Credit: Roots & Razors

25.02.2023

Bianca Oberst: Das Geschlecht spielt in unserem Barber-Bereich keine Rolle

Genderneutral und Barbershop – geht das? Natürlich sagt Roots & Razors Friseurin Bianca Oberst. Lediglich die Technik unterscheidet, in welchem Bereich die Kundschaft bedient wird – nicht das Geschlecht.

Bianca, euer Salon Roots & Razors ist genderneutral. Was bedeutet das für euch?
BO:
Wir sind ein Team mit einem offenen Mindset. Es ist uns völlig egal, welche Person vor uns im Sessel sitzt. Das gilt auch für die Preisgestaltung. Kurze Haare sind kurze Haare, unabhängig vom Geschlecht, das spiegelt sich auch in unserer Preisliste wider.

Seit wann setzt ihr auf genderneutrales Pricing?
BO:
Ende 2020, im Rahmen einer Preiserhöhung, haben wir uns von den strengen Worten „Herren“ und „Damen“ getrennt. Es ist ein veraltetes Modell, das in der heutigen Zeit keine Daseinsberechtigung hat. Die Herren und Damenpreise haben ihren Ursprung in einer Zeit, als Männer noch für die Stylings der Frauen bezahlt haben. So wollten die Salons den Männern entgegenkommen und haben günstigere Herrenpreise angeboten.

Roots & Razor Chef Arthur Brauner (mitte) mit seinem Team | Credit: Roots & Razors

Wie kam die neu ausgeschriebene Preiserhöhung bei der Kundschaft an?
BO:
Das kam super an. Die, die nicht betroffen sind, weil sie sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, meinten, diese Art der Preisgestaltung sei völlig logisch.

Welche Tipps hast du für andere Salons, um genderneutral zu sein?
BO:
Das Pricing ist der erste wichtige Schritt, weil sonst kann man sein Mindset für das Thema nicht öffnen. In manchen Köpfen ist es festgefahren: Damen haben lange Haare, Herren kurze – von diesen Gedanken aktiv lösen, ist der zweite wichtige Schritt. Komplex ist die Sache gar nicht, es geht lediglich um Respekt den Mitmenschen gegenüber. Klar, kann es anfangs überfordernd sein, wenn man mit dem Thema keine Berührungspunkte hatte, aber mit queeren Personen zu sprechen, kann unterstützen.

Wie mache ich eine queerfreundliche Beratung?
BO:
Mein Zugang während der Beratung ist, nachzufragen: Wie soll der Look aussehen? Welche Wirkung soll erzeugt werden? Ist es wichtiger, dass der Schnitt femininer oder maskuliner wirkt? Was willst du ausstrahlen? So erhalte ich tolle Antworten und ich muss nicht mutmaßen.
Wenn eine Person den Salon betritt, egal, wie sie aussieht, können wir das Geschlecht nicht sehen. Ich kann aber respektvoll fragen: "Mit welchem Pronomen willst du angesprochen werden?" Es passiert bei uns auch ab und zu, dass beim Terminbuchen das Wunschpronomen gleich mit angegeben wird.

Euer Salon beinhaltet auch ein Barber-Konzept. Widerspricht das nicht dem Konzept „genderneutraler Salon“?
BO:
Da kommt es tatsächlich auf den Wunsch-Cut an. Schnitte mit Skin-Fade, Maschinenschnitte oder Bart-Stylings werden in unserem Barber-Bereich angeboten. Lediglich die Technik ist entscheidend, nicht das Geschlecht.

Vielen Dank, Bianca, für den spannenden Einblick in euren beruflichen Alltag und alles Liebe für die Zukunft!

Roots & Razors Wien

Das genderneutrale Salonkonzept, Roots & Razors, wurde 2017 von Barber Arthur Brauner gegründet. Seitdem werden in der Lerchenfelderstraße 139 präzise Barber-Cuts, aber auch edgy Schnitte angeboten. So bunt, wie das Team, zeigt sich auch das Mindset in dem Salon in Wien Neubau, wo (Queer)-Freundlichkeit großgeschrieben wird und Preise genderneutral verrechnet werden.