Credit: Vlado Golub für keller the School

30.05.2016

Anastasios "Taso" Dimitriou reflektiert

Obwohl er früher nichts von größeren Unternehmen wie keller the schoolhielt, ist er genau dort gelandet. Und obwohl er Kunden der Türe verweist, kommen diese wieder. Er steht nicht gern still und reflektiert sich selbst beim Video-Dreh. Hier generiert das Sprachentalent schon mal 150.000 views und kassiert den ein oder anderen Daumen nach unten. Von ihm gibts Daumen hoch für das Konzept der L‘Oréal Beautyschool und seine kitschige Tangle Teezer mit Griff. Was ist ein Segen für die Branche und was sein Riesenwunsch an die Kollegen? Wir fragten nach ...

Fakten:

  • geboren und aufgewachsen in Athen
  • 1996 allein zu den Großeltern nach Deutschland
  • Ausbildung bei „Haarmonie“ in Pfullingen
  • seit 2004 bei Keller the school, Creative Trainer
  • seit 2010 Keller Partner HAIR'N'MORE in Stuttgart Degerloch

imSalon: Wer darf Sie „Taso“ nennen?
Anastasios Dimitriou: Alle meine Kunden und alle meine Freunde.

imSalon: Wollten Sie immer schon Friseur werden?
Ja, da hätte es nie was anderes gegeben! Mein Uropa war Herrenfriseur in Griechenland. Da kam ich auch das erste Mal mit dem Beruf in Berührung. Ich hab da schon als kleines Kind Männernacken abgepinselt und mit 12, 13 Jahren meine ersten praktischen Erfahrungen gemacht. Damals fing ich an, meinen Freunden die Haare zu schneiden, da kam das Interesse für den Job von allein.

imSalon: Nach der Ausbildung in einem kleinen Salon in Pfullingen, wie kamen Sie zu Keller the school? Eigentlich wollten Sie zurück nach Athen…
Private Gründe, wie das Leben eben so spielt. (lacht) Früher hielt ich persönlich nichts von solchen großen Unternehmen wie Keller the school, ich mochte die familiäreren, kleineren Salons lieber. Aber meine Freundin arbeitete mit Begeisterung bei Keller in Ludwigsburg und ja, gleich nach meinem Militärdienst 2004 hab ich dort angefangen: mittwochs wurde ich in Kreta beim Militär entlassen und freitags hatte ich den Job bei Keller.

imSalon: Was schätzen Sie an diesem, Ihrem Unternehmen?
Dass es keinen Stillstand gibt, wir immer auf dem aktuellsten Stand sind. Ich schätze die Aufstiegsmöglichkeiten und Bildungskonzepte. Dass ich unzählige Seminare und Schulungen bekommen kann, vom Lehrlingsseminar über Kommunikation bis hin zur Rezeption. Das kann ein kleines Unternehmen in diesem Umfang nicht bieten. Hier kann ich mich rauf arbeiten und es ist, ehrlich gesagt, auch finanziell ein Ansporn, alles zu geben. 

"In Zeiten des Nachwuchsmangels müssen wir alternative und moderne Wege gehen."

imSalon: Thema L‘Oréal Beautyschool - im Oktober 2016 startet der erste Lehrgang der Kompaktausbildung. Keller the school ist eine von vier Partnerakademien in Deutschland. Das Ziel: der staatlich anerkannte „L’Oréal Master of Professional Beauty“, Haare und Make-Up. Kann das gehen? In 12 Monaten? 
Ja, das geht! Es wird ein sehr komplexer Studiengang sein, eine Vollzeitschule mit wechselnden, streng ausgearbeiteten Modulen in Praxis und Theorie. Die letzten Wochen werden die Schüler bei L‘Oréal in der Akademie in Düsseldorf verbringen. Und nach drei Jahren, in denen die Absolventen viel Berufserfahrung im Salon sammeln, ist es möglich, zur Meisterprüfung anzutreten. Das ist das erste Projekt dieser Art, und in den Zeiten des Nachwuchsmangels müssen wir alternative und moderne Wege gehen. 

imSalon: Wie sind Sie als Creative Trainer involviert?
Ich werde bestimmt den einen oder anderen Schulungstag übernehmen, meine Schwerpunkte liegen bei Schnitt und Styling im kreativen Bereich.

