20.12.2024
„Den Umgang mit Azubis müssen wir auf den Prüfstand stellen“
Achim Rothenbühler ist Director der J.7 Group und plädiert dafür, mehr miteinander, als übereinander zu sprechen.
Achim Rothenbühler im Zukunftsgespräch
Wie schafft Ihr es, qualifizierten Nachwuchs zu finden?
Achim Rothenbühler: Auch 2024 war die Zahl der Auszubildenden rückläufig. Deshalb ist es extrem wichtig, sich in seiner Region als attraktiven Ausbildungsbetrieb zu positionieren. Ich halte es für sinnvoll, unseren Beruf bzw. unseren Betrieb schon sehr früh beim Nachwuchs als attraktiven und ernstzunehmenden Beruf anzuteasern. Das kann in der Schule in den Klassen 7 und 8 sein, oder über Social-Media-Kanäle wie z.B. TikTok.
Derzeit wechselt jede/r zweite Friseur/in in der Ausbildung während der Lehrzeit den Job. Die Wechselquote in Deutschland über alle Lehrberufe hinweg liegt bei ca.30% und fällt damit geringer aus als in unserer Branche. Diese Zahl macht sehr deutlich, dass wir uns ernsthaft Gedanken über die Qualität unserer Ausbildung im Unternehmen, aber auch in den Schulen machen müssen. Auch den Umgang mit unseren Auszubildenden müssen wir auf den Prüfstand stellen.
Wie kann man den Ausbildungsabbruch verhindern?
AR:Bei J.7 sind wir von Übungsabenden weggegangen, hin zu ganzen Ausbildungstagen. Das zeigt allen, wie wichtig uns als Team die Ausbildung ist und dass diese nicht nach Feierabend bzw. in der Freizeit unserer Mitarbeiter stattfinden muss. Gleichzeit erhöhen wir so die Ausbildungsqualität. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir Auszubildende damit schneller im Salon für abrechenbare Dienstleistungen einsetzbar machen. Diese Vorgehensweise steigert die Motivation der Mitarbeitenden und verringert so die Gefahr des frühen Ausbildungsabbruchs.
Unsere klare Zielsetzung ist es, nach zwei Jahren KollegInnen zu haben, die alles Notwendige für unser Handwerk erlernt haben. J.7 konnten wir so als attraktive Arbeitgebermarke in der Region positionieren. Wir bekommen deutlich mehr Anfragen potenzieller Nachwuchskräfte als zuvor.
Wie schaffst Du es Brücken zwischen verschiedenen Generationen zu bauen - von den Baby Boomern über die Gen X bis hin zur Gen Z?
AR: Wir müssen miteinander, statt übereinander sprechen. In den Teams ist gute Kommunikation gepaart mit neuen Kommunikationskanälen einer der Schlüssel zum Erfolg. Das gilt losgelöst vom Alter. In den Salonteams treffen viele Persönlichkeiten und Befindlichkeiten aufeinander. Wir setzen bei uns mit einer guten Teamkultur an, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung für die anderen aufbaut. Bei uns ist allen bewusst, dass wir ein gemeinsames Ziel haben. Und das lautet: Wir wollen unsere KundInnen begeistern. Wie schaffen wir das? Neben vielen anderen Dingen, natürlich auch über eine einzigartige Arbeitsatmosphäre im Salon.
Viele haben auszubilden längst aufgegeben. Was motiviert euch weiterhin auszubilden?
AR: Ausbildung heute ist für uns immer ein Invest in die Absicherung unserer Zukunft von morgen. Wir machen Jahr für Jahr positive Erfahrungen mit Mitarbeitenden, die von Anfang an in unserem Unternehmen herangewachsen sind.
Unser Bestreben ist es, uns als modernes, attraktives Unternehmen aufzustellen, mit Freiräumen für jeden einzelnen. Bei uns können sich Persönlichkeit entfalten. „J.7 your place for hair and happiness” ist unser Leitspruch in der externen und internen Kommunikation gegenüber KundInnen aber auch Mitarbeitenden. Wir laden jeden in unserem Team aktiv dazu ein, den Leitspruch aktiv mitzugestalten. Unserer Unternehmenskultur ist eine Einladung, sich einzubringen und damit die Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen. Mitarbeiter zu finden und diese lange für unsere Company zu begeistern, ist für uns der Schlüssel zum Erfolg.
Was wünschst Du Dir von Industriepartnern oder auch der Politik, um auch künftig weiterhin erfolgreich ausbilden zu können?
AR: Von meinem Industriepartner wünsche ich mir zeitgemäße Education Angebote, die mich bei unserer Aus- und Weiterbildung ergänzend unterstützten. Programme wie der Goldwell Master Colorist helfen uns in den Bereichen der Mitarbeiterbindung und -entwicklung.
Aber ich wünsche mir auch eine Öffentlichkeitsarbeit mit Kampagnen, die die Wertigkeit, die Vielschichtigkeit und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten unseres Friseurberufes niveauvoll aufzeigen. Unser aller Erfolg in der Branche wird maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob wir es schaffen, die Außenwirkung unseres Berufsbildes in ein positiveres Licht zu führen, die Zeiten dafür sind perfekt.
Wie verstehst Du Deine Leadership Rolle?
AR: Leadership heute bedeutet für mich, Menschen für Ideen und Ziele zu begeistern. Grundlage hierfür ist, dass einen der Mensch mit all seinen Facetten wirklich interessiert. Es soll keine Führung von oben nach unten sein, sondern Coaching auf Augenhöhe, mit Raum für persönliche Entfaltung und Entwicklung. Führung 2025 ist anspruchsvoll, denn individuelle Weiterentwicklung bedeutet immer auch individuelle Zuwendung. Wenn ich mir dieser Rolle als moderne Führungskraft bewusst bin, werde ich viel Loyalität und Leistungsbereitschaft erfahren.
Danke, Achim und weiterhin viel Erfolg mit Deinen spannenden Ausbildungsansätzen.
Achim Rothenbühler ist Director der J.7 Group und Goldwell National Artist.
Am 27.1.2025 kämpfen wir gemeinsam für die Zukunft der Friseurinnen und Friseure, seid dabei beim ► Zukunftskongress! Achim Rothenbühler könnt ihr persönlich treffen in der Kao-Lounge im großen Saalaal der Bolle Festsäle.
Mehr Infos, Tickets und Programm
Alle weiteren Infos zum Zukunftskongress sowie das Programm findet ihr hier
► Zukunftskongress 2025
Unterstützer und Partner Zukunftskongress 2025
Ein besonderer Dank geht an unsere Unterstützer und Partner in einer großen Sache für das Friseur-Handwerk:
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