Anna-Maria Scafarti: Diese Fragen durfte sie auf ProSieben nicht stellen

Wie bist du zu ProSieben gekommen?
AMS: Ich wurde von einer Produzentin angefragt, ob ich im Falle einer Live-Sendung auf ProSieben den Mut hätte, Fragen zur aktuellen Situation im Friseurhandwerk zu stellen.

Deine Frage behandelte das Thema Förderlücken im Überbrückungsgeld und deren Antragstellung. Welche Fragen hattest du vorbereitet, aber nicht stellen können?

1. Warum sind Friseure überhaupt von der Schließung betroffen? Anfang September hatte Jens Spahn noch gesagt, eine Schließung des Einzelhandels und Friseure würde man nicht mehr machen. Welchen Sinn ergibt, Friseurgeschäfte mit Hygienekonzept in die Insolvenz zu treiben, während Schwarzarbeit ungeschützt blüht?

2. Wieso werden uns unverschuldet unsere Einnahmen weggenommen und wieso wird von uns erwartet, dass wir unser Erspartes aufbrauchen?

3. Wieso erhalten wir keine Gleichbehandlung von Hilfsgeldern wie bei anderen verschiedenen Gewerken, die seit Oktober geschlossen sind? Zum Beispiel: Gastronomen Kosmetik etc. erhalten bei Auszahlung 75% (Umsatz vom Vorjahr).

4. Wieso können die Überbrückungshilfen nicht branchenspezifisch beschlossen werden?

5. Wieso werden bestimmte Maßnahmen beschlossen und wieso ist es so schwierig und unkompliziert die Hilfsgelder auszuzahlen?

6. Wieso muss der Großteil die Corona-Hilfe vom Frühjahr zurückgezahlt werden? Es hieß, dass uns geholfen wird und der Staat dafür aufkommt. Das war eine Lüge. Das war nur eine Leihgabe und muss wieder zurückgezahlt werden!

Die Zeit der Sendung war knapp, was wäre dir noch besonders wichtig gewesen?
AMS: Ich hätte den Virologen Prof. Dr. Uwe Liebert gern gefragt, was er zum überfüllten öffentlichen Nahverkehr sagt und weshalb die Bundesregierung in solchen Fällen keine Vorsichtsmaßnahmen trifft. Es ist sehr unwahrscheinlich, eine Erkrankung mit dem Corona-Virus im Friseursalon mit guten Hygienemaßnahmen zu bekommen.

Es wurde einfach pauschal beschlossen alles zu schließen, ohne auf die einzelnen Branchen zu schauen. Die Kunden fühlen sich sicher in den Friseur Salons, das bestätigen uns unsere Kunden regelmäßig.

Wurdest du für die Sendung gebrieft?
AMS: Ich musste mich selbst auf die Sendung vorbereiten. Meine Fragen musste ich vorher einreichen, am Ende blieb es nur bei einer Frage. Und ich durfte ein Video einreichen, was ich der Bundesregierung gerne sagen würden. Der Video Clip wurde in der Sendung ebenfalls eingespielt.

Warst du zufrieden mit den Antworten?
AMS: Nein, denn meine Fragen wurden nicht beantwortet. Herr Scholz hat außen rumgeredet und kam nicht auf den Punkt. Er hätte doch einfach sagen können: Wir haben Software Probleme und die Hilfen können erst im Februar beantragt werden. Er hätte sich vielleicht auch mal entschuldigen können oder Verständnis haben für unsere Situation.

Olaf Scholz meinte, dass die Umsatzregelung aus rechtlichen Gründen nur für die spezielle Situation entwickelt worden sei. Wir haben darauf aber kein Anspruch. Wieso werden Milliarden von Euros an die Lufthansa oder Tui ausgegeben? Wieso versucht der Staat sogar „Galeria Karstadt Kaufhof“, die gar keine Perspektiven haben, zu helfen? Wo sind unsere Hilfen?

Dein Resümmé?

AMS: Ich war zufrieden mit der Sendung. Mein Auftritt ging viral und viele waren dankbar, dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen. Die Sendezeit ist stark begrenzt und am Ende wurde ich abgeblockt.

Was wünschst du dir nun?
AMS: Der positive Zuspruch meiner Friseurkollegen bestärkt mich weiter zu kämpfen. Auch wenn die Situation sehr angespannt ist, beobachten wir, dass die Friseurbranche deutschlandweit zusammenrückt. Sollte der Lockdown verlängert werden, müssen wir entsprechend entschädigt werden. Das fordern wir von der Regierung. Die Hilfen müssen transparent und unbürokratisch sein.

Aber unser Ziel ist es, die Salons wieder zu öffnen. Wir Friseure haben eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, egal ob die Psyche oder Gesundheit, oder die Schönheit und das Ansehen.