... denn es geht auch darum, Bewusstsein zu erwecken. | Credit: Laurance Chaperon

24.05.2021

Dennis Creuzberg: Wir halten Meetings über Kunden ab

Wer in der Premiumliga spielen möchte, muss manches anders machen. In der Welt der Creuzberg Ateliers bespricht man sich im Team, um zu verstehen. Woher kommt der Kunde, was macht er, warum ist er, wie er ist?

Im Gespräch mit Katja Ottiger
 

Deine Friseurläden bezeichnest du als Ateliers – warum?
DC:
Die Bedeutung eines Ateliers liegt im Handwerk und in der Kunst. Es ist ein Ort, an dem etwas erschaffen und kreiert wird: Wir erarbeiten ein Werk mit den Kunden, in gemeinsamen Prozessen und auf vielen verschiedenen Wegen.

„Für meine Ansprüche verzichte ich auf Quantität.“

Die Ateliers sind Premiumsalons. Wie hast du es geschafft?
Dennis Creuzberg:
Es ist mir wichtig, Qualitätsstandards zu setzen und zu erfüllen, ebenso wie die Ästhetik im Beruflichen und im Privaten für mich unerlässlich ist. Um meine Ansprüche zu erreichen, verzichte ich auf Dinge, die Quantität bedeuten. Denn Qualität braucht Zeit und das akzeptiere ich. Es gibt Kunden, die sitzen für eine Umfärbung bei uns schon mal sechs Stunden. Ich bediene dann eben nur drei statt sechs Kundinnen.

Luxus - was verstehst du darunter?
DC:
So arbeiten zu können, wie man möchte und so, wie man ist. Luxus ist nichts Materielles. Was man sich im Luxusbereich kauft, verliert an Wert, sobald man es besitzt. Luxus kann Spaß machen, aber ist vergänglich. Der wahre Luxus liegt in der Wertigkeit. Für meinen Laden bedeutet Luxus die Freiheit, kreativ arbeiten zu können und entsprechend bezahlt zu werden.

„Wir legen unsere Wertigkeit in die Arbeit und weniger in das Drumherum.“

Wie garantiert ihr hochwertige Dienstleistung auf Dauer? 
DC:
In unserer Creuzbergwelt ist es privat und ruhig, aber nicht langweilig. Wir legen unsere Wertigkeit in die Arbeit und weniger in das Drumherum. Jeder Kunde genießt die gleiche Aufmerksamkeit, egal ob „30 Minuten-“ oder „mehrere Stunden-Kunde“. Unsere Mitarbeiter bringen von Haus aus einen hohen Qualitätsanspruch mit und werden zusätzlich von mir geschult. Wir sind – unter normalen Bedingungen - ein klassischer Laden mit Zeitungen und Getränken, arbeiten umweltbewusst, wo es geht, filtern z.B. unser Wasser mit einer BWT-Anlage auf.

Die Creuzberg Ateliers ziehen auch Promikunden an - wie ist der Umgang mit ihnen?
DC: Wir gehen mit all unseren Kunden so um, als wären sie prominent. Bei uns können Promis einfach nur da sein und müssen sich nicht umschauen, wer sie belagert oder mit Blicken attackiert. Wir fragen sie auch nicht, ob wir Fotos machen können, denn Privatsphäre ist Luxus.

Credit: Peter Kurz

Was setzt das bei Mitarbeitern voraus?
DC:
Mitarbeiter, die bei mir arbeiten, haben das Bewusstsein für guten Umgang. Wir pflegen stetige Kommunikation untereinander und halten Meetings über Kunden ab: Woher kommt der Kunde, was macht er, warum ist er so, wie er ist? Wir sprechen uns untereinander ab. Gerade in der letzten Zeit war es wichtig, Virologen, Ärzte, Politiker und auch Corona-Gegner ganz neutral zu bedienen, auch wenn sie vielleicht in der Corona Phase Entscheidungen getroffen haben, die nicht immer auf breites Verständnis gestoßen sind. Da sind wir stets professionell und stellen niemals die persönliche Einstellung voran. Wir haben Kunden aus allen Schichten und das macht Spaß.

