Credit: imSalon Grafik | AdobeStock Jessica

11.06.2025

Das steckt hinter dem Preis einer tollen Frisur beim Friseur 2025

Was bleibt dem Salon vom Waschen – Schneiden – Föhnen? Auf den ersten Blick scheint der Preis für einen Friseurbesuch klar: beispielsweise 119 Euro. Doch wie viel davon bleibt tatsächlich beim Unternehmer oder der Unternehmerin? Die Antwort überrascht…

„Zu teuer?“ – Dann lass uns über echte Kosten sprechen

„Frisur zu teuer? Dann lass uns mal über echte Kosten reden!“ – So oder ähnlich könnte eine ehrliche Antwort an eure KundInnen lauten, die sich über den Preis beschweren. Denn vom Gesamtbetrag bleibt am Ende richtig wenig übrig. Der Großteil fließt direkt ab – in Kosten, die beim Blick in den Spiegel kaum sichtbar sind, aber essenziell für den Salonbetrieb.

Im Vergleich zu 2024 haben sich einige Kostenpositionen im Jahr 2025 deutlich verändert: Personalkosten sind gestiegen, ebenso Mieten und Produktpreise. Jeder wirtschaftlich arbeitende Unternehmer gibt gestiegene Kosten weiter – ob Vermieter, Krankenkassen oder Lieferanten aus der Industrie. Auch Friseurunternehmer müssen dies tun, sonst droht Ihnen ein sattes Minus, wie Peter Zöllner im aktuellen Bericht „Kostenexplosion“ darlegt.

Nachfolgendes Rechenbeispiel – mit Dank an Peter Zöllner, Unternehmensberatung, für die Mitarbeit und den Input – zeigt wie die Realität ausschaut.

RECHENBEISPIEL: Was bleibt vom Friseurpreis?

Ausgangsbasis: Durchschnittlicher Preis eines Friseurbesuchs inklusive Mehrwertsteuer:
Waschen, Schneiden, Farbauffrischung, Föhnen = 119,00 €

Zur besseren Übersichtlichkeit wird hier mit 119 € gerechnet. Der Betrag kann natürlich je nach Salon/ Dienstleistung variieren.

Bruttopreis: 119,00 € = 119 %
Davon gehen 19,00 € (19 %) direkt an den Staat – als Mehrwertsteuer.

Übrig bleibt der Nettopreis 100,00 € (= 100 %) – und von diesen 100 € müssen sämtliche Kosten des Salonbetriebs gedeckt werden:

So verteilen sich die 100 €:

  • 64 € (64 %): Löhne, Gehälter inkl. sämtlicher Lohnnebenkosten und Sozialabgaben, Urlaubs-/Krankheitsausgleich sowie das Meistergehalt des Chefs
  • 11 € (11 %): Produkte (Shampoo, Conditioner, Farbe, Stylingprodukte, etc.)
  • 11 € (11 %): Miete und Betriebskosten
  • 3 € (3 %): Werbung & IT (Flyer, Deko, Website, Kassensystem usw.)
  • 3 € (3 %): Energie/ Wasser (Waschmaschine, Licht, Klimaanlage, Heizung etc.)
  • 2 € (2 %): Reinigungskosten – für tägliche Hygiene und Sauberkeit
  • 1,75 € (1,75 %): Versicherungen, Beiträge, sonstige Steuern (Haftpflicht, Gewerbesteuer, Handwerkskammer etc.)
  • 1 € (1 %): Weiterbildung und Seminare für qualifiziertes Personal
  • 1 € (1 %): Bankkosten (Kontoführung, Kartengebühren)
  • 0,75 € (0,75 %): Werkzeuge, Reparaturen, Instandhaltung
  • 0,75 € (0,75 %): Getränke für Gäste (Kaffee, Tee, Wasser – selbstverständlich inklusive)
  • 0,50 € (0,5 %): Sonstiges (Blumen, Zeitschriften, Ambiente etc.)
  • 0,25 € (0,25 %): Gewinn oder Rücklage – für z. B. Renovierung, neue Ausstattung, Ersatzanschaffungen
     

Harte Realität: Manchmal bleibt nichts übrig

Trotz dieser sorgfältigen Aufstellung mit Durchschnittswerten: In vielen Fällen reicht das nicht. Denn zahlreiche Kosten – wie Miete, Personal, Produkte, Bankgebühren, Software, Reinigung – steigen kontinuierlich, ohne dass der Salonbetrieb Einfluss darauf hat. Ohne adäquate Preisanpassung müssen, um Verluste zu vermeiden, andere Posten gekürzt werden: etwa in Weiterbildung, Gästebewirtung oder Reparaturen.

Laut Berechnungen der Unternehmensberatung Peter Zöllner entsteht bei aktueller Kostenlage im Jahr 2025 ein Verlust von durchschnittlich 3 % pro KundIn. In unserem Beispiel wären das 3,00 €, die der Salonbetrieb draufzahlt, um die Dienstleistung überhaupt zu erbringen.

Freilich ist das nur ein Durchschnittsszenario – in München etwa sind Mieten höher als in ländlichen Regionen. Nachhaltige Salons haben oft höhere Produktkosten. Doch bundesweit liefert dieses Modell ein realistisches Bild.

Personalintensive Leistung = ehrlicher Preis

Das Friseurhandwerk ist eine personalintensive Dienstleistung. Umsatz entsteht durch Handarbeit, nicht durch Produktverkäufe mit hohen Margen wie z. B. in Autowerkstätten. Dort wird der Stundenlohn zusätzlich durch Materialkosten (Ersatzteile etc.) gestützt – im Salon nicht. Ebenfalls sind Handwerksstunden in fast allen anderen Gewerken wesentlich höher angesetzt.

Unsere Kalkulation berücksichtigt noch nicht einmal die gesamte Zeit, die für Beratung oder organisatorische Tätigkeiten rund um den Kundenbesuch anfällt. Um trotzdem wirtschaftlich zu arbeiten, bedarf es klarer Kalkulation – ein Thema für sich.

Transparenz schafft Verständnis

Diese Kostenübersicht hilft, KundInnen wie auch Mitarbeitenden zu verdeutlichen, wofür der Preis steht und warum er fair ist. Wenn also jemand glaubt, ihr „schröpft“ oder verdient übermäßig – zeigt die Details.

Und steht selbstbewusst dazu:
Ihr dürft – und sollt – mit eurer Arbeit Geld verdienen - Ihr seid es wert.

Ihr habt Fragen zum Thema? 

Neu bei imSalon:
„imSalon Nachgehakt!“ – Der interaktive Live-Talk

Aktuelle Ausgabe: Kostenexplosion & Preisanpassung 2025

26. Juni 2025 | 19:00 Uhr | Online
Mit: Raphaela Kirschnick & Gäste Bianca & Peter Zöllner
Begrenzte Plätze – max. 50 TeilnehmerInnen

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