"Die Leute, die dieses Geld in ihre Ausbildung investieren sind ein Segen für die Branche!"

imSalon: Bildung als Dienstleistung. Die Schule kostet Geld, knappe 9.500 Euro. Es gibt Förderungen wie das BAföG, Wohnzuschlag, Einkommensfreibeträge... Das spricht vor allem Neu- und Quereinsteiger an. Kann das die Lösung für das Nachwuchsproblem sein?
Ja, genau das! Mit den Förderungen kann man sich um 7.500,- Euro zurückholen. Die Leute, die das in ihre Ausbildung investieren, nehmen das ernst, die stehen zu 100 % hinter dem Job und sind ein Segen für die Branche! Mit der verkürzten Ausbildung ist man schneller fertig und hat weniger Verdienstentgang, weil man ja unmittelbar nach einem Jahr in den Beruf einsteigen kann und ein normales Gesellengehalt bezieht. Damit sprechen wir vor allem die jungen Leute an, für die eine dreijährige Ausbildung mit kaum Verdienst nicht infrage kommt.

imSalon: Aber wenn ich den Titel „L’Oréal Master of Professional Beauty“ trage, klingt das schon sehr einschlägig. Wo kann ich denn dann arbeiten? 
Überall in den Bereichen Haare, Make-up, Beauty Fashion und Fotoshooting. Es stimmt schon, L’Oréal war maßgeblich an der Entstehung des Konzeptes beteiligt, auch im Sponsoring, aber es ist ein staatlich anerkannter und geförderter Berufsabschluss. 

imSalon: Das besondere an der Ausbildung ist ja auch, dass alle Inhalte digital ausgerichtet sind, sprich über iPads und Computer. Sie selbst sind aktiv in Social Media, allen voran Facebook aber auch Twitter, Pinterest, Instagram. Wofür nutzen Sie diese? 
In erster Linie zur Werbung für meine Schulungskunden. Instagram und Facebook nutze ich gern, weil wir Friseure visuelle Menschen sind, die Bilder und Filme lieben und weniger Worte. Kurze, knappe Videos kommen immer gut an und verlinkt mit den einzelnen Social Media Seiten kann man das streuen.
Gute Farben machen und diese dann gleich ins Netz stellen, sind kostenlose Werbung für uns, sozusagen Appetizer für Farbveränderungen! Oder die Entstehung von Kollektionen im „Jetzt“ posten, denn heute wartet man nicht mehr bis zur Premiere eines Filmes und checkt sich dann „blind“ ein Ticket dafür. Heute will man vorher wissen, was einen erwartet. 

imSalon: Sie sind Keller the schools YouTube Star! Gibt es in der Produktion der Filmchen eine Regelmäßigkeit?Was mögen sie daran?
Ja, jeden Monat produziert Keller einen neuen Clip. Zum einen, um die Kunden zu besseren Styles zu inspirieren und zum anderen, weil diese Video-Drehs einfach viel Spaß machen, ein netter Ausgleich sind, man neue Ideen entwickelt und etwas über sich selbst lernt.

imSalon: Eine Art der Selbstreflexion? 
Natürlich. Ich habe auch schon Videos gehabt, mit denen ich selbst weniger zufrieden war, aber die trotzdem Zustimmung fanden. Da wird man eines Besseren belehrt. Und auf der anderen Seite gibt es Kommentare von „super toll“ bis „so ein Schwachsinn“. Das muss man aushalten. Ich gebe das auch in meinen Seminaren weiter, dass man lernen muss, nicht jeden Kommentar ernst zu nehmen, sondern sein Ding durchzuziehen und einen Shitstorm auch mal zu ertragen. Außer es ist konstruktive Kritik, die muss man annehmen! 

imSalon: Sind Sie oft für Keller the school unterwegs? 
Ja, die Hälfte der Wochenenden im Jahr bin ich unterwegs, hauptsächlich für Salonschulungen im deutschsprachigen Raum, viel in Österreich. Oder alle ein, zwei Jahre für L’Oréal´s Trendkollektionen.

