten Jahren der Finish-Bereich dazu, in dem wir neue Seminarkonzepte entwickelt haben. Von der Qualität her unerreicht ist auch unsere 24-Wochen-Ausbildung, in der Azubis oder Umschüler in nur sechs Monaten zum Friseur werden, sozusagen von Null auf Hundert.
imSalon: Was hebt Sie von der Konkurrenz ab?
Die Individualität unserer eigenen Kollektionen und die damit verbunden Techniken, die unser Creative Team jährlich entwickelt. Diese finden großen Anklang in der Fachwelt, auch weit über unsere Grenzen hinaus.
imSalon: Wie entwickeln Sie neue Seminare?
Unsere Motivation sind die neuen Trends, die uns immer vor die Aufgabe stellen, für eine perfekte Umsetzung zu sorgen. Höchstmögliche Qualität in möglichst kurzer Zeit zu erreichen ist dabei das Ziel. Schließlich möchten die Kunden perfekt aussehen, dabei aber nicht zu viel Geld und Zeit investieren. Diese Umsetzung ist die anspruchsvolle Zielsetzung, bei der die Mitarbeiter aber auch Spaß haben sollen.
"Das Ziel ist es, aus guten Mitarbeitern bessere Mitarbeiter zu machen."
imSalon: Was macht ein erfolgreiches Seminar aus?
Erstens müssen individuelle Konzepte entwickelt werden, die das Ziel haben, in möglichst kurzer Zeit maximale und optimale Ergebnisse zu ermöglichen. Zweitens braucht man höchst qualifizierte Trainer, die die individuellen Bedürfnisse und Defizite ihrer Schüler erkennen und Lösungen anbieten. Und, last but not least, müssen wir Techniken zur Umsetzung von Trends entwickeln, die sich am Kunden orientieren. Das Ziel ist es, aus guten Mitarbeitern bessere Mitarbeiter zu machen.
imSalon: Manchmal krempeln Trends die ganze Friseurbranche um – Stichwort Barbering, Ombré & Co. Wie gehen Sie mit Trends um? Wie schnell lässt sich ein Seminarprogramm auf (vorübergehende) Trends anpassen?
Wir haben jüngst ein Team aus Trendscouts installiert, das genau diese Aufgabe hat. So können wir noch schneller Trends aufspüren und eine zeitnahe Umsetzung mit praktikablen Techniken anbieten und diese am Markt auch kommunizieren – nicht nur in unseren Salons.
imSalon: Welche Rolle spielen Marken in Seminaren? Kann/muss/darf man als Friseurschule markenunabhängig arbeiten?
Wir arbeiten mit den Produkten von L’Oréal. Grundsätzlich denken wir aber, dass Marken in der Schule eine weniger wichtige Rolle spielen – denn in unseren Seminaren stehen ja die Techniken im Vordergrund, nicht die Produkte. Was die Geräte betrifft, so arbeiten wir mit Überzeugung mit ghd. Aber wir sind offen für alles, was uns hilft Trends und Kundenwünsche perfekt umzusetzen.
imSalon: Wie sieht Ihr persönlicher Alltag aus, wie viel stehen Sie selbst noch im Salon?
Im Salon bediene ich noch etwa fünf Kunden pro Woche, einfach weil es mir Spaß macht oder um interessante Typveränderungen zu realisieren. Meinen Büroalltag bestimmen hauptsächlich Mitarbeiterführung, Coaching von Partnern und Salonleitern, Marketing- und strategische Aufgaben. Ebenso wie die Entwicklung neuer Salonkonzepte und die strategische Planung von Keller the school.
„Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“
imSalon: Wenn Sie über Nacht die Branche verändern könnten – was wäre am nächsten Morgen anders?
Die leider oft noch gängige Schwarzarbeit gehört noch massiver kontrolliert und bestraft. Das ist nicht nur unsozial, sondern dient nur der Ausbeutung und schädigt unser Image. Ich würde für jeden Friseur einen Mindestlohn in Höhe von 2000 EUR einführen und die Preise deutlich erhöhen. Dann hätten wir in Zukunft weniger Nachwuchsprobleme. Wie der Industrielle Robert Bosch (1861-1942) schon richtig sagte: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“