Credit: Marius Grobecker | zur Verfügung gestellt von Tondeo

07.03.2023

Scheren-Ergonomie und Arbeitssicherheit: Handgesundheit bei Friseuren

Die Anzahl der täglichen Schließbewegungen einer Friseurschere ist enorm - gleichzeitig ist kaum etwas so individuell und unnachahmbar wie der eigene Bewegungsablauf. Welche Auswirkungen Scherenformen auf die Ergonomie haben und welche Vorkehrungen für Arbeitssicherheit getroffen werden sollten...

Um auf die individuelle Ergonomie einer jeden Friseurin eingehen zu können, gibt es sehr unterschiedliche Formen und Modelle bei Haarscheren. Eine hochwertige Schere ist ein gut abgestimmtes Präzisionswerkzeug und erleichtert das Arbeiten enorm. Die Form ist darauf ausgerichtet, eine natürliche Handhaltung zu ermöglichen, um so Fehlstellungen des Handgelenks und Ellenbogens zu vermeiden. Dies wirkt unter anderem Verspannungen entgegen.

Wichtig für Ergonomie: Scherenform

Bei Friseurscheren gibt es unterschiedliche Formen. Die klassische Form (im Bild oben) hat beide Griffringe in Symmetrie, ähnlich einer Haushaltsschere. 

Die sogenannte "Offset-Scheren-Form" (im Bild mittig) hat sich im Friseurhandwerk durchgesetzt. Sie ist erkennbar an einer angewinkelten Blatt-Griff-Positionierung, bei der der Daumenring nach hinten versetzt ist. Das kommt der natürlichen Form der Hand entgegen und verbessert die ergonomische Haltung. Viele Friseurscheren haben eine ergonomische Fingerauflage und geformte Griffringe.

Als ergonomische Erweiterung zur Offset-Form (im Bild unten), gibt es die "Crane" Form mit einem stark verkürzten und nach unten abgewinkelten Daumengriff. 

Ergonomie im Daumenring einer Schere

Eine bequeme Fingerhaltung in den Ringen ist wichtig. Viele hochwertige Scheren bieten ergonomische Features - wer Probleme mit der Handhaltung hat, kann beim Scherenkauf diese Extras im Hinterkopf behalten. 

Ergonomische Features Daumenring | Credit: Jaguar

Der Daumen dreht im Daumenring mit, dadurch können Reibungen und Druckstellen entstehen. Um dies zu reduzieren, gibt es weiche Ringe zum Einlegen im Daumenring (Bild 1). Ein drehbarer Einsatzring (Bild 2), der mit den natürlichen Bewegungen mitdreht, verhindert diese Reibung. Bewegliche Daumenaugen (Bild 3) folgen der Bewegung des Daumens und vermeiden Druck. Ergonomisch abgewinkelte Daumenaugen (Bild 4) folgen der Bewegung des Daumens und verringern Druck und Fehlhaltungen. 

Essenziell für Ergonomie: Die Gängigkeit einer Schere

Die Gängigkeit bezeichnet den Kraftaufwand, der für Öffnen und Schließen der Schere gebraucht wird. Sie ist eines der wichtigsten Elemente, die eine hochwertige Schere ausmachen und hat einen direkten Einfluss auf Komfort und Handgesundheit. Die Gängigkeit beschreibt die Spannung, die zwischen Klingen und Verschraubung erzeugt wird und kann auch ohne einen Fachmann eingestellt werden.

Eine Friseurschere verleiht man nicht!

Es wird empfohlen, erst nach 6 Monaten die Schraube selbst zu justieren, da eine neue Schere Zeit braucht, um sich an den individuellen Druck der Besitzerin einzustellen. Deshalb sollte man seine Schere auch nie jemandem borgen - weil sie sich bereits perfekt auf deine Arbeitsweise eingestellt hat. 

Wie stelle ich die Schraube und Gängigkeit meiner Schere richtig ein?

Die Festigkeit der Schraube ist für die Gängigkeit wichtig. Eine niedrige Schließkraft reduziert den Kraftaufwand beim Schneiden und damit die Ermüdung der Hände. Eine falsch eingestellte Schraube führt dazu, dass die Schere schiebt, Haare abknicken oder die Schneiden beschädigt werden.

So stellt ihr die Gängigkeit eurer Friseurschere ein

  • Schere am Daumenauge mit einer Hand - Spitze nach oben - festhalten
  • Schere mit der anderen Hand öffnen und loslassen, sodass die Schere zufällt (Bild 1)
  • Die Schneiden sollten im 45° Winkel offen bleiben (Bild 2)
  • Ist dies nicht der Fall, fällt die Schere weiter auf (Bild 3) oder ganz zu (Bild4): Schraube anziehen oder lockern, bis der gewünschte 45° Winkel erreicht wird

Tipps vom BGW: Arbeitssicherheit mit Friseurscheren

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bietet zahlreiche Tipps, um Arbeitsunfälle mit Scheren im Salon zu verhindern.

  • Achten Sie bei der Gestaltung der Arbeitsplätze auf ausreichende Bewegungsfreiheit.
  • Sorgen Sie für eine angemessene Beleuchtung am Arbeitsplatz.
  • Zur Verbesserung der Griffsicherheit rüsten Sie Scheren mit Einlagen nach.
  • Sichern Sie spitze und scharfkantige Arbeitsmittel durch Schutzhüllen, Köcher oder Klappmechanismen.
  • Weisen Sie Ihre Mitarbeiter darauf hin, dass scharfe und spitze Instrumente nicht ungesichert abgelegt oder in der Kleidung getragen werden dürfen.
  • Sorgen Sie für die regelmäßige Desinfektion der Arbeitsgeräte - mindestens einmal an jedem Arbeitstag und nach Verletzungen.

BGW Tipps zur Scheren-Ergonomie:

  • Damit die Gelenke und Sehnen beim Haareschneiden geschont werden, sollten die Scheren gut in der Hand liegen und passend für die individuelle Fingerdicke sein.
  • Es gibt auch Scheren für Rechts- oder Linkshänder.
  • Je besser die Schere ist, umso leichter lässt sie sich öffnen und schließen (Schließkraft).
  • Die Schließkraft sollte so gering wie möglich sein und kann teilweise eingestellt werden.
  • Durch regelmäßige Pflege und Wartung lässt sich die Leichtläufigkeit und Lebensdauer einer Schere erhalten.