Von der Videobotschaft zum Friseurgipfel im Bundestag - Danielé Scafarti macht auf seine Weise AUF___merksam © Anna Maria Scafarti

26.01.2021

Daniel Scafarti: 800 Euro in Kurzarbeit – auch Mitarbeiter brauchen Gehör!

Auf nach Berlin! Der Arnsberger Friseur wurde vom Bundestagsabgeordneten Helge Lindh zu einem Friseurgipfel nach Berlin geladen und sucht Mitstreiter. Wie und warum - wir haben nachgefragt.

In einem emotionalen Video-Statement auf Instagram hat sich der Arnsberger Friseur (NRW) an Kollegen, die Bundesregierung und die „lieben Schwarzarbeiter“ gewandt. Der Inhalt kurz und knapp: die prekäre Situation des Friseurhandwerks und die fehlende Lobby, inklusive Seitenhieb in Richtung ZV und dessen ►Brief an den DFB, den er als Scherzaktion einstuft.

Im Zuge der Aktion „Wir machen AUFmerksam“ verkleidete er den Salon mit Packpapier und verlieh in großen Lettern seinem Unmut Ausdruck. Das Ergebnis: Der SPD Bundestagsabgeordnete Helge Lindh lädt daraufhin Wuppertaler Friseure zum digitalen Gipfel  und in Folge Danielé Scafarti direkt nach Berlin in den Bundestag – gern auch mit Gefolgschaft.

Im Interview mit Katja Ottiger
 

Danielé, ein Friseurgipfel in Berlin - wie stellen Sie sich den vor?
Daniel Scafarti: Der Gipfel muss transparent gestaltet werden, so dass die etwa 81.000 Friseurbetriebe in Deutschland mitbekommen können, was letztlich besprochen wurde. Ich gehe davon aus, dass wir Friseure gut aufgenommen werden und auf unsere Belange aufmerksam machen können.

Wie garantieren Sie, „allen“ Friseuren ein Sprachrohr zu sein?
Es werden nicht nur Großbetriebe zu Worte kommen, sondern auch Kleinunternehmer/innen, die stark von der Kurzarbeit betroffen sind und deren Mitarbeiter unter diesen Voraussetzungen kaum davon leben können. Der Grund für diesen Engpass ist doch, dass das Lohnspektrum in der Friseurbranche sehr ungleich ist. Wir haben Friseure, die monatlich mit etwa 5.000 Euro hantieren können – und jene, die sich mit 1.400 Euro zufrieden stellen müssen. In der Kurzarbeit bedeutet das für meine Berufsgenossen, die nach dem Mindestlohn bezahlt werden, dass sie in der Kurzarbeit nur etwa 800 Euro haben. Jetzt stellen Sie sich bitte vor, welche laufenden Kosten mit diesem Geld gedeckt werden können!

Bundestagsabgeordneter Helge Lindh hat Sie nach Berlin eingeladen und Sie dürfen gern Kollegen mitbringen. Wer „darf“ denn?
Natürlich können nicht alle Friseure an dem Gipfel teilnehmen, doch die Personen werden als ein Gesamtes fungieren. Mit meiner Vorauswahl der Delegation werden alle Friseure repräsentiert werden, sowohl die Spitzen-, als auch die Mindestlohn-Verdienenden.

„Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wurde formal (…) eine Einladung für Friseure ausgesprochen.“

Was erhoffen Sie sich?
Zunächst denke ich, dass der Friseur-Gipfel mit Politikern sehr begrüßt wird. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wurde formal ein Aufruf und eine Einladung für Friseure ausgesprochen. Unsere Existenz ist bekannt und unsere Arbeiten sind gefragt.

Wir Friseure begleiten jeden Politiker mit in den Bundestag oder an andere Orte, denn unser Handwerk wird auf dem Kopf herumgetragen und von jedem wahrgenommen! Der Unterschied zur Kleidung: Auf dem Kopf steht nicht unser Label! Deswegen wird auch nicht näher auf den Künstler hinter den Haaren eingegangen. Jetzt haben wir Friseure jedoch die Möglichkeit, uns zu zeigen! Wir, die wir tagtäglich die Haare von Millionen von Deutschen frisieren, werden endlich die bereits lange nötige Achtung bekommen.

„Ich erhoffe mir finanzielle Unterstützung, das ist das Mindeste.“

Was sind konkrete Forderungen?
Ich erhoffe mir nicht die Wiedereröffnung der Betriebe, was dem Optimum entsprechen würde, sondern finanzielle Unterstützung. Dies ist das Mindeste, was wir Friseure fordern sollten, denn die Forderungen der Politik, Hygienemaßnahmen zu ergreifen, damit wir unserer Berufung nachgehen können und die in den meisten Betrieben 1A umgesetzt worden sind, gingen tief in die Tasche. Zudem konnten wir Friseure nur einen kleinen Anteil der Kunden bedienen, da unter anderem auch Abstände eingehalten werden mussten. All diese Ausgaben und Verluste müssen getragen werden. Wir wollen nicht dort sein, um zu meckern, sondern wollen unsere hilferufenden Stimmen Gehör finden lassen.

Gibt es schon ein Datum? 
Nein, ein konkretes Datum wurde noch nicht festgelegt. Das liegt aber auch an uns Friseuren. Herr Lindh von der SPD hat uns zwar das Angebot gemacht, aber jetzt sind wir an der Reihe! Unsere Aufgabe ist es, ein Team zu bilden, das uns alle repräsentieren könnte. Dazu möchte ich nicht nur mir bereits bekannte Friseure aussuchen und diese mit zum Gipfel nehmen, sondern Friseure quer aus Deutschland mit ins Team holen. Denn die Belange gehen uns alle an! Noch dauert die Teambildung an.

Wie kann man Ihrem Aufruf folgen?
Auf meinem Instagram-Account (@daniele_scafarti) und dem des Salons (@am_annamaria) ist in der Bio ein Link der zur Anmeldung zum Gipfeltreffen führt. Ich freue mich auf viele Anmeldungen, damit wir ein gemischtes Team bilden können und auf unsere facettenreichen Probleme eingehen zu können.
Ich bedanke mich herzlich für das Interview und hoffe, dass unsere Situation sich schnellstmöglich ändert. 
 

Fakten:

  • Mitarbeiter im schwesterlichen Salon "Anna Maria" in Arnsberg (NRW), Inhaberin: Anna Maria Parucchierri
  • 6 Mitarbeiter, 2 Auszubildende