Credit: HaarScharf

22.04.2022

Daniela Scharf: Zollkontrolle – Wenn du gelassen reagierst, wirkt sich das auf dein Team aus

Daniela Scharfs Salon wurde zum ersten Mal von der Zollbehörde kontrolliert. Wie das ablief und was sie dem Beamten und seinem Haarschnitt mit auf den Weg gab …

Liebe Daniela, dein Salon wurde das erste Mal von der Zollbehörde kontrolliert. Wie war das für dich?
Daniela Scharf:
Man ist natürlich überrascht, wenn plötzlich drei Beamte vor dir stehen, dir den Ausweis zeigen und sagen „Wir machen eine Schwarzarbeitskontrolle“. Ich war beim Eintreten nicht im Raum und als mich meine Mitarbeiterin informiert hatte, dachte ich, das sei ein Witz.

Um welche Uhrzeit kamen die Beamten in den Laden?
DS:
Es war ca. 13:30 Uhr und es hat 30-45 Minuten gedauert.

Da muss der Salon richtig voll gewesen sein …
DS:
Ja, wir waren voll besetzt. Fünf Auszubildende drei Friseurinnen und Kunden. Die waren, so wie wir, überrascht, als drei Personen in Uniform einmarschiert sind.

Wie haben die Kund*innen die Situation wahrgenommen?
DS:
Wir haben gleich offen kommuniziert, dass das eine Schwarzarbeits-Kontrolle ist und damit war die Sache erledigt. Es waren entspannte Stammkunden da, die auch wissen, dass wir keine krummen Dinge drehen.

"Wir haben zwei Eingänge und die wurden beide bewacht, damit niemand den Raum verlässt."

Wie war das Prozedere genau?
DS:
Nach Betreten des Salons sind sie direkt zu meiner Rezeptionistin, haben sich vorgestellt und gesagt, dass sie zwei Personen aus dem Unternehmen befragen werden. Wir haben zwei Eingänge und die wurden beide bewacht, damit niemand den Raum verlässt. Die Beamten hatten ihre Augen überall. Ein Herr hat mich interviewt, eine Beamtin Protokoll geführt und der andere hat darauf Acht gegeben, dass man schön die Füße stillhält (lacht).

Wurden Personen gewählt, die direkt an den Kund*innen gearbeitet haben?
DS:
Eine Auszubildende und eine Rezeptionistin wurden ausgesucht. Die Beamten waren dabei sehr höflich und haben gesagt, dass man die Arbeit noch fertig machen kann und danach die Befragung durchgeführt wird. So konnte eine Mitarbeiterin noch Wimpern fertig färben, bevor es los ging.

Was beinhaltet so eine Befragung?
DS:
Es ging um den Arbeitsvertrag, die Entlohnung, Urlaub, Überstunden und ob auch alles eingehalten wird.

Welche Dokumente wollen die Beamten sehen?
DS:
Sie haben nach Verträgen, Lohnzettel, Urlaubsanträge gefragt und die Arbeitszeiten genau notiert.

Warst du bei der Befragung mit dabei?
DS:
Ja und endlich hatte ich die Chance, Dinge, die mir auf der Seele brannten, los zu werden.  Ich habe den Beamten gesagt, dass ich es richtig finde, dass sie Kontrollen machen. Man sagt es zwar zu seinen Kollegen, Freunden und Bekannten, dass es kein Kavaliersdelikt ist, dass Friseure während des Lockdowns am Küchentisch Haare schneiden, aber an der richtigen Adresse kam das natürlich nicht an. Jeder von uns hat die Kassiererinnen mit frisch geschnittenen Haaren gesehen und wir hatten Arbeitsverbot. Ich habe dem Beamten gesagt, dass das unfair ist. Wir haben Vorgaben eingehalten und niemand von uns hat das Werkzeug mitgenommen … Wenn du dann die Leute mit frisch geschnittenen Haaren siehst, fragst du dich schon „Warum kontrolliert das niemand?“.
Wir müssen die Preise anpassen. Wir bilden aus. Wir müssen schauen, dass unser Berufsstand stetig verbessert wird. Und dann siehst du an jedem Eck die Kellerfriseure, die keine Abgabe zahlen, die in keiner Berufsgenossenschaft sind, die sich nicht rechtfertigen müssen für Preise – und noch dazu unsere Preise dumpen. Oder auch viele Barbershops, die offen hatten …

Die sind auch kontrolliert worden …
DS:
Ich hoffe … Der Zollbeamte hatte einen katastrophalen Haarschnitt, der mit Sicherheit nicht qualitativ hochwertig war. Deswegen habe ich meinen Mund nicht halten können und gesagt, dass ich es unverschämt finde, dass in Barbershops 17 Euro Haarschnitte angeboten werden. Natürlich in der Hoffnung, dass er meine Botschaft versteht. (lacht)

Hast du dein Team auf so eine Situation vorbereitet?
DS:
Nein, das war nicht der Fall. Da alles sauber abgelegt ist und auch das Team weiß, wo alles zu finden ist, konnte ich cool reagieren und das wirkt sich auf die Mitarbeiter aus.

Hast du Tipps für andere Unternehmer*innen, denen noch eine Kontrolle bevorsteht?
DS:
Wenn man nichts zu verbergen hat und die Unterlagen so führt, wie es vorgegeben ist, muss man sich keine Sorgen machen. Jenen Kollegen, die es nicht so machen, kann man nicht helfen.

Vielen Dank für den Einblick und alles Liebe für die Zukunft!