Was hat sich durch die Corona Zeit im Kundenverhalten verändert?
DC: Kunden haben auch mal schlechtere Laune und möchten ihre Meinungen kundtun dürfen. Sie müssen auf Bequemlichkeiten verzichten, jeder sitzt für sich allein, trägt eine Maske. Ihnen fehlt die Freiheit, auch einmal aufstehen zu können, den Platz zu wechseln, sich aktiv am Salonalltag beteiligen zu können. Oder spontan rein- und drankommen zu können. Wir haben Kunden, die gern etwas Neues möchten und sagen: „Ich habe den ganzen Tag Zeit, mach was du denkst!“ Diese Spontanität geht jetzt nicht.

Und bei dir?
DC: Ich vermisse meine vollen Geschäfte – das ist mein Luxusproblem. Wenn du von 100 auf 70 landest, und es nicht verändern kannst, weil du nicht darfst, ist das auf Dauer sehr schmerzhaft.

„Jeder hat seinen Weg in der Pandemie gefunden, es ist Zeit umzudenken.“

Das Problem sind die Auflagen mit den Abstandsregeln?
DC:
Ja, und die meiner Meinung nach wegfallen können, bei dem was wir alles einhalten von den Testungen bis hin zum Desinfizieren. Jetzt ist die Zeit, umzudenken. Jeder hat seinen Weg in dieser Pandemie gefunden, wir können beginnen, darüber hinaus zu blicken.

Verwendet ihr Social Media zur Kundengewinnung?
DC: Unsere Kunden kommen durch Kundenempfehlungen oder durch die Medien, weniger über Social Media.

Bei euch gibt’s den Herrenhaarschnitt ab 85 Euro – wie kommuniziert man das?
DC:
Qualität geht nicht innerhalb von 15 Minuten. Wenn ein Kunde 45-60 Minuten dasitzt, kostet das. Männerkunden mit einem nicht intensiven Haarschnitt zahlen zirka 65 Euro. Ein Haarschnitt muss optimiert und ausgearbeitet werden, denn daran erkennst du die Haltbarkeit. Unsere Kunden können sich zwischen den Haarschnitten mehr Zeit lassen und trotzdem ihrem optischen Anspruch genügen. Über das Jahr gesehen, geben sie nicht viel mehr aus als bei einem anderen Friseur.

Du bist BlondMe Botschafter …
DC:
Ja, Blond Me ist für mich ein Produkt., das zu 100 Prozent mein farbliches Wunschgebiet abdeckt mit einer Vielfalt an Möglichkeiten, um meine Ziele zu erreichen.

Blond als Businessdriver? Warum ist das nach wie vor so?
DC: Das perfekte Blond ist nicht immer leicht zu färben, den richtigen Ton zu treffen ist anspruchsvoll und reizvoll zugleich. Blond ist der meistgewünschte Ton, weil er in der Natur bei Erwachsenen am wenigsten vorkommt. Von Kindern kennen wir dieses wunderschöne, zarte Blond, das in der Jugend langsam geht und im Alter verloren wird. Blond strahlt Jugend und Frischheit aus.

Credit: Peter Kurz

Was sind deine Blond-Trends 2021?
DC:
Blondtöne werden wärmer, es geht weg von grau und kühl hin zu sandigen, aber niemals gelben Blondtönen. Blond wird an den Hautton angepasst und soll lebendig sein. Aus Balayage ist Faceframe geworden, abgestimmt mit Babylights. Die Farben sind nicht mehr so plakativ, sondern fließend mit einer sanften Verbindung von Ansatz zu Längen und bieten tolle kreative Möglichkeiten.

Und die Männer?
DC:
Männer sind da angekommen, wo Frauen längst sind. Noch nicht unbedingt bei den Umfärbungen, aber sie haben einen Qualitätsanspruch an den Schnitt und denselben Wunsch, ihre Persönlichkeit zu bestärken. Vielleicht mit dem Unterschied, dass der Mann seinem Typ entsprechen will, die Frau sich einen Typ sucht, dem sie entsprechen möchte.
 

Über Dennis Creuzberg:

  • 2 Salons in Berlin: Atelier Creuzberg Charlottenburg und Atelier Creuzberg Mitte
  • 6 Mitarbeiter, 1 Azubi / demnächst noch ein Lehrling, nach Corona weitere Mitarbeiter geplant