

31.07.2025
Der Barbier ist nicht das Problem. Friseure sind planlos
„Alle beschweren sich über Barbiere – aber was habt ihr denn eigentlich anzubieten?“ - kaum ein Thema bringt so viel Galle in die Branche wie Barbiere. Daniel Golz liefert das Gegengift…
Junge Kolumne von Daniel Golz
Die Barber …
„Die drücken die Preise!“
„Alles Schwarzarbeit!“
„Kunde zahlt 13 € und sieht aus wie aus’m Presswerk!“
Ja, mag alles stimmen. Aber mal ehrlich, liebe Kolleg*innen:
Was habt ihr denn dieser Zielgruppe zu bieten?
Habt ihr ein Konzept?
Ein stimmiges Raumgefühl?
Ein Servicepaket, das den heutigen Mann auch nur im Ansatz abholt?
Während ihr euch im sechsten Facebook-Kommentar über den neuen Barbier in der Seitenstraße aufregt, rollen da ganz andere Kaliber auf TikTok & Co. auf: Klare Preisstruktur. Klare Leistung. Volle Läden.
Und das Beste daran?
Die nennen’s nicht mal “Haarschnitt” – die verkaufen ein Erlebnis: Bartpflege, Konturen, Augenbrauen, Gesichtsmassage, Pflege-Treatment, Trimmen, Finish – trocken, getaktet, abgestimmt, professionell.
Und die Männer kommen alle 1,5 bis 2 Wochen wieder.
Bei uns?
„Einmal wie immer“ – und dann sieht man den Herren Wochen lang nicht mehr, bis der nächste Rabatt-Flyer klebt.
Und wir so?
„Dafür haben wir keine Zeit.“
„Das bringt doch nix.“
„Meine Azubis können das nicht.“
„Das wird bei uns nicht gefragt.“
Cut the Bullshit.
Es ist gefragt – ihr seid nur nicht vorbereitet!
Wenn du keine Struktur hast, wie du diesen Männertyp empfängst, berätst und bedienst, dann brauchst du dich auch nicht wundern, dass der lieber unter die Schwarzwaldtheke schlüpft, wo bar bezahlt wird und kein Mensch weiß, ob das jetzt ein Haarschnitt oder ein Drogendeal war.
Und ja, Kontrolle ist wichtig. Der Schwarzmarkt darf nicht durchgewunken werden. Aber: Wir als Branche sollten uns nicht nur beschweren – wir sollten liefern.
Kleiner Reality-Check aus dem Salon, in dem ich arbeite:
Unsere Auszubildenden – ja, die ganz frischen – übernehmen längst Leistungen wie Bartformen, Konturenschnitt, Augenbrauenpflege und sogar kleine Pflegeeinheiten am Kopf.
WARUM?
♦ Weil’s Training für die Finger ist!
♦ Weil’s Spaß macht!
♦ Weil’s Zielgruppenbindung ist!
Und weil diese kleinen Dienstleistungen in Summe die Kasse klingeln lassen – regelmäßig und zuverlässig.
Also, liebe Kolleg*innen:
Beschwert euch gern weiter. Oder aber ihr fangt an, einen echten Herrenbereich zu denken. Nicht irgendein Eckchen mit einem Schild „Herrenschnitt 28 €“.
Ich meine: Erlebnis. Struktur. Kompetenz.
Denn mal ehrlich: Wenn Barbiere ein Problem sind, dann auch, weil ihr keine Lösungen anbietet.
Hab‘ euch lieb,
Euer Daniel

