

13.03.2025
„Der Haarschnitt ist die Zukunft des Friseurberufs“
Mandy Bosch-Marci stellt klar: „No Front – ich liebe lange Haare auch! Aber nur auf Langhaar & Balayage zu setzen, ist riskant. Der Haarschnitt ist die Zukunft und das Fundament des Friseurberufs!“ ...
... davon ist ►Mandy Bosch-Macri (PAM design hair college) überzeugt: Wer sich langfristig erfolgreich aufstellen möchte, sollte sich nicht nur im Langhaar-Bereich spezialisieren, sondern vor allem auf präzise Schnitte, individuelle Beratung und eine wirtschaftlich durchdachte Dienstleistung setzen.

Ein hochwertiger Haarschnitt ist mehr als Technik – er ist Design, Handwerk und Ausdruck von Qualität und bleibt, zusätzlich zu Trend-Spezialisierungen wie Balayage oder Extensions, die wichtigste Dienstleistung im Friseurhandwerk. Und genau hier sollten Qualität und Kompetenz im technischen als auch im zwischenmenschlichen Bereich gefestigt, individuell gestaltet und kontinuierlich trainiert werden. Denn bei einem ist sich Mandy sicher: Was KI oder Roboter nicht ersetzen können, sind Feingefühl, Individualität und Kreativität sowie das Gespür einer echten Friseurin und eines echten Friseurs.
Mandy Bosch-Macri im Gespräch mit Katja Ottiger
Mandy, worin liegt für dich die Zukunft der Friseurdienstleistung?
Mandy Bosch-Macri: Ganz klar in Qualität, Design und dem tiefen Verständnis dafür, Kundinnen zu begleiten und ihren Look gezielt zu perfektionieren. Deshalb bin ich überzeugt, dass der Haarschnitt die zentrale Kernkompetenz der Friseurinnen und Friseure der Zukunft sein wird.