imSalon: Wie verträgt sich das mit dem Privatleben? 
Naja, solange noch keine Kinder da sind, geht’s. Danach werde ich sicher kürzer treten müssen.

imSalon: Ein schöner Satz von einem Mann! Und was haben Sie immer dabei?
Gute Laune, Puppenständer, Werkzeug, Schulungsunterlagen – was halt gebraucht wird…
Und meine neueste Tangle Teezer mit Griff. In Lila und mit Strass! Die ist sooo kitschig! Man könnte sagen, die ist so etwas wie mein Maskottchen geworden.

imSalon: Auffällig bei Ihnen sind Ihre Tattoos. Welches ist Ihr Lieblingsmotiv?
Das an den Händen: Die linke und die rechte Hand zusammen ergeben das CD-Cover von meinem Jugendfreund Eazy-e, einem Rapper.

imSalon: Sie sind multikulti. Welche Sprachen sprechen Sie?
Englisch, deutsch, griechisch, serbokroatisch, spanisch.

"Ich versuche ruhig und sachlich Antworten zu vermitteln und Techniken bildlich zu erklären."

imSalon: Als Trainer: Gibt es etwas, dass Sie zu Ausbildungszeiten genervt hat und was Sie jetzt versuchen, anders zu machen? 
Ja, das gab es einige Momente. Aber was mich immer besonders genervt hat, war, wenn die Trainer einen nicht ernst genommen haben und man auf brennende Fragen keine Antworten bekommen hat. Ich versuche ruhig und sachlich Antworten zu vermitteln, Produkte und Techniken bildlich zu erklären, Unklarheiten genau zu analysieren und zu helfen, Probleme zu beheben, statt abzublocken.

imSalon: Unschöne Kundenerlebnisse - haben Sie eines für uns? 
Da gibt es immer wieder mal welche. Vor ein paar Wochen beispielsweise mit einer langjährigen Kundin, die immer wieder mal schlechter gelaunt ist und mit allem Möglichen unzufrieden. Sie wollte Freitagnachmittag spontan dran kommen. Ich konnte aber nicht, hatte ihr angeboten, abends länger zu bleiben oder sie am nächsten Vormittag einzuschieben, aber nichts war ihr recht. Als sie dann demonstrativ ihre Jacke ausgezogen hat, um da zu bleiben, habe ich sie höflich der Tür verwiesen. Zwei Wochen später kam sie wieder und alles war vergessen. Daran sieht man, manche Kunden brauchen eine härtere Hand (lacht). 

"Ich bezahle, also entscheide ich auch, wie es gemacht wird ? ... WIR sind die Fachmänner!"

imSalon: Und die Wahl des Friseurs ist doch personenabhängig?!
Ja, das sicher! Das Schlimme ist, wie sich die Einstellungen mancher Kunden geändert haben: Ich bezahle, also entscheide ich auch, wie es ausschauen und funktionieren soll. Und sie glauben, uns den Job erklären zu müssen. In diesen Fällen müssen wir natürlich bestimmt und ruhig entgegen halten und aufklären! Denn wir sind die Fachmänner und wissen was geht und was nicht.

imSalon: Haben Sie berufliche Vorbilder?
Ja, einen jungen Mann in London, den man nicht so oft nennt: Cos Sakkas, Creative Director bei Toni&Guy. Er macht sehr viel Fashion, ich schau ihn immer wieder gern in London an, er verkörpert für mich alles im Trainerwesen, was ich wichtig finde.
Und natürlich Tim Hartley

imSalon: Ihr Wunsch an die Branche? 
Ich habe einen Riesenwunsch: Ich hätte gern, dass wir Friseure uns endlich am Riemen packen und bewusst machen, dass wir ein angesehener, toller Berufsstand, mit tollen, offenen und kreativen Menschen sind und nicht der kleine, unbedeutende Friseur von nebenan mit schlechtem Verdienst und schlechten Arbeitszeiten!

Das Interview führte Katja Ottiger

Weitere Angaben
Fotocredit:ganz oben: Vlado Golub für keller the School Andonis Vassiliadis Photographie für imSalon.de Alois Müller | www.amfotos.com für imSalon.de