Credit: Paul-Lennart Höker, Höker Medien

23.10.2025

„Ab 250€ ist bei uns Ratenzahlung möglich“

Ob Balayage um 250€ oder Extension um mehrere 1.000€: Saloninhaber Hans Wieghorst bietet eine transparente Ratenzahlung an, arbeitet bargeldlos und erhöht regelmäßig Preise in Gruppen.

Juliane Krammer im Interview mit Hans Wieghorst

imSalon: Hallo Hans, du hast einen Zusatzservice etabliert, der hohe Wellen schlägt ...
Hans Wieghorst:
Ja, die Ratenzahlung. Diese haben wir vor fünf Monaten eingeführt.

Was war der Grund dafür?
HW
: Hochwertige Services wie Extensions, Haarverdichtung oder -verlängerung kosten teils mehrere 1.000€. Ich möchte KundInnen mit Bedarf eine leistbare Lösung bieten. Bei Oberkopfverdichtungen liegen wir teils bei knapp 3.000 Euro – ohne Raten konnten sich das manche nicht leisten.

Ab welcher Summe bietest du Ratezahlung an?
HW:
Das startet bei hochwertigen Farbbehandlungen oder auch bei kleineren Extensions und Haarauffüllungen ab rund 250€.

Wie viele Raten sind zu bezahlen?
HW:
Die Kunden leisten die Anzahlung, nehmen die Dienstleistung wahr und zahlen den Restbetrag auf zwei Raten. Wenn wir jetzt bei einer Sonderanfertigung wie einer Oberkopfverdichtung mit rund 4.000€ sind, dann nehme ich 800 Euro als Anzahlung und der Rest wird auf 12 Teilzahlungen geleistet. Wir vereinbaren die Ratenanzahl

Wie hoch ist die Anzahlung?
HW:
Bei niedrigeren Summen 25 %, bei hohen Summen 20 %. Wichtig ist, dass die Mehrwertsteuer abgedeckt ist, weil ich sie sofort abführe.

Wer nutzt das Angebot?
HW:
KundInnen mit geringerem Budget, häufig auch Jüngere oder Studierende. Für viele ist es eine echte Erleichterung, nicht monatelang mit einer ungeliebten Haarfarbe oder kahler Stelle leben zu müssen.

Gibt es ein Alterslimit?
HW:
Ab 18 ist eine Ratenzahlung möglich. Wir sind nicht Temu. Ich bin mir meiner Verantwortlichkeit bewusst. Ich will hier nicht Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Ich werde bei diesen Personen auch nicht Produkte und Zusatzdienste anwerben, wenn ich weiß, dass das Geld knapp ist.

Wie viel Ratenzahlungen schließt ihr monatlich ab?
HW:
Drei bis vier.

Dient die Ratenzahlung eher Bestands- oder NeukundInnen?
HW: Beides. Geplant war es nicht, aber wir gewinnen dadurch tatsächlich auch NeukundInnen.

Wie habt ihr das kommuniziert?
HW: Nur über unsere Website, aber dort sehr sichtbar platziert. Es gab keine Social Media oder Google Kampagne. Zufällig hat eine lokale Journalistin auf unserer Webseite über die Ratenzahlung gelesen, sie schrieb darüber und so sprach es sich rum.

Gibt es einen Vertrag?
HW: Ja, bewusst schlank auf zwei DIN-A4-Seiten, gut lesbar. Darin stehen Name, Adresse, Geburtstag, Telefonnummer, Leistung, Anzahlung sowie Anzahl und Höhe der Raten. Fertig. Kein Kleingedrucktes.

Fallen Zinsen oder Gebühren an?
HW:
Nein.

Macht ihr einen Bonitätscheck?
HW:
Nein. Wir setzen auf Vernunft und Vertrauen. Eine SCHUFA-Auskunft kann heute gut und morgen schon veraltet sein.

Ist Ratenzahlung im Kassensystem integriert?
HW:
Ja, die Teilzahlungen werden dort überwacht. Wir benötigen die Bankkarte oder Kreditkarte der Kundschaft für den automatischen Bankeinzug der Raten. Bargeld wollen wir seit drei Jahren nicht mehr sehen.

Warum?
HW:
Ich habe keine Lust das Damoklesschwert der Barzahlung über mir hängen zu haben. Wir Bargeld-Empfänger und Dienstleister geraten permanent unter Generalverdacht Schwarzgeld zu nehmen. Nach einer unangenehmen Kassenprüfung war für mich klar: nur noch Karte.

Wie geht ihr mit Trinkgeld in einem Salon ohne Bargeld um?
HW:
Trinkgeldboxen gibt es nach wie vor. Denn Trinkgeld über das Kassensystem abzurechnen ist ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand.

"Wir erhöhen unsere Preise in Gruppen."

Wenn wir schon beim Thema Geld sind. Wie gehst du mit dem Thema Preisgestaltung um?
HW:
Die letzte Preiserhöhung war im Juli 2025 allerdings nur bei Haarschnitten und Styling. Wir erhöhen unsere Preise in Gruppen. Im November letzten Jahres passten wir die Preise der Farbehandlungen an. Wir lagen zuletzt bei einem Stundenpreis von ca. 90 Euro. Spätestens im Januar müssen wir erneut nachziehen, weil die Löhne in NRW vernünftig angepasst wurden und die Tarife steigen. Meine Mitarbeitenden waren immer 20-30% über den Tariflohn eingestuft, das behalte ich bei. Ich kann nicht sagen: „Leute jetzt habt ihr Pech gehabt!“ Ich will meine Mitarbeiter nicht im Niedriglohnsektor entlohnen, deswegen müssen die Preise rauf.

"Wir haben diesen Preis kalkuliert, den brauchen wir! Wenn wir diesen Preis nicht am Markt durchsetzen können, wird uns das Marktgeschehen wegfegen."

Kommt eine Ratenzahlung preissensiblen KundInnen entgegen?
HW
: Nicht unbedingt. Wer Preise diskutieren will, tut das auch bei Raten. Wir stehen zu unseren kalkulierten Preisen. Für „preisgünstiges“ Service gibt es genügend Alternativen. Ja, bei Erhöhungen gehen auch KundInnen – dafür kommen andere.
Manche versuchen zu diskutieren, aber da gibt es keinen großen Entschuldigungsbedarf. Wir sind selbstbewusst genug, um zu sagen: Wir haben diesen Preis kalkuliert, den brauchen wir! Wenn wir diesen Preis nicht am Markt durchsetzen können, wird uns das Marktgeschehen wegfegen. Alle kann man damit nicht glücklich machen. Das ist keine Arroganz. Dieses Denken zahlt auch in das Image der Branche ein.

Soll heißen, höhere Preise stehen für besseres Branchen-Image?
HW:
Ja, dem Friseurhandwerk wären viel Diskussionen erspart geblieben, hätten wir schon vor Jahren den Mut gehabt, vernünftige Gehälter zu zahlen und anständige Preise zu verlangen.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!