Viele Menschen legen großen Wert darauf, dass ihr äußeres Erscheinungsbild ihre Persönlichkeit und Werte widerspiegelt. Sie sind bereit, in eine professionelle Fachkraft zu investieren, die ihren individuellen Lifestyle versteht und umsetzt – genau diese Menschen sind meine Kunden, die auch gern für diese Dienstleistung und für diesen Haarschnitt 100 € und mehr zahlen.
Aber trifft das nicht nur auf einen Teil der Kunden und Friseure zu?
MBM: Stimmt, es wird immer unterschiedliche Friseure mit verschiedenenSpezialisierungen geben. In anderen Ländern sehen wir bereits eine Entwicklung zu klarerer Differenzierung im Friseurhandwerk: Es gibt Friseure, die sich auf die Basics konzentrieren und ein solides Grundniveau zu erschwinglichen Preisen anbieten. Und es gibt Stylisten, die durch ihre hochwertige Ausbildung eine anspruchsvollere Kundenschicht ansprechen – ähnlich wie im Premium-Tourismus oder spezialisierten Beauty-Bereichen.
Vielfalt in unserem Handwerk: "Hier wäre es spannend, neue Begrifflichkeiten zu finden."
Hier wäre es spannend, neue Begrifflichkeiten zu finden, die Kundinnen und Kunden helfen, den Unterschied zu verstehen: Was macht einen „Hairdresser“ aus, der sich intensiv mit Qualität, Design und Individualität im Haarschnitt beschäftigt? Und welche Rolle übernehmen Friseure, die sich eher auf grundlegende Dienstleistungen fokussieren? Diese Vielfalt macht unser Handwerk so spannend und ermöglicht es, unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen zu bedienen.
Eure Top-Dienstleistung im Salon ist der Haarschnitt?
MBM: Ja! Von 7.000 Kundenbesuchen im Jahr 2024 waren 6.000 mit einem Haarschnitt verbunden – das sind 86 % aller Termine! Damit ist der Haarschnitt nicht nur die mit Abstand meistgebuchte Dienstleistung, sondern auch die wichtigste Einnahmequelle in unserem Salon. Er macht 55 % unseres Gesamtumsatzes aus.
Wie teilen sich die anderen 45 Prozent auf?
MBM: 30 % Haarfarbe, 10 % Haarpflege, 10 % Keratin-Behandlungen, Styling, Make-up und weitere kleine Services. Das zeigt, wie essenziell der Haarschnitt als Kernkompetenz im Friseurhandwerk ist.
Wie können Friseure heute die richtige Wertigkeit beim Kunden vermitteln?
MBM: Indem wir als Friseure – nicht alle, aber viele – den Fokus wieder stärker auf Qualität und handwerkliche Exzellenz legen! Ich bin seit über 30 Jahren Friseurin, meine Zahlen bestätigen mir: Die Beratung und der Haarschnitt sind unsere wichtigsten Kernkompetenzen. In den letzten Jahren hat sich die Branche stark auf Farbtechniken konzentriert – völlig zu Recht, sie gehören zum Lifestyle vieler Kundinnen und Kunden. Doch wenn wir genau hinsehen und wirklich verstehen wollen, was einen Look wertig und individuell macht, führt kein Weg am Haarschnitt vorbei.
„Mein Appell an die junge Generation lautet: Setzt nicht nur auf lange Haare!“
Natürlich gibt es Spezialisten für Extensions oder Balayage und das hat absolut seine Berechtigung. Doch mein Appell an die junge Generation lautet: Setzt nicht nur auf lange Haare! Entwickelt eure handwerklichen Fähigkeiten im Haarschnitt, in der Beratung und im individuellen Gestalten weiter. Ein guter Friseur sollte sich nicht davor scheuen, auch mal kürzere Looks zu kreieren – und sich als Designer zu verstehen, der seine Kunden in ihrer Persönlichkeit perfekt in Szene setzt. Das ist die Zukunft unseres Handwerks!
Eure Leidenschaft für Haarschnitte und individuelle Looks treibt euch an – und verleitet uns zu einem Seminartipp: Im Juni startet ihr gemeinsam mit Jörg Zimmer, dem kreativen Friseur-Freigeist aus Berlin, das The Edge Collective Seminar. Was ist das?
MBM: Wir glauben, dass die Zukunft des Friseurberufs optimistisch und erfolgreich ist, wenn man hochwertige Beratung mit exzellentem Service verbindet. Das möchten wir im ►The Edge Collective vermitteln. Es geht nicht darum, das Haareschneiden neu zu lernen, sondern Techniken und Tools zu zeigen, wie man Kunden so berät, dass deren Lifestyle sich in ihrem perfekten Look widerspiegelt – und das mit viel Spaß und Begeisterung.
Für wen ist das?
MBM: Für alle, die Lust haben, ihren Salon und ihre Arbeit mit neuen Impulsen, Schnitttechniken und Kommunikations-Skills zu bereichern - kreativ, authentisch und mit viel Freude am Detail! Wir, (Jörg Zimmer, Pietro Macri und Mandy Bosch Macri, Anm.), teilen unser Wissen, unsere täglichen Salon-Erfahrungen und Techniken, die sofort im Salon umsetzbar sind. Und wir zeigen, wie die Arbeit durch gezielte Social Media Tipps, noch sichtbarer wird.
Dein Mann ►Pietro Macri und du betreiben seit 25 Jahren euer Geschäft und ihr seid auch im Privaten ständig unterwegs, um euch kreativ zu pushen. Ist dieser Zustand nicht manchmal anstrengend?
MBM (lacht): Katja, wenn ich keinen Friseur-Mann hätte, ich wüsste wirklich nicht, welcher Mann das alles mit mir ausgehalten hätte! Ich bin unglaublich dankbar dafür!
Wenn einer von uns mal genervt ist, darf er einfach sagen: „So, jetzt ist Feierabend!“ Wir haben eine klare Aufgabenteilung – nach Kompetenzen, nicht nach Hierarchien. Ich bin eher die Marketing-Fee und die mit den neuen Ideen, Pietro ist der Perfektionist, der so lange kreiert, bis alles sitzt.
Zu Hause ist er der Küchenchef, und ich kümmere mich um Organisation, Bank und Urlaubspläne. Dieses Yin und Yang hilft dabei, uns nicht gegenseitig zu überrennen oder in die Quere zu kommen. Ganz ehrlich: Unsere Gedanken überschneiden sich ständig, und genau das ist das Schöne daran. Wir kommen immer gemeinsam zum Ziel und wachsen an unseren Aufgaben. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, in der man sich gegenseitig unterstützt und stärkt, ist das beste Fundament, um gemeinsam Großes zu erreichen. Und ja, manchmal ist es anstrengend, aber es ist vor allem eines: wundervoll!
Gibt es etwas, dass du mit den Kolleginnen und Kollegen teilen möchtest?
MBM: Ich bin unendlich dankbar, dass wir Friseure politisch aktiver werden - und das auch Dank eures wundervollen ►Zukunftskongresses! Seit nunmehr zwei Jahren bringt dieser Kongress die wichtigsten Köpfe und Mentoren unserer Branche zusammen, unabhängig von Industrie oder Zugehörigkeit. Es ist ein Ort des Austauschs, der Inspiration und der gemeinsamen Stärke. Das ist etwas ganz Besonderes, und ich hoffe, dassdiese Bewegung nachhaltig bleibt, denn wir haben einen der schönsten Berufe der Welt!
Vielen Dank, das sind sehr nette Worte …
… wir leben in einem Land, in dem wir in Freiheit und Selbstbestimmung unsere Unternehmen gestalten können. Wenn wir der Friseur werden wollen, der nur rote und grüne Haare färbt, dann können wir das Konzept realisieren und niemand verbietet es, du bist hier in der Lage deines Glückes Schmied zu sein.
„Statt Probleme anderen in die Schuhe zu schieben (...), sollten wir als Branche an uns selbst arbeiten: Ausbildung, Lobbyarbeit, gegenseitige Unterstützung“
Aber wir müssen Verantwortung übernehmen: Statt Probleme anderen in die Schuhe zu schieben oder Schuldige zu suchen, sollten wir als Branche an uns selbst arbeiten! Mehr hochwertige Ausbildung, mehr Lobbyarbeit, mehr gegenseitige Unterstützung und mehr gemeinsame wertvolle Sichtbarkeit – das ist der Weg nach vorn!
Ein großes Dankeschön an alle, die sich hier ehrenamtlich engagieren und diese Bewegung vorantreiben. Lasst uns gemeinsam stark bleiben, füreinander da sein und unseren wundervollen Beruf qualitativer, optimistischer und mit einem positiveren Image sichtbarer machen! So bleibt unser Handwerk nicht nur lebendig und erfolgreich, sondern strahlt auch die Wertschätzung aus, die es verdient.
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